Ehemalige Lochmühle am Sirzenicher Bach

Trier-West/Pallien, Stadt Trier Mühlenweg 7

Beschreibung
Bereits für das Jahr 1259 ist ein Müller Friedrich zu Pallien erwiesen und in der Volleiste der Jahre 1363/64 werden gleich zwei genannt: „Heynze Groisman der mulener", der wohl auch zu Pallien wohnt, und „Henkin Dympe, der mulener van Palean", der „Yn Walravenugasse", das ist die heutige Walramsneustraße, seine Behausung hat. Die Lochmühle in Pallien, von der nun weiter die Rede sein soll, wird 1283 schon als „alte Mühle im Loch" bezeichnet. In der genannten Urkunde vom 14. Februar 1283 schenkten „Ludwig genannt Vrais und seine Gattin Christina der Abtei Himmerod jährliche Kornzinsen aus einer Mühle am Ufer des Sirzenicherbaches, die alte Mühle im Loch genannt (supra ripam que dicitur seircinicherbach et quod molendinum appellatur vetus molendinum in foramine...), wie auch von der Hälfte einer andern Mühle, die weiße (album) genannt, an demselben Sirzenicherbach gelegen". Eine Erweiterung dieser Ur­kunde vom 8. Februar 1284 bringt noch den Zusatz: „... von der alten Loch­mühle ..., welche auch an die Paulinskirche Grundzins zu entrichten hat, sowie noch einen Kornzins aus der Weißmühle oberhalb an demselben Bache." Wo diese letztgenannte Weißmühle gelegen hat, ist nicht mehr feststellbar, sie wird in späteren Urkunden nicht mehr genannt.

1415 befindet sich die Lochmühle bereits im Besitz des Kapitels des Stiftes von Sankt Paulin. „Uf Unserer Lieben Frawen Abendt Assumptio Beatae Mariae Virginis" (15. August) bekennt „Jäckel genannt Groß Jäckel, Mullener, wohnhaftig zu Pallien uf Sirzenicher Gericht, gehörig zu der Propsteien zu Sankt Paulin bei Trier", daß er von Dechant und Kapitel des Stifts Sankt Paulin ihre beiden Mühlen, die oberste genannt die Lochmühle und die nächste „nieden daran ge­nannt die Kestenmühle", gelegen zu Pallien, mit allem Zubehör für zwei Vierzeln Korn trierischer Maßen, an den Propst zu liefern, und „siebeneinhalb gute schwere Gulden" an den jeweiligen Kellner des Kapitels zu zahlen auf Lebenszeit und nicht länger, gepachtet hat.

1507 Donnerstag nach Cantate (6. Mai) pachten Johann von Meckel und Süngen (Sannchen, Susanna) von dem Alten Hoff, Eheleute und „nach ihrem Tod eines ihrer Kinder", die Mahlmühle des Stiftes Sankt Paulin zu Pallien. Die Pacht beträgt jährlich drei Gulden an Münzen, „alß zu Trier uff der Kisten genge", jährlich zu zahlen an Sankt-Martins-Tag ohne jeden Verzug.

27 Jahre später, am 1. April 1535, pachten die Eheleute Peter von Kell und Süngin von dem Altenhof (wohl der 2. Ehemann der oben genannten Süngen) Haus und Mühle — genannt Sankt-Paulins-Mühle — für ihrer beider „Lebentag lang" und eines ihrer Kinder, falls sie deren bei ihrem Tode nachlassen werden.
Der folgende Pachtbrief, datiert vom 16. September 1577, ausgestellt für die Beständer [= Pächter oder Mieter Red.] Bastgen von Dahlem und Barbara von Sirzenich, wohnhaft zu Pallien, gibt eine genaue Beschreibung des gesamten Mühlenberinges. Es heißt hier: „An­fänglich ein Mark an der Straßen uf der rechter Hand bey dem Garten der ihnen zugehört heitzet der gefallender Feltzen undt weiset rieht langst den Berg uf die Linkhandt bis hinder die Mülle uf ein Feltz darin ein Creutz gehauwen ist, von der Feltz über die Bach undt den Weg an ein Mark, stehet in der Hecken am Garten nebent dem Haus. Von der Marken den Weg langst, als lang der Garten ist, uff ein ander Mark auch in der Hecken, welcher Garten an ihr eigen Gut stosset doch verscheidtlich darvon den Berg rieht hinuf gegent der Mitten des Bergs under einem großen Baum noch ein Mark, von der hinforters den Berg hinuf bis über die Hochstraß auch ein Mark, undt alsdann uff die rechthandt langst einen Kechen ( = Kirschen) und einer Reyen (= Reihe) Eichen-Bäum nach Ottershäußgen (= Schneidershof) zu, nicht weit darvon auch ein Mark, von der dan den Berg rieht hinab bis an die vorige erste Mark. Inwendig deme benennten Bezirk ein Wohnhaus mit seiner Scheuren, zween Ställ, ein Backhauß, eine Mülle, Garten, ein Berg mit Baumen, Schiffellandt undt Ackerlandt, alles deren Herren frey eigen Güter", welche die Beständer von der Stunde an lebens­lang „gebrauchen" dürfen. Die Kosten für Reparaturen an Mühleisen, Mühlrad und Mühlsteinen sind vom Pächter zu tragen. Ansonsten können sie frei schalten und walten, „alß Landtgebrauch" und üblich ist, „auch einem getreuen und from­men Lehenmann gehoert". An Pacht sind jährlich auf Sankt Matthias apostoli zwei Goldgulden an den Kellner des Stifts zu zahlen. Wie lange diese Pächter die Mühle betrieben, ist nicht bekannt.

