Sankt Lucia - Römischer Weihestein

Ueß, Gemeinde Ueß

Beschreibung
Bekanntlich widmeten die Römer ihren Gottheiten Tempel, Kultstätten und Altäre. Von den Altären sind am bedeutendsten die sogenannten Votivsteine. Gemeint sind hiermit die — zumeist nur beschrifteten, hier und da auch zusätzlich mit bildlichen Darstellungen versehenen — Steintafeln, die auf Grund eines Gelübdes einem oder mehreren Göttern errichtet wurden. Die Pfarrgemeinde Uess kann stolz darauf sein, einen solchen Weihestein zu besitzen; er trägt die Inschrift: "IN H. D. D. DEO MERKU RIO EXCINGIORIGATI ET ROSMERTE C. SATURNINIUS VIRIAUCUS V. S. L. L. M. AEDEM D. D.. Die Beschriftung bedeutet, daß C. Saturninius in Erfüllung eines Gelübdes dem Gott Merkurius Excingiorigatus (Gott des Handels) und der Göttin Rosmerta diesen Stein weihte. Gelegentlich wurde die Ansicht geäußert, daß der Stein aus den Steinbrüchen des Brohltales stamme und auf seinem Transport zur Mosel in Uess geblieben sein könnte. Wahrscheinlicher dürfte jedoch sein, daß er Bestandteil der römischen Tempelanlage, von der unten die Rede ist, gewesen ist. Später, das heißt seit der fränkischen Zeit und nach der Christianisierung unseres Raumes, fand die beschriftete Kalksteinplatte — wie viele derartiger Kulturgegenstände — als Altarplatte, in diesem Fall in der Uesser Pfarrkirche, Verwendung, woraus sich die rechteckige eingemeißelte Vertiefung in der Mitte der Platte, in der christliche Reliquien aufbewahrt wurden, erklären läßt. Dr. O. v. Fisenne hat sicherlich nicht übertrieben, wenn er den Weihestein (in der Beilage der "Rhein-Zeitung vom 11. 2. 1961) als "seltenes kulturhistorisches Zeugnis bezeichnete. Schließlich ist bemerkenswert, daß der Weihestein vor Jahren eine Zeitlang unseren französischen Nachbarn als Leihgabe für eine Ausstellung überlassen worden war. [1]

Fundstelle 1295,
Bei Arbeiten am Kirchturm von Ueß wurden 1963 römische Keramikscherben gefunden (verschollen). Im Inneren der Kirche dient eine römische Spolie als Tischplatte des Altars. Es handelt sich um eine Sandsteinplatte (81 x 52,5 x 12 cm) mit einer Weiheinschrift für die Gottheiten Mercurius Excingiorias (oder Excingioriates) und Rosmerta.

Nach Hagen (Bonner Jahrb. 139, 1934, 225) gehört die Inschrift frühestens der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. an. Der ursprüngliche Standort der Platte ist unbekannt.

Bonner Jahrb. 139, 1934, 224f.; Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete 43/44, 1980/81, 437
in: Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 63. Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a. M. Fundstellenkatalog von: Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006 [2]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Fundstellen
Zeit:
Zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Chr.
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.935493
lat: 50.254037
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1977/hjb1977.8.htm

Datenquellen
[1] Franz Josef Ferber in Heimatjahrbuch Daun 1977: Zeugen römischer Vergangenheit in der Pfarrei Uess. http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1977/hjb1977.8.htm
[2] Fundstellenkatalog: Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006

Bildquellen
Bild 1: Von Thomas Hummel - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110787588

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.12.2021
Interne ID: 10079
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=10079
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