Sogenannte Altkirch

Rachtig, Gemeinde Zeltingen-Rachtig

Beschreibung
Sogenannte Altkirch nordöstlich oder Ortslage in den Weinbergen. In der 1982/83 zur Erinnerung an die im frühen 18. Jahrhundert aufgelassene alte Rachtiger Kirche errichteten Kapelle eine Sandsteinplatte des 18. Jahrhunderts. Mit Inschrift und Kreuz als Totengedächtnis für den ehemals zur Kirche gehörenden Friedhof. [1]

Altar der Alt Kirch
Zeltingen und Rachtig gehörten kirchlich immer zum Erzstift Trier. Sie waren zunächst der Mutterkirche in Kröv und ab 942/44 jener in Lösnich zugeordnet. 1241 erwarb Graf Heinrich von Sayn von der Benediktinerabtei Mönchengladbach Güter in „Celdanc et Ratiche“ zusammen mit den Patronatsrechten. Nach seinem Tod 1247 übereignete seine Witwe Mechthild von Landsberg das Patronatsrecht von Lösnich einschließlich der Kapellen in Rachtig, Zeltingen und Erden dem Deutschen Ritterorden. Seither wurde die Pfarrei von Priestern dieses Ordens oder in dessen Auftrag verwaltet. Spätestens im 16. Jahrhundert ging der Hauptsitz der Pfarrei auf Rachtig über und Lösnich wurde zur Filiale. Zur Pfarrei zählten außerdem die Ürziger Mühle und Wahlholz.

Die erste nach 1116 errichtete Kirche besaß einen Westturm mit je zwei rundbogigen Schallöffnungen (für den Glockenklang), einen fünfseitigen Chor mit drei Fenstern, einen rundbogigen Eingang und vier rundbogige Fenster an der Südseite des Schiffes. Nördlich neben dem Chor standen Sakristei und Beinhaus (Karner), in dem die ausgegrabenen Knochen der älteren Gräber aufbewahrt wurden. Der Orden hatte als Zehntherr den Chor und das Schiff, die kurkölnische Gemeinde den Turm, das Beinhaus und die Sakristei zu unterhalten.

1514 erhielt die Kirche zwei neue, größere Glocken. Im Visitationsbericht von 1569 sind drei Altäre überliefert. Patronin war die Gottesmutter Maria. 1578 befand die sich Kirche in einem solch schlechten Zustand, dass die Rachtiger ihren Zehnten erst bezahlen wollten, sobald der Deutsche Orden Abhilfe schaffen würde. Bei Visitationen zwischen 1698 und 1720 wurde das Gotteshaus als eng, sehr niedrig, dunkel und zu klein bezeichnet, der Glockenturm als uralt, gerissen und mit Streben gestützt. Da der Orden sich seiner Pflichten zu entziehen versuchte, verursachte der Zustand der Kirche über Jahre heftige Streitereien mit der Gemeinde. 1725 konnte im Ort endlich eine neue Kirche ihrer Bestimmung übergeben werden, so dass die alte nutzlos gewordenen Kirche in den Weinbergen allmählich verfiel. Über Jahrhunderte stand der steinerne Altar zwischen Rebstöcken und war nur schlecht von einem schmalen Schieferdach geschützt. Erst nach der Flurbereinigung 1979/80 wurden die Fundamente des Chorraumes wieder freigelegt und der restaurierte Altar mit einer offenen Kapelle umbaut. Die Wiedereinweihung erfolgte am 15. Mai 1983 durch Pastor Wolfgang Jacobs. [ 2 ]

Die Gedenkkapelle "Altkirch" in den Weinbergen am Kulturweg in Zeltingen-Rachtig
erstrahlt wieder in neuem Glanz.

Die Gedenkkapelle in der Weinlage Himmelreich, genannt "Altkirch", wurde in den Jahren 1982 und 1983 in Erinnerung an die an der gleichen Stelle - konkret auf dem Chorraum - vor etwa 1000 Jahren durch das Kloster (Mönchen-)Gladbach errichteten Kirche erbaut. Viele Jahrhunderte war sie auch die Hauptkirche der umliegenden Gemeinden Zeltingen, Erden und Lösnich. Der Weg, der zu dieser Bergkirche führte, wurde "Kirchenpfad" genannt. Daran erinnert auch die gleichnamige frühere Weinlage.Vor einigen Monaten wurden die bleiverglasten Fenster der Kapelle mutwillig zerstört. Nach aufwendiger Restaurierung sind sie inzwischen wieder eingebaut worden. Nach dem Vorschlag eines Bürgers, nun müsse aber auch noch der Innen- und Außenanstrich folgen, blieb es nicht bei dem Wort, sondern es folgte die Tat. Eine Senior-Aktiv-gruppe hat in den letzten Tagen in Zusammenarbeit mit Malermeister Johannes Pazen alle notwendigen Ausbesserungen und Repara-turen an Holzdecke und Boden vorgenommen. Das Mauerwerk wurde gereinigt, anschließend wurden ein Voranstrich sowie ein neuer mehrfacher Farbanstrich sowohl innen als auch außen nach fachkundiger Anweisung durchgeführt. Angeführt von Hans Simon haben die Helfer Josef Brämer, Franz Ludwig Kappes, Joachim Moske und Franz Pazen innerhalb einer Woche auf dem vom Malerbetrieb Pazen zur Verfügung gestellten Gerüst emsig gewerkelt. Der Gedenkkapelle Altkirch kommt in Zukunft deshalb besondere Bedeutung zu, weil sie nicht nur an dem im letzten Jahr geschaffenen Kulturwanderweg "Von Kurköln zu den Deutschherren" als zentraler Punkt liegt, sondern von hier auch der neue Fernwanderweg "Mosel-Erlebnis-Route" fortgeführt wird. Der Platz bietet zudem für die Wanderer einen Blick auf die auf der anderen Moselseite freigelegte römische Kelterstation mit dem ebenfalls restaurierten Bildstock der "Schwarzen Muttergottes". [ 3 ]

Text: Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022, nach [2] und [3].

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
1982-83
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.005899
lat: 49.966687
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Auf dem alten Kirchhof

Internet
http://www.zeltingen-rachtig.de/

Datenquellen
[1] Denkmalliste des Landkreises Bernkastel-Wittlich, Juni 2008. Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, Fachbereich Beraten, Planen, Fördern. Postfach 1420, 54504 Wittlich.
[2] Info-Tafel am Rundweg „Von Kurköln zu den Deutschherren“.
[3] Trierischer Volksfreund Artikel „ Altkirch im neuen Glanz“ vom 19. Oktober 2007

Bildquellen
Bild 1: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 2: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 3: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 4: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 5: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 6: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.

Stand
Letzte Bearbeitung: 04.12.2023
Interne ID: 15683
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=15683
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