Westwall - Panzerabwehrkanonen-Stand

Brandscheid, Gemeinde Brandscheid

Beschreibung
Der Westwall, entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie bekannt), war ein über ca. 630 km verteiltes militärisches Verteidigungssystem, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve an der niederländischen Grenze in Richtung Süden bis nach Grenzach-Wyhlen an der Schweizer Grenze. Der Reichskanzler Hitler ließ die Anlage, die eher von propagandistischem als strategischem Wert war, ab 1936 planen und zwischen 1938 und 1940 errichten. Zuvor hatte er 1936 entgegen den Auflagen aus dem Friedensvertrag von Versailles die durch die Folgen des Ersten Weltkriegs vom Reich demilitarisierten Gebiete beiderseits des Rheins wieder von Wehrmachtstruppen besetzen lassen.

Die Arbeitsbedingungen beim Bau
Die Bauleistungen des Pionier-Programms wurden größtenteils von Privatfirmen erbracht, dagegen war man innerhalb der privaten Wirtschaft nicht in der Lage, für die darauf folgenden Programme die notwendigen Arbeitskräfte zu stellen. Diese Lücke füllte die Organisation Todt, benannt nach ihrem Gründer Fritz Todt. Durch Ausnutzung der ersten Dienstverpflichtung am 22. Juni 1938 durch Hermann Göring als Beauftragten für den Vierjahresplan, waren zeitweise bis zu einer halben Million Menschen mit den Bauarbeiten am Westwall beschäftigt. Die Abkommandierungen erfolgten äußerst kurzfristig, zum Teil in weniger als 24 Stunden. Die Verpflegung und Unterbringung der Arbeiter wurde von der Deutschen Arbeitsfront organisiert, die mit großen logistischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als Wohnraum wurden nicht nur eigens errichtete Baracken, sondern auch Turnhallen, Privathäuser und Tanzsäle genutzt, was wiederum durch mangelnde sanitäre Einrichtungen zu erheblichen hygienischen Defiziten führte.
Den Transport der Bauarbeiter aus ganz Deutschland und des notwendigen Materiales übernahm die Deutsche Reichsbahn, die auf ein gut ausgebautes Netz von strategischen Eisenbahnen an der Westgrenze aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückgreifen konnte.
Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen waren äußerst schlecht, es kam häufig zu Unfällen, denn es mussten beispielsweise mit einfachen Mitteln Panzerteile mit bis zu 60 Tonnen Gewicht bewegt und montiert werden. Bei bis zu 36-Stunden-Schichten (Gießen eines Bunkers), anfangs ohne Urlaub, 7 Tage die Woche, gerieten die Arbeiter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Schon die durchschnittliche Arbeitszeit betrug 10–12 Stunden, wobei Überstunden obligatorisch wurden.
Bedingt durch harte Arbeitsbedingungen, unzureichende Versorgung, erzwungene Trennung von den Familien und ständige Verlängerung der eigentlich zeitlich begrenzten Dienstverpflichtungen wurde häufig versucht, durch eigenmächtig verlängerten Urlaub, "Bummelschichten", oder Flucht zu entkommen. Es kam auch zu ersten kollektiven Streiks. Im Saarland legten 1938 über 1.000 Arbeiter ihre Arbeit nieder und verlangten bessere Entlohnung und Verpflegung, was ihnen auch gewährt wurde. Eine zweite Streikwelle führte zur Rücknahme von im Juni 1939 vorgenommenen Lohnkürzungen. Ab Kriegsbeginn wurde seitens der Regierung eine klare Sanktionshaltung gefahren. SS-Sonderlager und Polizeihaftlager wurden auf Drängen Todts für unkooperative Arbeitskräfte eingerichtet, von denen aus die Arbeiter zur Arbeit gefahren und "ideologisch unterwiesen" wurden. Das SS-Sonderlager Hinzert wurde nach der Niederlage Frankreichs Durchgangslager für deportierte Juden und andere Häftlinge und 1945 dem KZ Buchenwald direkt unterstellt. Todt selbst schätzte die Rolle dieses Lagers so ein, dass es die Westwallbauten erst ermöglicht hätte.

Panzerteile und Bewaffnung
Die notwendigen stählernen Panzerteile für die Aufstellung von Waffen in den Bunkern konnte die Industrie weder in der benötigten Menge noch in der notwendigen Qualität liefern, so dass der militärische Wert der Anlagen nicht sonderlich hoch war. Zu den Panzerteilen gehörten die Scharten und ihre Verschlüsse sowie Panzerkuppeln für die Rundumverteidigung. Hinsichtlich der Legierungsmetalle für die Herstellung dieser Panzerteile (in erster Linie Nickel und Molybdän) war man vom Ausland abhängig, so dass man entweder überhaupt keine Panzerteile einbaute oder diese aus minderwertigem Ersatzmaterial herstellte. Dieser Mangel war selbst auf offiziellen Fotografien zu erkennen.
Weiterhin waren die Bunker für Geschütze ausgelegt, die sich bereits in den ersten Kriegsjahren als unterdimensioniert herausstellten und deshalb wieder ausgebaut wurden. Die für eine wirksame Verteidigung notwendigen großkalibrigen Waffen ließen sich jedoch nicht in die vorhandenen Bunker einbauen.