1591 bis 1593 wird ein Müller Jakob, verheiratet mit einer Barbara, in Pallien genannt. Er kauft propsteiliche Güter für sich und seine Nachkommen — unter Ausschluß seiner nicht näher genannten Stieftochter.
Die nachfolgenden Beständer sind nun nicht mehr mit letzter Sicherheit zu ermitteln, doch scheint die Mühle noch bis zum Jahre 1634 dauernd in Betrieb gewesen zu sein, da von 1630—34 noch ein Müller Heinrich in der Lochmühle genannt ist. Sie hat aber dann irgendwann in den Unruhen des Dreißigjährigen Krieges Schaden genommen, und im Pachtbrief vom Jahre 1638 (ohne Datum), ausgestellt für Gerlach Müller aus Dörbach und seine Ehefrau Gertrud, die die Mühle für 27 Jahre pachten, heißt es ausdrücklich, daß die Eheleute auf ihre eigenen Kosten, ohne Zutun des Stifts, die Mühle wieder in guten baulichen Zustand zu setzen und zu halten haben. „Danach" sollen sie oder ihre Erben jedes Jahr dem jeweiligen Stiftskellner „Uff Sankt Stephani Protomartyris" (26. De­zember) vier Malter guten mühlengaren Korns und einen Goldgulden in Geld ohne Säumnis und Verzug liefern.

