Ortsgeschichte Manderscheid

Manderscheid, Stadt Manderscheid (Bernkastel-Wittlich)

Beschreibung
Manderscheid wurde bereits 973 erwähnt. Seit Mitte des 12. Jahrhundert gehörte es zum Erzbistum Trier. Kurfürst Balduin verlieh ihm Stadtrechte (1332). Manderscheid war Hauptort eines kurtrierischen Amtes. Die kurfürstliche Kellnerei ist jetzt Gebäude der Verbandsgemeindeverwaltung Manderscheid. ­ Die Bürger des Städtchens waren fleißige, aber arme Tuchmacher. 1718 verbrannte fast der ganze Ort, während dieunterwegs auf einer Wallfahrt waren. 1794 wurde er von französischen Revolutionstruppen geplündert. ­ Von den Burgen ist die Oberburg die ältere; sie soll aus dem 10. Jahrhundert stammen. Mitte des 12. Jahrhundert geriet sie in den Besitz der Erzbischöfe von Trier. Danach wurde die Niederburg, seit 1133 erwähnt, Sitz der Herren von Manderscheid. Wilhelm V. vergrößerte sie bedeutend und zog den Ort Niedermanderscheid in die Befestigung mit ein. 1346­1348 wurde die Burg vergeblich von Erzbischof Balduin belagert. 1457 erhob der Kaiser Dietrich von Manderscheid in den Grafenstand. Dieses Geschlecht war eines der angesehensten des Eifeladels. Beide Burgen erlitten im Dreißigjährigen Krieg und in dem Raubkrieg Ludwig XIV. schweren Schaden. Dietrich teilte 1488 die Herrschaft unter seine Söhne auf in Manderscheid-Kail, -Schleiden und -Blankenheim. Der Blankenheimer Zweig ließ die ihm zugefallene Niederburg verkommen. Die Ober-Burg war zuletzt im Besitz des Grafen von Brühl, der mit dem alten Manderscheider Geschlecht verwandt war. Die Franzosen versteigerten schließlich beide Burgen auf Abbruch. Die Oberburg gehört heute der Gemeinde Manderscheid, die die Ruine 1921 ausbessern ließ. Auf der Niederburg, 1899 vom Eifelverein erworben, wurden kostspielige Erhaltungsarbeiten vorgenommen, die regelmäßig fortgesetzt werden müssen.

