Sankt Laurentius - Traubenmadonna

Katholische Pfarrkirche
Longuich, Gemeinde Longuich Maximinstr. / Laurentiusstr.

Beschreibung
Diese Holzfigur stand noch vor dem letzten Weltkrieg im Pfarrhaus Longuich und stammt wahrscheinlich aus der Kirscher Kapelle. Sie ist 95 Zentimeter hoch und kommt vermutlich aus einer Mainzer Künstlerschule, die Ende des 15. Jahrhundert, - etwa um das Jahr 1480, - diese Figur schuf. Wie die Figur an die Mosel kommt, ist nicht bekannt.

Die Statue stellt Maria, die Mutter Gottes dar, dass Kind auf dem Arm haltend und mit der anderen Hand eine Weintraube dem Betrachter darreichend; den Mond zu ihren Füssen. Die Weltkugel - Zeichen der göttlichen Macht, - wird in der einen Hand des Kindes gehalten. Der Mantel der Madonna, wie die Kleidung überhaupt, ist in ihren Linien stark betont.; - in der Gotik tritt der Körper stark hinter der Kleidung zurück. Eine fein gearbeitete Krone bedeckt einen zierlichen Kopf, der weiche Züge aufweist und der Blick verliert sich in die Ferne.

Maria wird dargestellt als das grosse Zeichen aus der geheimen Offenbarung (12,1), den Mond zu den Füssen, die mit ihrem göttlichen Kind die Gegnerin des Drachen des Satans ist. Maria reicht dem Betrachter eine Weintraube, eine Frucht dar. Bereits Eva, die Stammmutter, reichte Adam und damit dem Menschen eine Frucht dar, die aber Sünde, Unglück und Unfriede brachte. Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, so betet die Christenheit zu Maria, die eine andere Frucht der Menschheit reicht die ihr Heil und Leben bringt. Die Weintraube so lesen wir im Alten Testament (4.Mos.13.23), ist ein Zeichen eines gelobten Landes. Die Kundschafter die Moses auf dem Wüstenzug in das Land schickt, dass Gott dem israelitischen Volk als Heimat geben will, kommen mit einer Weintraube zurück, die so gross ist, dass zwei Männer sie an einer Stange auf ihrer Schulter tragen müssen. Neben gewiss ermahnenden Worten über den Wein, dem Produkt der Weintraube, ist in der heiligen Schrift der Wein ein Zeichen des Heilen, der Gesundheit und der Freude. Gebt Wein solchen, deren Herz betrübt ist ! (Spr.31.6) - Der Wein ist zur Freude geschaffen (Spr. 31.35) - Der barmherzige Samariter giesst neben Öl ein wenig Wein in die Wunden des Todkranken (Lk.10.34) - Maria macht ihren Sohn aufmerksam, dass sie keinen Wein mehr haben! (Joh.23).

Dies alles will Maria und schenken, daher der Hinweis des Künstlers: Maria mit einer Weintraube in der Hand.

Noch tiefer werden wir diese Figur verstehen, wenn wir daran denken, in welcher Zeit und Umwelt der Künstler diese Figur geschaffen hat: In der Zeit des Rittertums und des Minnegesangs, in der dem Ideal einer überhöhten Menschlichkeit gedient wurde. Der angehende Ritter blieb bis zu seinem Jugendalter in der Obhut der Frauen in seiner elterlichen Burg, aber immer wieder unter der Obhut der Frau, der Herrin, die ihm alle höfischen Tugenden und Fertigkeiten vermittelte. Sie war es, die ihn zum Ritterlichen Manne erzog. Diese machte ihn aber auch zum treuen Verehrer seiner Herrin und Gebieterin.

So ist auch unsere Madonnenfigur nach diesem Vorbild geschaffen: Maria als Herrin und Gebieterin, die uns wahre Menschlichkeit, Ritterlichkeit, kurz alle guten Tugenden zu lehren vermag. Der Minnesänger Heinrich von Mohrungen, der damals lebte, schrieb folgende Verse, die wir auf Maria, unsere Herrin übertragen dürfen: Sie ist mir liep gewest daher von Kinde, wan ich wart durch sie und durch andere niht geborn - (in freier Übersetzung: von kind auf ist sie meine liebe Mutter, durch sie weiss ich, wie ich leben soll

Lasset uns beten: O, meine Gebieterin, o meine Mutter. Dir bringe ich mich ganz dar .......... - bewahre mich, beschütze mich ..........!

Signatur unleserlich, bezeichnet 1932

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kunstobjekte
Zeit:
Um 1480
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.771551
lat: 49.807918
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Hofbungert

Internet
http://www.longuich.de/

Datenquellen
Information in der Kirche.

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2000
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2000

Stand
Letzte Bearbeitung: 28.08.2007
Interne ID: 2160
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2160
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