Moselfähre Oberbillig-Wasserbillig

Oberbillig, Gemeinde Oberbillig Moselstraße

Beschreibung
Die der Ortsgemeinde Oberbillig gehörende freifahrende Wagenfähre SANKTA MARIA - bei Mosel-Km 206,08, das ist rd. 100 Meter oberhalb der Sauermündung - hält die Verbindung zum gegenüber liegenden luxemburgischen Wasserbillig aufrecht. 1963 hatte die Ortsgemeinde Oberbillig das Recht für den Fährbetrieb übernommen und 1965 das Fährschiff von der der Firma Schmidt Stahlbau, Moselkern bauen lassen. Es ist 23,00 Meter lang, 6,50 Meter breit und für 25 Tonnen Nutzlast, bzw. 50 Personen zugelassen. Am 30. April 1966 war die feierliche Einweihung und am Folgetag dem 1. Mai hat die SANKTA MARIA den Dienst aufgenommen.

Die Betriebszeiten sind:
Sommer 01.04. bis 30.09.
Montags bis Freitags 7.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Samstags, Sonn- und Feiertags 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Winter 01.10. bis 31.03.
Montags bis Freitags 7.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Samstags, Sonn- und Feiertags 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Vom 01.11. bis 15.03. an Sonn- und Feiertagen kein Fährverkehr
(Stand Juli 2011)

Die Oberbilliger Fähre ist die oberste von nur noch zehn Moselfähren (davon sind sechs nur Personenfähren) auf der 242 Kilometer langen Flussstrecke von der Grenze zu Frankreich bei Apach/Perl/Schengen bis zur Mündung in den Rhein in Koblenz.1940 waren es noch 63 Fähren, davon waren 40 Wagenfähren mit Ponten für Wagen und Personen und 23 Nachenfähren nur für Personen.

Aus dem germanischer Wort farjon (für "hin- und herüberfahren") über das althochdeutsche farjan entwickelte sich das heutige Fähre, womit oft sowohl die gesamte Anlage als auch das Fährfahzeug für sich allein bezeichnet wird. Das Recht, Fähren zu betreiben war seit dem Mittelalter ein "Regal" (ein königliches also staatliches Recht), kraft dessen die Landesherrn Gemeinden oder Privatpersonen den Fährbetrieb gegen eine Gebühr verpachteten. Unterverpachtungen waren zugelassen und üblich.

Von Alters her wurden kleine hölzernen Fährschiffe über die Mosel gerudert oder gestakt, das ist mit "Deibäumen" gedrückt, bis im späten siebzehnten Jahrhundert auch an der Mosel die am Rhein bereits seit einigen Jahrzehnten installierten an der "Schlauder" geführten Gierseilfähren (auch "Fliegende Brücken", französisch "pont volant" genannt) aufkamen. Sie hingen meist an einem längs im Fluss verankerten Grundseil und nutzten die Strömung zum Antrieb. Das oft mehr als 100 Meter lange Grundseil lief über mehrere "Buchtnachen", die es über Wasser hielten. Von "pont", das wiederum vom lateinischen pons = Brücke. bzw. ponto = Brückenschiff kommt, leitet sich das moselfränkische Ponte für das größere prahmartige Fährschiff zum Übersetzen von Fahrzeugen ab. Später kamen die "Hochseilfähren" auf. Sie bestanden aus einem quer zum Fluss zwischen zwei an beiden Ufern sich gegenüber stehenden Masten oder Türmen gespannten Seil an dem eine Laufkatze mit dem zur Ponte führenden Längsseil hin- und herlief. Die Ponten legten an steinernen früher meist quer in den Fluss hinein gebauten Fährrampen an. Moselfränkisch heißen die Fähren: "Fahr, Foahr, Fuhr", der Fährmann ist der "Ferjer" auch "Pontelier", die Fährrampe ist der "Pontekopp" oder "Pontekaop".

Der Fährbetrieb zwischen den beiden Grenzgemeinden Oberbillig und Wasserbillig hat ein zweitausendjährige Tradition. Denn bereits in der Römerzeit im zweiten Jahrhundert waren dort beachtliche Siedlungen. Die linksseitige im Mosel-Sauer-Dreieck gelegene Ansiedlung (Wasserbillig) war die größere. Sie war durch die über die Sauerbrücke führende Fernstraße mit den Städten Augusta Treverorum (Trier) und Dividorum Mediomatricorum (Metz) verbunden. Die rechtsseitige bäuerlichen Ansiedlung (Oberbillig) kann von Anfang als ihr "Ableger" angesehen werden. Für diese Annahme spricht die Tatsache, dass Oberbillig seit dem Mittelalter bis 1816 gemeinsam mit Wasserbillig zur Gemeinde Mertert im Herzogtum Luxemburg gehörte. Wasserbillig ist nach wie vor ein Teil der Commune de Mertert. Oberbillig war auch kirchlich eine Filiale von Wasserbillig. Dort war auch der gemeinsame Friedhof. Die alten "Oberbilliger" wie auch die "Wasserbilliger" mussten daher von jeher auch mit ihren Fuhrwerken häufig übersetzen zum Beispiel um ihre Felder zu bewirtschaften, die hüben und trüben lagen.

