Schloss Lieser (1)

Ehemaliges Puricelli´sches Familienhaus
Lieser, Gemeinde Lieser Moselstraße 33

Beschreibung
Spätrenaissancebau von 1884-87. (Heinrich Theodor Schmidt, Frankfurt) Malereien in der Halle. Schlosspark. Kapelle von C. Grätz, Frankfurt. (Besichtigung möglich)
(Dehio)

> Das markanteste Gebäude in Lieser ist das Lieserer Schloß, das im vorigen Jahrhundert von den Freiherren Schorlemer im Gründerzeitstil inmitten eines feudalen Parkes erbaut wurde. Dieses Schloss wurde vom Bundesminister des Inneren zum Weltkulturerbe ernannt.

Im Schlosspark lässt sich, in prachtvoller Umgebung und mit dem einzigartigen Charme des Schlosses, außerordentlich gut feiern.
Der Schlosspark steht jedermann offen und wird jährlich zu verschiedenen Feierlichkeiten genutzt. Weiterhin kann das Schloss zu Festlichkeiten wie Hochzeiten, Empfängeund angemietet werden.
Informationen dazu erteilt der Ortsbürgermeister.
(Raimund Licht)

> Das Schloß Lieser steht an der Stelle eines 1710 errichteten Hofhauses eines Kirchenguts, möglicherweise eines ehemaligen kurtrierischen Hofes. Schloß Lieser (das heißt das Herrenhaus) besteht aus zwei Bauteilen, einem älteren Bauteil (von der Mosel aus gesehen der etwas größere rechte Teil) in Formen der Neo-Renaissance und dem jüngeren Bauteil in den Formen des Jugendstils. Architekt des älteren Bauteils -erbaut 1884 - 1887 - war Heinrich Theodor Schmidt.
Er hatte sich im Frankfurter Raum als Villenspezialist einen Namen gemacht aber auch öffentliche Bauten entworfen. Zu seinen Bauten gehörten das Aquarium im Zoologischen Garten in Frankfurt, der Wiederaufbau des 1878 durch Brand zerstörten Palmengarten-Gesellschaftshauses in Frankfurt, die Villa Holzmann am Untermainkai für den Bauunternehmer Philipp Holzmann. Beteiligt war er auch an den Restaurierungsaufgaben der Burg Elz. Nach Abriss vieler seiner Bauten geriet er weitgehend in Vergessenheit. Erbauer des älteren Bauteils war der Fabrikant Eduard Puricelli (1826-1893). Sein Vater Heinrich gehörte zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern zu den Betreibern des Rheinböller Eisenwerks. Eduard Puricelli gründete und leitete mehrerer Gaswerke,und auch in Trier und die Rheinböller Hütte. Puricelli bewarb sich für katholische und konservative Parteien mehrmals um Abgeordnetenmandate und gehörte dem Konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes an. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 setzte sich Puricelli aus wirtschaftlichen Gründen zusammen mit elf anderen Trierer Unternehmen für die Annexion Lothringens ein. Eduard Puricellis Tochter Maria, Alleinerbin der elterlichen Besitzungen heiratete 1880 den hohen preußischen Beamten Dr. Clemens Freiherr von Schorlemer-Alst (1856-1922). Durch seine Tätigkeit im preußischen Verwaltungsdienst machte Clemens von Schorlemer die Bekanntschaft Kaiser Wilhelms II., der ihn sehr schätzte. Dreimal war der Kaiser Gast im Schloß. Aus den erhaltenen Protokollen dieser Besuche geht hervor, wie minutiös der Ablauf geplant war. Nicht einmal das korrekte Erscheinungsbild des Dorfpolizisten wurde dem Zufall überlassen. Nach dem Tod von Dr. Clemens Freiherr von Schorlemer-Alst umfassten die Besitzungen neben der expandierenden Rheinböller Hütte umfangreiche Weingüter in Lieser, Zeltingen, Wintrich, Graach und Brauneberg, neu angelegte Weinlagen bei Serrig und Ockfen, Waldbesitzungen in Winterhauch an der Nahe und bei Merxheim, sowie Grundstücke und Häuser in Trier. Bemerkenswert an diesem Bauteil ist, daß das Erdgeschoss - um der ständig drohenden Hochwassergefahr so weit wie möglich zu entgehen - nur aus Keller- und Wirtschaftsräumen besteht. Den Kern der Villa bildet ein in vier Geschosse untergliederter Hauptpavillon mit vorgelagertem Frontturm. Nach Osten schließt sich die Hauskapelle an, nach Westen ein dreigeschossiger Seitenflügel An der Westseite des älteren Bauteils schließt sich der Neubau an, durch den die Villa zur Schlossanlage erweitert wurde. Ein dreigeschossiger Zwischentrakt verbindet beide Bauteile. Der Anbau wurde erforderlich, als sich Maria und Clemens von Schorlemer-Alst auf Schloss Lieser niederließen. Wann der Bau genau errichtet wurde ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Literatur bietet einander widersprechende Daten, die alle in die Zeit zwischen 1895 und 1906 fallen. Auch wenn sich die (Jungendstil-) Detailformen vom älteren Teil des Schlosses unterschieden, wo war der nicht namentlich bekannte Architekt durch einen ähnlichen Gebäudeaufbau und die Wahl des Baumaterials den Eindruck einer einheitlichen Gesamtanlage zu erzielen. Das Schloß verfügte über ein eigenes Elektrizitätswerk, welches Schorlemer 1901 errichten lies. Teile der Innenausstattung aus der Zeit der Erbauung (Türen, Öfen, offene Kamine, Treppen, Türen sind noch vorhanden. Im Jahr 1981 kaufte die Gemeinde Lieser die Schlossanlage mit Nebengebäuden für 600.000 DM von der Familie Schorlemer-Lieser. In diesem Zusammenhang wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt. Die letzte Bewohnerin war Marliese Rheinen (1898-1990), verwitwete Freifrau von Schorlemer-Lieser. Nach ihrem Tod stand das Gebäude über 10 Jahre leer und wurde lediglich einmal jährlich zu Pfingsten für das Schlossfest genutzt.
(Dorothe Werner; Schloß Lieser an der Mosel)


> Im Februar 2001 wurde Schloss Lieser an den Investor Hans-Peter Giehler aus Bad Salzuflen für zwei Millionen verkauft. Er will weitere 20 Millionen in das historische Gebäude investieren und es zum Vier-Sterne-Hotel ausbauen.
(Trierischer Volksfreund vom 10./11.02. 2001)

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Schmidt, Heinrich Theodor (Architekt); Frankfurt.
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Feudale Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1884-1887
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.019465
lat: 49.917353
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Weidengärten

Internet
http://schloss-lieser.eu/

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Raimund Licht, Bäckerei Licht, Lieser/Mosel (http://www.liesermosel.de/) Dorothe Werner; Schloß Lieser an der Mosel. Trierischer Volksfreund.

Bildquellen
Bild 1: © Norbert Kutscher, Waldweiler, 2014.
Bild 2: © Raimund Licht, Bäckerei Licht, Lieser/Mosel. 2000
Bild 3: © Udo Fleck und Bernd Röder (Hrsg.) Weinschlösser an Mosel, Saar und Ruwer

Stand
Letzte Bearbeitung: 20.12.2014
Interne ID: 216
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=216
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