Römischer Ziegelofen

Rehlingen, Gemeinde Nittel

Beschreibung
Wo einst der römische Schornstein qualmte
Überraschender Fund: Bei Erdarbeiten in der Nähe von Rehlingen kommt antike Produktionsstätte zu Tage

NITTEL-REHLINGEN (F.P.) Der Fund eines römischen Ziegelofen bestätigt die Vermutung, dass es eine frühzeitliche Industrie im Bereich der Gemeinde Nittel gab.

Bei Arbeiten im Moseltal bei Rehlingen war der gut erhaltene Ofen entdeckt und vom Rheinischen Landesmuseum Trier freigelegt worden. Nach Abschluss der Arbeiten stellte die Museumsleitung den Fund der Öffentlichkeit vor. Am Grabungsort anwesend waren Museumsdirektor Dr. Hans-Peter Kuhnen, der wissenschaftliche Grabungsleiter Dr. Hans Nortmann, die örtliche Grabungsleiterin Dr. Sabine Donniè sowie die Museumsmitarbeiter Dr. Margarethe König
und Wendt Kuschmann.

Regenschauer, ein Feldweg voller Lehmbrocken und glatter Mergelschlamm mussten auf dem Weg zur Fundstelle in Kauf genommen werden. Dort aber entschädigte der Blick auf den gut erhaltenen Ziegelofens aus dem zweiten oder dritten Jahrhundert. Nach Angaben der Experten wurde das zum Brennen von Dachziegeln benutzte Keupermaterial - eine Art Mergel aus Muschelkalk - in der Nähe der Anlage gewonnen. Schiffe brachten anschließend die Fertigprodukte nach Trier. Eine ähnliche Anlage ist laut Kuhnen bei Temmels gefunden worden - sie konnte aber nicht gesichert werden.

Es sei erfreulich, so der Museumsdirektor, dass sich Bürgermeister Dr. Karl-Heinz Frieden und der Gemeinderat von Nittel für den Erhalt des Ziegelofens eingesetzt hätten. Damit erhalte der Trierer Raum eine weitere Attraktion aus Römerzeit.

Die Architektur der Anlage erläuterte Grabungsleiterin Donniè: Gut erhalten sind die Feuerstelle mit den Brennkammern, die Bögen, der Bedienungsraum, der Mittelgang, die seitlichen Feuerableiter und die
Begehungsstätten. In der Karolinger-Zeit - Jahrhunderte nach Stilllegung des Ofens - wurde der vordere Teil des Anwesens zu Wohnzwecken genutzt. Nur wenige Meter entfernt fanden sich die Reste eines Karolinger-Wohnhauses. Vereinzelte Funde wiesen auf eine Besiedelung der Talmulde schon in vorrömischer Zeit hin.

Die Karolinger bevorzugten die Holzbauweise
In dem Zusammenhang schilderte Grabungsleiter Nortmann den geologischen Wandel im Umfeld des Fundorts, der auf Besiedlung der die landwirtschaftlichen Nutzung zurückzuführen ist: Während die Römer Steinbauten errichteten und dafür Ziegel benötigten, zogen die fränkischen Karolinger Holzhäuser vor - eine Ziegelei erübrigte sich. Deshalb setzten die Franken die Ziegelöfen nicht mehr in Betrieb. Stattdessen nutzten sie die Bauten zu Wohnzwecken. In späteren Jahrhunderten mieden die Menschen die überschwemmungsgefährdete Mulde und siedelten auf den Anhöhe, wo der Ort Rehlingen entstand.

Die Museumsleute warten nun auf besseres Wetter. Dann sollen die restlichen Arbeiten fortgesetzt und die alten Gemäuer vor dem Verfall geschützt werden.


Lage und Zugang (die Ausgrabungsstätte ist nirgendwo beschildert):

Vom Moselradweg von Nittel moselaufwärts: Am Moselradweg ist eine auffällig Abzweigung (kl. Sportplatz, Werbetafeln der Gastronomie) nach Rehlingen. Hier unterquert man die Bahn auf schmaler Unterführung neben einem Bach. Danach führt der Weg nach rechts. Hier folgt man aber nicht dem Weg, sondern geht ein paar Schritte nach links (der Bahn in entlang in Richtung Trier) und sieht
dann bald rechter Hand die Ausgrabungsstätte.

Von der Bundesstrasse Nittel-Perl:
Von Nittel kommend fährt man an Rehlingen (das links der Straße liegt) fast vorbei. Nach einer Linkskurve steht rechts ein einzelnes Haus. Man biegt zu diesem Haus scharf nach rechts ab (zuerst hat man den Eindruck man würde in die Hauseinfahrt fahren) und fährt links des Hauses auf einem schmalem sehr steilen Weg bergab (hier auch Rad-Wegweiser zum Moselradweg). Nach einer Furt durch einen Bach endet der Weg vor den Eisenbahngeleisen. Man geht nun einige Schritte an den Bahngeleisen moselabwärts (Richtung Trier) und sieht bald rechterhand die Ausgrabungsstätte. [1]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
Zeit:
2.-3. Jahrhundert
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.424494
lat: 49.623176
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Brühl Aufm Hüwel

Internet
https://gkf-nittel.de

Datenquellen
[1] Trierischer Volksfreund, Friedrich Petuelli: "Wo einst der römische Schornstein qualmte" Nr. 77 vom 31.3.2000 http://www.intrinet.de/20000331/sb283935.htm

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2002
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2002

Stand
Letzte Bearbeitung: 23.05.2002
Interne ID: 2157
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2157
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