Kampfhandlungen am Westwall
Bereits die im September 1944 stattgefundene Operation Market Garden der Alliierten ist im Zusammenhang mit dem Westwall zu sehen. Innerhalb dieser Operation versuchte das alliierte Oberkommando, Rheinübergänge in den Niederlanden zu gewinnen, um die deutsche Sperrstellung nördlich zu umgehen; das Unternehmen scheiterte jedoch am verbissenen deutschen Widerstand.
Im Oktober 1944 kam es dann zu den ersten Kriegshandlungen vor dem Westwall. Der daraufhin am stärksten umkämpfte Bereich des Westwalls war die Gegend des Hürtgenwaldes in der Nordeifel, ca. 20 km südöstlich von Aachen gelegen. In dem unübersichtlichen und waldreichen Gebiet starben bis Februar 1945 12.000 Deutsche und etwa 32.000 US-Soldaten bei der Schlacht im Hürtgenwald.
Weiter nördlich gelang es amerikanischen Truppen im Oktober 1944 in der Schlacht um Aachen, in die erste Verteidigungslinie des Westwalls einzubrechen und Aachen als erste deutsche Großstadt einzunehmen. Der Durchbruch im Raum Aachen führte zu einem Einbruch in die zweite Stellung des Westwalls auf einer Breite von 40 Kilometern, der im Zuge der Operation Queen im November und Anfang Dezember bis an die Ruhr vorgetrieben wurde. Eine Überschreitung des Flusses gelang indes nicht, stattdessen bildete sich die über mehrere Monate umkämpfte Ruhrfront.
Im Dezember 1944 begann weiter südlich in der Gegend zwischen Monschau und dem luxemburgischen Echternach die deutsche Ardennenoffensive aus der Deckung des Westwalls heraus. Diese Offensive war eine letzte Kraftanstrengung von deutscher Seite, das Kriegsgeschehen noch zu wenden. Sie kostete viele Menschen das Leben, hatte aber keinen Einfluss auf den Kriegsausgang.
Auch an anderen Stellen wurde am Westwall schwer gekämpft. Die Besatzungen vieler Bunker verweigerten aus Angst vor den deutschen Standgerichten die kampflose Übergabe. Viele deutsche Soldaten haben diese Entscheidung mit dem Leben bezahlt, da vor allem die Gruppenunterstände keinerlei Schutz gegen die Waffen der Angreifer boten.
Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der Saar und im vorderen Hunsrück, wie beispielsweise die Bunkerkette von Osburg-Neuhaus.

Nachkriegszeit
[…] In der Nachkriegszeit wurden viele der Westwallanlagen durch Sprengungen geschleift. Bei diesen Arbeiten sowie bei der Beseitigung der vielen Minen verloren nochmals Menschen ihr Leben.

"Der Denkmalwert des Unerfreulichen" (Zeitzeugen aus Beton)
[…] In Rheinland-Pfalz stehen sämtliche vollständig, teilweise oder zerstört erhaltenen, zum Westwall und zur Luftverteidigungszone West gehörenden Anlagen unter Denkmalschutz, betroffen sind unter anderem "Bunker, Minengänge, Stellungen, Höckerlinien, sonstige Sperranlangen, (…), künstliche Hindernisse, (…), umgestaltende Eingriffe in die natürliche Oberflächengestalt und natürliche Oberflächengewässer (wie insbesondere aufgeschüttete Rampen oder aufgestaute natürliche Bäche)". Sie bilden das "Strecken- und Flächendenkmal ‚Westbefestigung‘", das aus geschichtlichen Gründen Denkmalwert besitzt. Es erstreckt sich über acht Landkreise und vier kreisfreie Städte.

Naturschutz am Westwall
In die Auseinandersetzung um die Reste des Westwalls haben sich auch die Naturschützer zu Wort gemeldet. Große Reste des Westwalls sind heute wertvolle Biotopketten, in die sich selten gewordene Tier- und Pflanzenarten zurückgezogen haben. Sie sind hier ungestört, da die Betonruinen nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden können.
Im August 2006 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland für sein Projekt Grüner Wall im Westen erstmals von der Bundesvermögensverwaltung einen Westwallbunker bei Hellenthal übernommen. Die Initiative sieht dies als Initialzündung für Kommunen und Vereine, in ähnlicher Weise aktiv zu werden, um andere Teile dieses Grünen Korridors zu retten und dem Naturschutz zuzuführen. Das Bundesfinanzministerium stellte dem BUND für die Sicherung der Anlage 7.000.000 € zur Verfügung, das sind 70 % der sonst notwendigen Abrisskosten. dehnt werden.

[Seite "Westwall". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Februar 2011, 14:15 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Westwall&oldid=84758286 (Abgerufen: 6. Februar 2011, 11:56 UTC)]


Laut § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes beginnt die Fledermausschutzzeit am 01. Oktober und endet am 31. März. In diesem Zeitraum ist das Betreten von Höhlen, Grotten, Bunkern, Stollen und anderen potentiellen Winterschlaf-Behausungen von Fledermäusen gesetzlich untersagt.

[Redaktion]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Organisation Todt
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wehrbauten und militärische Anlagen / Festungen und Bunker
Zeit:
1936-40
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.317742
lat: 50.206118
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Auf Schinscheid

Internet
http://www.brandscheid-eifel.de/

Datenquellen
[1] Koordinaten: Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Referat 42 - Landespflege. Koblenz, 2005.
[2] Seite "Westwall". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Februar 2011, 14:15 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Westwall&oldid=84758286 (Abgerufen: 6. Februar 2011, 11:56 UTC)


Stand
Letzte Bearbeitung: 28.02.2011
Interne ID: 20299
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