Gebäude Neustraße 24 (1)

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Neustraße 24

Beschreibung
Von dem Geheimrat Helbron wurde dieses sehr interessante Haus wahrscheinlich um 1790 in der abgebildeten Form errichtet. Das dreigeschossige Gebäude besitzt sechs Achsen und trägt ein Satteldach. Die Achsen sind in drei Gruppen zu je, zwei, einem und drei Fenstern aufgeteilt; die einzelne, der Gebäudemitte zunächst liegende Achse ist mit breiter Portaldurchfahrt und zwei frankierenden zweigeschossigen fassadengliedernden Lisenen als zentrale Eingangsachse ausgebildet.

Das große zweiflügelige Tor mit Korbbogen und klassizistischer Lünetten- und Pilasterornamentik ist frankiert von zwei glatten Pilastern, die Kämpfersteine des Korbbogens sind in der Rücklage herausgearbeitet, die Kapitelle verkröpft, das Gebälk glatt, darüber eine auskragende gerade Verdachung; das Ganze trägt einen ebenfalls achsbreiten Balkon. Er hat ein sehr schönes schmiedeeisernes Geländer mit vier lorbeerumkränzten Medaillons mit Cäsarenhäuptern!
Die Fenster sind segmentbogig, die Gewände profiliert und geohrt.

Das Traufgesims ist ausladend und umfährt als Verkröpfung die beiden Lisenen der Eingangsachse. Darüber sitzen über den Lisenen sowie an den Gebäudeenden insgesamt vier große steinerne Vasen mit Akanthusornamentik und Festons auf dem Traufsims. Die Schaufensterzone wurde wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verändert.

Das Haus ist trotz seines barocken Auftretens ein Werk des Louis-Seize-Klassizismus. Die Fassade hat eine sehr große Ähnlichkeit mit der des etwa fünfzehn Jahre jüngeren Gebäudes Brückenstraße 7: Gliederung und Zonung sind beinahe identisch, der Vasenbekrönung liegt die gleiche Idee zugrunde; das Haus Neustraße ist trotz relativ sparsamer Gliederungsmittel wesentlich prachtvoller und weniger spröde. Auch läßt es das Hin- und Hergerissensein zwischen Barock und aufkommenden Klassizismus deutlicher noch als das Haus Brückenstraße 7 spüren.
Das als Vertreter des Übergangs vom späteren Barock zum Klassizismus sehr wichtige Haus ist erhalten, wenngleich die beiden rechten Achsen fehlen und durch einen verstümmelnden Neubau ersetzt wurden. Auch das herrliche Balkongeländer ist nicht mehr vorhanden.

Michael Zimmermann [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Unbekannt
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1790
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.638250
lat: 49.751973
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.museum-trier.de/

Datenquellen
[1] Klassizismus in Trier. Photos aus der Sammlung Prof. Wilhelm Deuser. Katalog des Städtischen Museums Simeonstift Trier zur Ausstellung vom 21.1. bis 6.3.1994. Hrsg. Richard Hüttel und Elisabeth Dühr.

Bildquellen
Bild 1: © Dr. Marcus Schneider, Trier, 2023.
Bild 2: © Dr. Marcus Schneider, Trier, 2023.
Bild 3: Abbildung: Prof. Wilhelm Deuser, Sammlung Stadtarchiv Trier
Bild 4: © Peter Valerius, Kordel, 2007.

Stand
Letzte Bearbeitung: 16.02.2023
Interne ID: 2041
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2041
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