Römischer Bestattungsplatz an der Kyll

Burg Ramstein, Gemeinde Kordel

Beschreibung
Fundstelle 1373
Ca. 300 m südöstlich der römischen Siedlung "Ramstein" wurden 1865 dicht am Ufer der Kyll ca. zehn römische Gräber ausgegraben. Es handelt sich überwiegend um Brandbestattungen in Aschenkisten, z. T. mit Münz- und Glasfunden (verschollen). Bemerkenswert ist ein schlecht dokumentiertes größeres Grabmal aus Sandstein, das offensichtlich mit lebensgroßen Steinstatuen (weiblicher und männlicher Kopf beobachtet) ausgestattet war. Daneben fanden sich mehrere offensichtlich spätrömische Sarkophage gefunden. Weitere Aschenkisten wurden 1910 durch ein Kyllhochwasser freigespült. Offensichtlich handelt es sich um einen ausgedehnten Bestattungsplatz des 2. bis 4. Jahrhunderts in Tallage, unmittelbar an der Kyll. [1]

Römische Begräbnissstätte bei Schloss Ramstein an der Kill,
Von Oberförster v. Lassaulx.

Unterhalb der Schlossruine Ramstein, da wo die Kill die Thalebene durchschlängelnd sich dem dieselbe begrenzenden Berge mit dem rechten Ufer am meisten nähert, befindet sich eine römische Begräbnissstätte. Es wurde dort von der Kill längs der Wiesen Terrain abgerissen, worin sich Bruchstücke von irdenen Urnen und behauenen Steinen, sowie von römischen Ziegeln und eine cigenthümliche Glasschlacke befanden. Bei der von mir nach Ankauf des Terrain’s im Mai 1865 veranstalteten Ausgrabung fand sich:
1) Ein ausgehöhlter Sandstein von der Form eines gewöhnlichen Glasbechers mit Fuss und kuppelartigem Deckel von Sandstein und darin eine zweihenkeliche Urne von grünem Glase; leider waren Stein und Urne durch den Druck von der Bergseite verschoben und zertrümmert. Der zerbrochene Stein liegt unfern der Fundstelle an der Kill.
2) Ein vollständig erhaltenes Grab, bestehend aus einem viereckigen 2} Fuss langen und fast eben so breiten und dicken Sandstein mit einer etwas oval runden 1| Fuss breiten und eben so tiefen Aushöhlung, an welche nach den vier obern Ecken des Steins zu 4 Zoll weite und tiefe runde Vertiefungen sich anschlossen. Ganz gleich war der von dem untern Steine etwas verschobene Deckel mit Aushöhlungen in gleicher Weite jedoch weniger tief gearbeitet. Durch das Verschieben des Deckels war das Grab ganz versandet, aber es fanden sich im untern Theile Asche und Knochen sowie eine unkenntliche Münze. Der Grabsarg ist blos gelegt und der Deckel liegt daneben.
3) Ein grösserer Stein, wahrscheinlich Sargdeckel, von 6 Fuss Länge, 3 Fuss Breite und 1 Fuss Dicke liegt in der Nähe, aber aus seiner ursprünglichen Lage gedrückt.
4) Das untere Stück von einem grossem behauenen Sandsteine 4 Fuss lang, 1 Fuss hoch, auf welchem halb erhaben zwei menschliche Füsse ausgehauen sind.
5) Ausserdem die Basis einer Säule und mehrere andere Steine mit theilweise erhaltenen Ornamenten.
Diese Steine liegen an der Kill.
6) Eine in ihrer äussern Form noch vollkommen erkennbare aber auch leider durch den Druck der vom Berge kommenden Versandung umgestürzte und zerbrochene irdene Urne. Bei einer später vorgenommenen Nachgrabung fanden sich noch :
7) Ein Grabdeckel 46 Zoll lang, dessen Durchschnitt der Breite nach einen Halbkreis darstellt, von 42 Zoll Durchmesser. Die sauber behauene vordere Fläche liess beim Ausgraben eine Inschrift oder bildliche Darstellung erwarten, sie ist aber äusser einem erhabenen profilirten Rande ganz glatt. Äusser diesem noch einige behauene Werksteine, welche offenbar auch zu Sargdeckeln oder dergleichen gedient haben.
Die früher dort gefundenen beiden Köpfe ein kleinerer weiblicher mit in Form eines Kranzes um den Kopf gewundener Haarflechte, und ein männlicher Kopf in Lebensgrösse, dessen Augensterne aus kleinen runden Vertiefungen bestehen, sind dem Museum der- Gesellschaft einverleibt. Sämmtliche Gegenstände sind aus dem Sandsteine bearbeitet, der sich dort findet. An mehreren Stellen findet man dort noch Aschenlagen und Glasschlacken. [2]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Bestattungen / Brandgräber
Zeit:
2. bis 4. Jahrhundert
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.646333
lat: 49.821197
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Im Reigraben auf der Geisley

Internet
http://www.dainst.org/medien/de/krausse.pdf

Datenquellen
[1] Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Verlag: Philipp von Zabern, Mainz, 2006. Beilage 1.
[2] Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier von 1865 bis 1868. Herausgegeben von dem Secretär der Gesellschaft Dr. Ladner, Trier, 1869.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jahresbericht_trier1865_1868/0048/image,info

Bildquellen
Bild 1: Sammlung Peter Valerius, Kordel, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 21.10.2022
Interne ID: 11942
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11942
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