1658 kommt es zu Schwierigkeiten mit dem Rat der Stadt Trier, der versucht, die Stadtmühle zur Bannmühle zu erklären und den außerhalb wohnenden Müllern, darunter auch der Lochmüller, die tägliche Einfuhr in die Stadt zu verbieten. In einem Gesuch des Stiftes Sankt Paulin in dieser Angelegenheit wird wieder das sehr hohe Alter der Lochmühle betont. Es hießt hier ausdrücklich: „... weilen diese Mülle under denen allen die älteste...". Der Streit wird am 23. Dezember 1658 zugunsten des Müllers entschieden. Er darf wie von „alters" frei und beliebig oft in die Stadt ein- und ausfahren (zur Aus- und Einfuhr seiner Waren). Gerlach Dörbach — wie er später genannt wurde wegen seiner Herkunft aus Dörbach, Kreis Wittlich — starb in der Mühle am 1. 10. 1672, war also noch viele Jahre über seinen Pachtvertrag hinaus dort Müller. Sein direkter Nachfolger ist nicht bekannt. Spätestens aber zum 31. 1. 1682 erscheint mit Peter Lamberti (1684 auch Lampricht Peter in der Lochmüllen und Ehefrau Anna genannt) nun ein Name, der bis zum Untergang der Mühle im 19. Jahrhundert eng mit ihr verbunden bleiben sollte. Da kein Pachtbrief aus dieser Zeit erhalten ist, wissen wir nicht, ob er selbst Beständer oder nur Müller bei einem anderen Pächter war.
Peters Nachfolger wurde Heinrich Lamberti, der am 26. August 1720 mit seiner Ehefrau Maria das Wohnhaus und die Mühle des Stifts, zu Pallien im Loch gelegen, in Erbbestand erhält. An Pacht haben sie dafür jährlich an Sankt-Stephans-Tag „sechs Malter guten dürren mühlengaren Korns und zwei Gold­gulden an Geld" dem jeweiligen Stiftskellner zu Sankt Paulin zu liefern. Sollte jedoch durch Brand, Wasser oder „sonstiges Unglück" die Mühle zerstört werden, müssen die Beständer dieselbe binnen zwei Jahren auf eigene Kosten wieder aufbauen, jedoch entfällt für diese Zeit der Pachtzins. Weiter wird den Eheleuten auf ihr Bitten gestattet, neben der oben genannten Mühle noch ein „Klein-Mültgen" auf eigene Kosten an das Wohnhaus anzubauen. Es wird dabei aber zur Bedingung gemacht, daß die Eheleute alle Kosten übernehmen müssen, falls dem Stift Unannehmlichkeiten dadurch entstehen sollten, daß das Wasser für das Mühlchen eventuell über „fremden Boden" — das heißt also, der nicht zum Pauliner Bereich gehört — geleitet werden müsse. Der Pachtzins für dieses Mühl­chen wird auf viereinhalb Taler, die ebenfalls an Sankt-Stephans-Tag zu zahlen sind, festgesetzt.
Heinrich Lamberti, Müller und Kirchenschöffe, starb am 16. 12. 1751 und hinterließ aus zwei Ehen (I. Sankt Walburga am 3. 5. 1711 mit Maria Dam aus Liersberg, II. am 26. 12. 1729 mit Anna Maria Radermacher, ebenfalls Sankt Wal­burga) eine außerordentlich zahlreiche Nachkommenschaft. Seine Nachfolger in der Lochmühle waren:
1. sein Sohn Peter Lamberti, getauft Sankt Walburga 1. 6. 1721, verheiratet Pallien 3. 7.1752 mit Catharina Biewer aus Zewen. Er starb in Pallien am 27. 3. 1800.
2. Johann Lamberti, Sohn von Peter, getauft Pallien 29. 10. 1754, dort verhei­ratet am 27. 1. 1779 mit Eva Feilen aus Mesenich. Sämtliche Kinder in Pallien geboren, sicher dort bis 1788 ansässig. 1808 wohnt er in Ruwer, und sein 24 Jahre alter Sohn Peter Lamberti ist in Pallien Müller. Johann starb als Witwer in Trier am 16. Juli 1832.
3. Michael Lamberti, ebenfalls Müller, Sohn von Johann, getauft 9. 11. 1779, verheiratet Pallien 25. 1. 1808 mit Petronella Theisen aus Aach, gestorben am 16. 9. 1854.
4. Peter Lamberti, Müller, getauft 5. 11. 1825 zu Pallien, Sohn von Michael, verheiratet Sankt Paulus 20. 10. 1857 mit Catharina Poß aus Wintersdorf. Er starb in Pallien am 21. August 1890 im Alter von 66 Jahren.
Ob er die Mühle bis zuletzt betrieben hat, läßt sich nicht mehr sicher feststellen. Gewiß ist aber, daß er der letzte Müller in der Lochmühle und daß mit seinem Tod auch ihr Schicksal besiegelt war, denn alle seine Söhne waren berufs­fremd geworden! Seine inzwischen 80jährige Enkelin, Frau Maria Johann geborene Lamberti — noch in der „Loßmüll" geboren und aufgewachsen, deshalb heute noch in Pallien „Loß Marie" genannt — erzählte mir im Mai 1973 folgendes: „Der Bering der Mühle, den man durch ein Torbögelchen betrat (damals schon ohne Türe), reichte nach oben bis an die Bitburger Straße und nach dem Busental zu bis in die Gegend des späteren Cafes. Der Sirzenicherbach hatte damals einen etwas anderen Lauf als heute und wurde oberhalb der Mühle zu einem Weiher­chen gestaut, von dem das Wasser dann in die Mühle geleitet wurde. Bachbett und Weg in der heutigen Form wurden erst später nach dem Bau des Cafes Busental angelegt. Das eigentliche Mühlengebäude lag oberhalb des jetzigen Hauses Nr. 7, an dem aber noch eine Außenwand der ehemaligen alten Mühle erhalten ist (Südwand des Hauses Nr. 7). Das Mahlwerk selbst war damals noch vorhanden, aber nicht mehr im Betrieb. Schuppen und Scheune mit Stall lagen auf der linken Bachseite. Neben der Mühle stand ein uraltes Kreuz, an dessen Stelle heute nur noch Efeu wächst. Oberhalb des Hauses Nr. 7 ist noch ein großes Loch in der Schutzmauer längs des Baches zu sehen, durch das das Wasser aus der Mühle wieder in den Sirzenicherbach zurückfloß.

Um das Jahr 1900 wurde der größte Teil des Geländes mit den alten Gebäuden an Bankier Adrian Reverchon verkauft, der sich an dieser Stelle ursprünglich einen Zugang zur Bitburger Straße bauen wollte, diesen Plan jedoch aus irgendwelchen Gründen fallen ließ. Beim nach­folgenden Bau seiner Villa auf dem Berg wurde dann später der gesamte über­schüssige Bauschutt in das Bachtal gekippt und damit die Reste der inzwischen wohl baufälligen uralten Mühle zugeschüttet..."

Das heutige Wohnhaus Mühlenweg Nr. 7, erbaut 1829 nach der Jahreszahl auf dem Türstein, das die Palliener zwar immer noch „Loßmüll" nennen, hält also fast nur noch die Tradition an diese älteste Palliener — vielleicht auch Trierer — Mühle wach. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Technische Bauten und Industrieanlagen / Mühlen
Zeit:
1283
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.629280
lat: 49.766413
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der Lochsmühle

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-West/Pallien

Datenquellen
[1] Anne Marie Zander: Die Mühlen zu Pallien. In: Neues Trierisches Jahrbuch 1973. Hrsg.: Verein Trierisch e.V.

Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2010.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2010.
Bild 3: © Peter Valerius, Kordel, 2010.
Bild 4: Mühle am Eingang ins Busental bei Pallien. Nach einer Zeichnung von August von Wille vom 17. Mai 1876. In: Kentenich "Alt-Trier"Eine künstlerische Bilderfolge. Verlag: Trier, Jacob Lintz, 1920.

Stand
Letzte Bearbeitung: 08.09.2022
Interne ID: 11101
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