Steinbrücker Kreuz

Wiltingen, Gemeinde Wiltingen

Beschreibung
An dem alten Weg von Wiltingen nach Konz (heute direkt an der Einfahrt zur Kläranlage) steht das Steinbrücker Kreuz. Der Oberemmler Bach fließt hier in die Saar und von der ehemals dort über den Bach führenden Steinbrücke erhielt das Kreuz seinen Namen.

Das Kreuz besteht aus einem Schaft mit Diamantquader am Fuß und Bandverzierungen sowie einer ¾-Reliefdarstellung. Der reich gegliederte Schaftbildstock steht auf einem breiten und wohl älteren Altarsockel aus rotem Sandstein. Ursprünglich ca. 2,60 m hoch (incl. Abschlußkreuz) wurden bei der Umsetzung infolge des Baus der Umgehungsstraße leider zwei Teile des Kreuzes weggelassen bzw. verkleinert, u.a. fehlt nun die Jahreszahl 1709. Das Kreuz mißt heute noch 2,20 m.

Die Jahreszahl der Errichtung 1709, heute nachträglich wieder aufgemalt, befand sich unter der Stifterinschrift: Mathias Heins Pastor in Wiltingen.

Die Reliefdarstellung zeigt, wie mit lateinische Inschrift (die korrekt lautet: Visitatio Beatae Mariae Virgine) vermerkt ist, die Erscheinung der seligen Jungfrau Maria. Die heilige Elisabeth umarmt ehrfürchtig die ihr erscheinende Gottesmutter. Detailreich und gelungen auch der Hintergrund des Reliefs mit einer Hausdarstellung, Sonnen- und Mondrelief und krönendem heiligen Geist als Taube. Das Abschlußkreuz war abgebrochen und ist heute neu, allerdings fehlerhaft, aufgesetzt. Der Farbanstrich ist nicht original.

Seit langer Zeit war dieses Kreuz Ziel der am Markustag (25. April) stattfindenden Bittprozession. Diese zog früh morgens (ca. 6.30 Uhr) von der Pfarrkirche zu dem mit Decken, Blumen und Kerzen geschmückten Kreuz, um für das Gedeihen der Felder und Weinberge zu bitten. Auch heute noch wird das Steinbrücker Kreuz häufig als Bettstätte genutzt.

Zur Entstehung des Kreuzes wird folgende Geschichte erzählt: Zwischen 1587 und 1593 kam es in einer ganzen Reihe trierischer Orte zu Hexenprozessen u.a. auch in Oberemmel. Die dort verhörten Angeklagten nannten als Versammlungsort der Hexen u.a. die Steinbrücke am Oberemmler Bach. Eine Wiltinger Frau, die "Trein Schneiders Theißßens, des Meyers Hausfrauwe" soll die Treffen "uff einem gulden Sessel" geleitet haben. Dechant Schauffler vermutet in seiner Pfarrchronik, dass das Kreuz von Pastor Matthias Heins 1709 als Sühne für diese Versammlungen und zur Heiligung des Ortes aufgestellt worden sei.

Das Kreuz wird heute von den Anwohnern gepflegt und regelmäßig mit Blumen geschmückt. Eine Restaurierung dieses künstlerisch wohl gelungensten Bildstockes in Wiltingen wurde aufgrund gravierender Schäden notwendig, die nicht zuletzt darauf zurückzuführen sind, dass es bei den Jahrhunderthochwassern 1993 und 1995 etwa einen Meter in den braunen Fluten der Saar versank.

Die Restaurierung geht auf die Initiative der Chronik AG Wiltingen zurück. Nach einem Ortstermin mit den VG-Werken Konz als Grundstückseigentümer und Vertretern der Denkmalpflege wurde das Kreuz schließlich Ende 1997 von einem mit den Arbeiten beauftragten Bildhauer abgebaut.

Die Finanzierung zog sich aber hin, da zunächst unklar war, wieviel Zuschüsse von Seiten der Denkmalpflege für die ca. 12.000,- DM teure Restaurierung gewährt werden. Schließlich wurden 4.000,- DM durch das Landesamt für Denkmalpflege gewährt. Auch die Kulturstiftung der Sparkasse Trier (1.000,- DM) und die Ortsgemeinde (500,- DM) beteiligten sich, den Rest übernahmen zusammen mit der Gestaltung des Standortes die VG-Werke Konz.

Nach Abschluss der Arbeiten sollte das Steinbrücker Kreuz eigentlich im Sommer 2000 wieder aufgestellt werden. Die Wiltinger Gemeindearbeiter hatten bereits den zugewachsenen Standort freigeschnitten, Telefonate über den Aufstellungstermin waren geführt - da kam mal wieder alles anders.

Mit dem Anschluss der Winzergenossenschaft und des Ortsteil jenseits der Saar an die Wiltinger Kläranlage wurde die Erweiterung derselben notwendig. Dabei soll auch der Böschungsbereich in Richtung der Saar neugestaltet und zum Schutz vor "Jahrhunderthochwassern" aufgeschüttet werden. Deshalb schlug der Werkleiter vor, die Aufstellung des Bildstockes nochmals zu verschieben, um es nicht nach einem halben Jahr erneut abbauen und versetzen zu müssen. Bei einem neuen Ortstermin wurde vereinbart, den Standort des Kreuzes völlig neu zu gestalten.

Das Steinbrücker Kreuz steht nun leicht erhöht auf einem neuen Sandsteinsockel. In dem Gelände wurde ein kleiner Platz gestaltet, der mit einer Natursteinmauer abgegrenzt ist. Ein kleiner Weg mit einigen Stufen führt zum Kreuz, vor dem zwei Ruhebänke zum Verweilen einladen. Damit ist nicht nur ein würdiger Standort geschaffen, sondern auch ein Schutz vor schweren Hochwassern.

Das Kreuz selbst wurde von dem Bildhauer und Restaurator Konrad Schmitt aus Kordel wieder in seiner ursprünglichen Form restauriert und in einem nachgewiesenen historischen Farbton bemalt. Die feierliche Einsegnung fand am 29. Juni 2003 statt. (Thomas Müller)

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Schmitt, Konrad (Steinmetz- und Steinbildhauermeister), Kordel [1957-2022].
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Bildstöcke und Kreuzwegstationen
Zeit:
1709
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.589215
lat: 49.666420
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der untersten Mühl

Internet
http://www.wiltingen.de/Geschichte/Steinbruecker%20Kreuz.htm

Datenquellen
Thomas Müller in: http://www.wiltingen.de/Geschichte/Steinbruecker%20Kreuz.htm

Bildquellen
Bild 1: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/
Bild 2: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/

Stand
Letzte Bearbeitung: 18.08.2023
Interne ID: 17010
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