Gerolsteiner Schlossbrunnen

Aus einem Reisebericht von 1911
Schlossbrunnen Gerolstein, Gemeinde Pelm

Beschreibung
Aus einer Reiseskizze von Ernst Schmidt aus Barmen: "Wandertage in der Eifel, Herbst 1911" veröffentlicht im Buch "Der Niederrhein" vom 30. August 1912.

[...] Auf der gegenseitigen Wiese (Anm.: Wilma Herzog: die Wanderer vom Niederrhein hatten soeben das Eisenbahn-Denkmal erreicht und beschrieben.) erhebt sich das Gebäude des GEROLSTEINER SCHLOSSBRUNNEN, dessen Räumlichkeiten und Einrichtungen in liebenswürdiger Weise gezeigt werden. Im Gegensatz zu den Gerolsteiner Betrieben ist hier und da auch gern gestattet, den unter Glasfassung hervorsprudelnden Quell zu besichtigen. Interessant ist es den technischen Fortschritt der maschinellen Einrichtungen, der Spülapparate, der verschiedenen Füllapparate, sowie in der Herstellung flüssiger Kohlensäure während einer Abwesenheit von zehn Jahren zu beobachten. Staunend vernehmen wir den ungeheuren Umsatz dieses allerdings auch äußerst günstigen Sommers. 50.000 Flaschen werden täglich abgefüllt, dazu noch 200 Flaschen Kohlensäure. Selbst wenn man den Verlust von 1.000 täglich zerspringenden Flaschen in Abzug bringt, ergibt sich doch die ansehnliche Summe dieses mit 25 oder stellenweise gar mit 50 Pfennig bezahlten Getränkes. Nirgendwo ist das Kylltal so reich an alkalischen Säuerlingen, die mir ihrem starken Gehalt an freier und gebundener Kohlensäure, zum Teil auch Lithium, in mächtigen Sprudeln aus dem Talboden hervorquellen und den Ruf der weltbekannten Gerolsteiner Mineralwasser begründen. Der stärkste dieser Eifelsäuerlinge entspringt dem unterhalb Gerolstein gelegenen Birresborner Mineralbrunnen. Schwächere befinden sich in Gerolstein selbst, wir nennen: Florabrunnen, Gerolsteiner Sprudel, Gerolsteiner Brunnen, Hansa- und Charlottenquellen. Letztere verwerten die ihnen entströmende Kohlensäure zugleich zur Herstellung von Bädern, Duschen zu kurmäßigem Gebrauch. Ist das ein Geklirr von Flaschen, ein Rasseln und Knarren von Wagen und Kisten, das vom Hofe des nahen Florabrunnens noch abends spät zu unserem Zimmer (Anmerk.: Wilma Herzog: Die Wanderer waren in Gerolstein im Hotel Gerolstein zu Gast) heraufdringt. Die Gluthitze des Sommers hat den Konsum derartig gesteigert, daß Tag und Nacht geschafft werden muss, um alle Aufträge erledigen zu können.
Wie reich der Talboden im Grunde der fischreichen Kyll, von der bereits der römische Dichter Ausonius in seinem Gedichte "Mosella" singt: "Nobilibus Gelbis celebratus piscibus," mit Kohlensäure durchtränkt ist, konnten wir so recht auf dem Rückwege vom Schlossbrunnen zum Orte Pelm beobachten. An der Straße außerhalb des Ortes sieht man nämlich das Gas beständig in kleinen und großen Blasen aus dem Kyllflusse emporsteigen. Noch stärker sahen wir dieses Hervorquellen im nordwestlich gelegenen Dorfe Müllenborn, wo man in dem am kleinen Dorfteiche geschöpften Wasser sehr wohl den Kohlensäuregehalt schmeckt, und das zum Verwundern meiner Begleiterin von den ärmlichen Dorffrauen beim Backen der Kuchen anstatt der Hefe verwandt wird.
"Wenn nun einmal Ihr Quell versiegte", wandten wir uns an den Führer im Schlossbrunnen. "O, hier braucht man nur an irgendeiner Stelle im Hofe zu bohren, und dasselbe Wasser sprudelt hervor." Das macht, weil das Bohrloch fast gänzlich, nämlich mit 31 m in den Alluvionen steht, so nennt man die lehmigen und tonigen Absätze, Erden und Gerölle, die die Kyll mit ihren Nebenbächen von den Berghalden an ihrem Laufe hierhin geschleppt hat. [1]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Quellen / Mineralquellen
Zeit:
1876
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.69026
lat: 50.24380
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Dreiswies am Hahn

Internet
http://www.pelm-eifel.de/

Datenquellen
[1] Ernst Schmidt: Wandertage in der Eifel, Herbst 1911.

Bildquellen
Bild 1: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012. © Edith Lange-Löckenhoff.
Bild 2: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2015. © Edith Lange-Löckenhoff.
Bild 3: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2015. © Edith Lange-Löckenhoff. (Ausschnitt)
Bild 4: Werbung von 1905. Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012.
Bild 5: Werbung von 1953. Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012.
Bild 6: Werbung von 1953. Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012.

Stand
Letzte Bearbeitung: 01.07.2016
Interne ID: 14860
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=14860
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