>Aus der Geschichte
Maare, Burgen und Ur-Natur
Die geschichtlichen Wurzeln der heutigen Verbandsgemeinde Manderscheid bildeten das Kurfürstentum Trier und das Herzogtum Luxemburg. Die beiden Manderscheider Burgen symbolisierten die beiden Machtblöcke im hiesigen Raum. Die Oberburg war kurtrierische Landesburg und die Niederburg Domizil der Herren von Manderscheid im Luxemburger Hoheitsgebiet. Aus den großen königlichen Besitzungen im Gau Bedense - Bitburg-Gau - wurden von den deutschen Königen und Kaisern ganze Gebiete an die verschiedenen
Klöster verschenkt. So an das Kloster Echternach: vor 771 Öfflingen - wie es Karl der Große 785 bestätigte - mit den heutigen Orten Dierfeld, Gipperath, Laufeld, Nieder- und Oberöfflingen, Pantenburg, Schladt, Wallscheid und Niedermanderscheid sowie 973 Eckfeld (Otto I.). Bis
auf Gipperath und Niederöfflingen blieben alle anderen Dörfer dem Kloster Echternach verbunden. Die Herren von Manderscheid wurden von der Abtei Echternach für dieses Gebiet als Vögte (Verwalter) eingesetzt.
Auf der anderen Lieserseite hatte sich ebenso wie in Gipperath, Greimerath, Niederöfflingen, Nieder- und Oberscheidweiler der Erzbischof von Trier als Landeshoheit bemächtigt. So wurde hier als ein Keil zwischen den luxemburgischen Hoheitsgebieten - Grafschaft Manderscheid und den Herrschaften Kail (dort Scharzenborn) und Meer-Bettenfeld (die Orte Bettenfeld, Eisenschmitt und Meerfeld) - die kurtrierischen Ämter Manderscheid (mit dem Amtsort Obermanderscheid) und Wittlich (mit den Dörfern Großlittgen, Karl und Musweiler) geschoben. Nur Hasborn blieb als rechtsritterliches Dorf von diesen großen Machtblöcken unberührt.
Die Herren von Manderscheid wurden mit der Zeit eine der
mächtigsten und angesehensten Familien der Eifel und um 1460 vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Jahre 1488 erfolgte eine vollständige Aufteilung des Manderscheider Besitzes. Dietrich III. setzte seine Söhne Konrad, Johann und Wilhelm als neue Herrscher ein.
Johann bildete die Linie Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein; Wilhelm die Linie Manderscheid-Kail und Konrad (Cuno) die Linie Manderscheid-Schleiden. Als letzte Gräfin in Manderscheid regierte Augusta von Manderscheid-Blankenheim. Sie war mit dem Grafen von Sternberg, einem böhmischen Adligen verheiratet. Französische Revolutionstruppen drangen 1749 bis zum Rhein vor, so daß die gräfliche Familie in ihre zweite Heimat in Böhmen fliehen mußte. Die Zeit der Manderscheider war damit in der Eifel vorbei.
Manderscheid, bereits im Jahre 973 erstmals urkundlich erwähnt, war - sowohl vom kurtrierischen Amtsort als auch von der Grafschaft her - namensgebend für die heutige Verbandsgemeinde. Die Ortsteile Nieder- und Obermanderscheid haben bis zur Eingemeindung von
Niedermanderscheid in die Gemeinde Manderscheid im Jahre 1969 nebeneinander eine getrennte Entwicklung genommen.
Niedermanderscheid als Teil der späteren Grafschaft Manderscheid hatte besondere Rechte erhalten. Obermanderscheid war als kurtrierischer Amtsort politischer Mittelpunkt des Amtes Manderscheid.
Aus einer Urkunde vom 26. Januar 1327 erfahren wir, daß
Manderscheid bereits Stadt genannt wird und mit einer Stadtmauer und Stadttoren versehen war. Am 23. August 1332 verlieh König Ludwig Bayer auch Manderscheid offiziell die Stadtrechte. Reste dieser Stadtmauer sind heute noch in Manderscheid zu sehen.
Das Amtsgebäude der kurtrierischen Verwaltung in Manderscheid wurde Kellerey beziehungsweise Kellnerei genannt. Eine Rechnung des Amtes Manderscheid für das Jahr 1478 erwähnt eine alte Kellerey, allerdings ohne Standortbezeichnung. Dieses läßt vermuten, daß die
Amtsverwaltung zu diesem Zeitpunkt bereits ein neues Gebäude bezogen hatte. In der zweiten Hälte des 16. Jahrhunderts entstand dann ein neues kurfürstliches Kellnerei-Gebäude, in diesem ist heute die Verbandsgemeindeverwaltung Manderscheid untergebracht.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts suchte man nach neuen
Erwerbsquellen. Erste Erholungssuchende, an der Geologie
interessierte Menschen, suchten das Gebiet auf. In der
Buchveröffentlichung aus dem Jahre 1896 In the Volcanic Eifel wird Manderscheid von englischen Journalisten als Pearl of the Eifel (Perle der Eifel) bezeichnet.
Mit dem Aufleben des wissenschaftlichen Interesses an der Vulkaneifel und dem hieraus keimenden Fremdenverkehr erkannten und nutzten die Bürger ihre Chance, die der Fremdenverkehr bietet. Im Jahre 1869 gründete man in Manderscheid einen Heimat- und Verschönerungsverein. In der Vereinssatzung wurde folgendes Ziel festgeschrieben: Verschönerung der Umgebung von Manderscheid, wodurch schöne Spaziergänge und an hervorragend schönen Punkten Ruheplätze und Anlagen geschaffen und unterhalten werden sollen, wodurch auch der Fremdenverkehr zum Besuch der romantischen und interessanten Umgebung von Manderscheid gehoben werden soll.
Diesen idealen Vorstellungen ließen die Mitglieder alsbald Taten folgen. Wanderwege, Schutzhütten und weitere
Fremdenverkehrseinrichtungen wurden geschaffen. Im Jahre 1910 wurde dann die Reststrecke der Eifel-Eisenbahn von Wittlich nach Pantenburg (Manderscheid Bahnhof) dem Verkehr übergeben.
In den 20er Jahren sind viele neue öffentliche Einrichtungen
entstanden. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich der Amtsort Manderscheid kontinuierlich weiter und wurde zu einem besonderen touristischen Anziehungspunkt in der südlichen Vulkaneifel.
Höhepunkte dieser Entwicklung waren die staatliche Anerkennung der Ortsgemeinde Manderscheid als heilklimatischer Kurort im Jahre 1964 und die Anerkennung als Kneippkurort im Jahre 1988. Der staatlich
anerkannte Heilklimatische- und Kneippkurort Manderscheid liegt in der landschaftlich reizvollen südlichen Vulkaneifel und ist seit 700 Jahren Verwaltungssitz, heute der Verbandsgemeinde Manderscheid im Kreise Bernkastel-Wittlich.
Walter Densborn, Bürgermeister
http: / /manderscheid.de/

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
973
Epoche:
Frühmittelalter / Romanik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.808174
lat: 50.092528
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.eifelfuehrer.de/

Datenquellen
Internet

Bildquellen
Bild 1: Macquoid: In the Volcanic Eifel. Dodd Mead & Company, New York, 1896.
Bild 2: Macquoid: In the Volcanic Eifel. Dodd Mead & Company, New York, 1896.
Bild 3: © Rainer Faymonville, 2012. http://www.fotocommunity.de/fotograf/rainer-faymonville/1072775
Bild 4: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012. © Edith Lange-Löckenhoff.
Bild 5: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012. © Edith Lange-Löckenhoff.
Bild 6: Fredy Lange (undatiert). Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2012. © Edith Lange-Löckenhoff.

Stand
Letzte Bearbeitung: 03.11.2012
Interne ID: 1513
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1513
ObjektURL als Mail versenden