Glashütte Glasheld

Wüstung
Hochmark, Gemeinde Kordel

Beschreibung
Im Quellgebiet des Lohrbachs. Hier wurde eine mittelalterliche Glasschmelze gefunden, die bereits Ende des 19. Jahrhundert bekannt gewesen ist und für römisch gehalten wurde. [1]

Die frühen Kordeler Glasmacher siedelten sich zur Karolingerzeit (um 800) auf der Hochmark an. Die trierische Glasheld (= Glashütte), die im frühen und Hochmittelalter von den Franken unerhalten wurde, war die einzige im ganzen Rheinland. Schon die Römer hatten auf der Hochmark Glaswaren hergestellt, denn die dazu erforderlichen Grundstoffe (geeigneter Sand, Kalk, Soda sowie roter, blauer und grüner Farbstoff zum Einfärben) waren in der Gemarkung Kordel vorhanden. Nach der Römerzeit kamen die sachkundigen fränkischen Glasmacher, vermutlich auf Betreiben des Amandus (594 - 684) in das Trierer Land. Er hatte im belgischen Hennegau das Kloster Sankt Amand gegründet und missionierte danach in der Westeifel. Auffällig ist seine Verehrung als Kirchenpatron im Glasort Kordel. In den Hennegau (um Namur) hatten sich um 500 die Glasmacher der bedeutenden römerzeitlichen Glashütte in Frechen bei Köln zurückgezogen. Wahrscheinlich hatte der heilige Amandus einige der Frechener Glashersteller überreden können, in den Dienst des Erzbischofs von Trier zu treten und sie zur Umsiedlung an die untere Kyll nach Kordel zu ermuntern - ein bemerkenswertes Beispiel frühmittelalterlicher Mobilität von Facharbeitern. Die in den römischen Steinbrüchen bei Kordel entdeckten Kupfermineralien Malachit (grün) und Azurit (blau) und in einem zusätzlich eingerichteten Bergwerkbetrieb geförderten Mineralien benutzten die mittelalterlichen Glasfabrikanten auf der Hochmark zur Einfärbung der von ihnen hergestellten Gläser. Die Erzeugnisse fanden besonders seit der Mitte des 11. Jahrhunderts Absatzmärkte in vielen (Benediktiner-) Klöstern und Abteien Niederlothringens. Es ist anzunehmen, dass Kordeler Hochmarkgläser neben reichlicher Verbreitung im eigenen Sprengel (=Amtsbezirk) und auch in manche Kathedrale Ostfrankreichs (Metz, Toul und Verdun) und bis nach Kurköln (Schloss Gymnich) gelangt sind. Ein anderer Anwendungsbereich für das Kordeler Glas waren die Glasschmucksteine zum Verzieren von kostbaren Reliquiaren, Buchdeckeln, Kreuzen und anderen sakralen Gegenständen. Noch bis zum 13. Jahrhundert waren die Glashütten in Betrieb, was die Erwähnung einer Glashuve" bei Kordel im Verzeichnis der regelmäßigen Jahreseinkünfte der Trierer erzbischöflichen Verwaltung (1215) beweist: so mussten die Kordeler Glasbauern" außer dem Glas auch noch landwirtschaftliche Erzeugnisse abliefern. Dieser Eintrag ist der zeitlich letzte Nachweis der Kordeler Glasfabrikation; so dürfte dann auch der Wald der Hochfläche erschöpft gewesen sein. Auf der Hochmark beginnt man nach der Glaszeit, die Hochfläche zur Ackerlandgewinnung gänzlich zu roden. So stellen die Glasbauern auch fortan den Kern der Dorfbevölkerung dar. [2]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
Zeit:
Circa 1100 bis circa 1500
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.66735
lat: 49.84786
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: In der Glasheld

Internet
http://kulturkreis-hochmark.de/

Datenquellen
[1] Janssen, W.: Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedelland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand. 2 Bände. Text u. Katalog, 1975.
[2] Homepage der Gemeinde Kordel http://gemeinde-kordel.de/

Bildquellen
Bild 1: © Rheinisches Landesmuseum Trier. 2002

Stand
Letzte Bearbeitung: 20.04.2004
Interne ID: 1209
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1209
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