1424 wird eine Fähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig erstmalig schriftlich erwähnt in einer Beschwerde des Trierer Kurfürsten Otto von Ziegenhayn. Ausführlicher Schriftverkehr über die Fähre zwischen Waserbillig und Oberbillig ist aus der napoleonischen Zeit erhalten, als die Orte zum Departement des Forêts gehörten. Mehrere Wasserbilliger und Oberbilliger Bürger hatten eine Ponte bauen lassen, für deren Betrieb die Behörden Steuern verlangten, obwohl ein Gesetz aus dem Jahr sieben der Republik (1799) Fähren, die zu rein landwirtschaftlichen Zwecken dienten ausdrücklich von Steuern befreit hatte. Ab 1816 nach der politischen Trennung wurde die Fähre von der Gemeinde Mertert betrieben. Sie hatte die Fährgerechtsame vom Großherzogtum Luxemburg und vom Königreich Preußen gepachtet, weil die Mosel Kondominium, gemeinsames Hoheitsgebiet war, wie es diese beiden Staaten in Grenzverträgen von 1815 und 1816 vereinbart hatten. Das Kondominium besteht auch heute noch fort, wobei auf deutscher Seite das Land Rheinland-Pfalz Rechtsnachfolger der untergegangenen Königreichs Preußen ist. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der "Tarif, nach welchem das Überfahrtsgeld bei der Fahranstalt zu Wasserbillig zu erheben ist" von 1843 detaillierte Entgelte in preußischen Silbergroschen und Pfennigen nennt. Ein weiterer dafür Grund mag auch darin liegen, dass das Großherzogtum seit 1842 Mitglied des Deutschen Zollvereins war.

Es waren meist Oberbilliger Schiffer, die den Fährbetrieb auf eigene Rechnung übernommen hatten. Sie hatten auch die Ponte und zugehörige Buchtnachen nebst Seilen, Ankern und Deibäumen zu stellen. Ein Nachen war an der Ponte für Notfälle befestigt. Mit einem weiteren Nachen, der frei gefahren wurde, wurden einzelne Personen und kleine Gruppen übergestzt.
Seit1921 betrieb der Oberbilliger Schiffer Michel Zimmer die Fähre bis zu seinem Tod im Jahr 1942. Sein Nachfolger war sein Sohn Jakob, dessen Ponte mit den Nachen am 1. November 1944 von der zurück gehenden Wehrmacht gesprengt wurde. 1945, nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs lehnte die großherzogliche Regierung es ab, an der früheren Fährstelle erneut eine Zollstraße einzurichten. Der Fährmann Jakob Zimmer musste daher nur unterhalb der Sauermündung eine Personenfähre mit einem Nachen beteiben, der gestakt oder gerudert wurde. Dort ist das gegenüber liegende Ufer in Wasserbilligerbrück deutsches Hoheitsgebiet. Bald wurde dort ein neuer größerer Nachen am Hochseil an der "Schlauder" geführt. Das Hochseil war zwischen zwei abgespannten Holzmasten gespannt. 1951 hatte der Fährmann in Miltenberg am Main eine neuwertige Ponte gekauft. Diese hing ebenfalls als Gierfähre an der "Schlauder". Für ihr Hochseil wurden besondere Masten aufgestellt. Nach dem Ausbau der Mosel zur Großschifffahrtsstraße wurde 1963 der Staubetrieb aufgenommen und damit fehlte die für den Gierbetrieb notwendige Strömung. Der Fährbetrieb musste eingestellt werden und er ruhte bis Ende April 1966. Der Fährmann hatte auf sein Recht für den Fährbetrieb verzichtet und ein Dienstverhältnis als Schiffer beim Wasser- und Schifffahrtsamt Trier aufgenommen. Die politische Kälteperiode war auch vorbei, sodass die neue motorisierte Ponte SANKTA MARIA seit dem 1. Mai 1966 wieder an der alten Fährstelle fahren kann. [1]

Quelle:
25 JAHRE FÄHRE "SANKTA MARIA" OBERBILLIG – WASSERBILLIG 1966 - 1991
Festschrift zum EUROPA – FEST 4. und 5. Mai 1991.

Zu den Bildern:
1. Stromkarte von 1909 (Ausschnitt)
Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.
2. Aufnahme von 1935
Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig..
3. Aufnahme von 1955
Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.
4. Einweihung der Fähre 1966
Tony Krier, Luxembourg
5. SANKTA MARIA vor Wasserbillig, 2007
Dieter Eyhoff, Düren.
6. SANKTA MARIA vor Oberbillig, 2011
Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Fähren
Zeit:
1424
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.504154
lat: 49.712496
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: [Mosel]

Internet
http://www.oberbillig.de/

Datenquellen
[1] Karl-Heinz Zimmer, 2018. http://www.zimmerfamily.net/khzsenior

Bildquellen
Bild 1: Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.
Bild 2: Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.
Bild 3: Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.
Bild 4: Tony Krier, Luxembourg
Bild 5: Dieter Eyhoff, Düren.
Bild 6: Sammlung Karl-Heinz Zimmer, Oberbillig.

Stand
Letzte Bearbeitung: 19.07.2011
Interne ID: 1381
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