Kurie zur Eiche oder Zur (großen) Eiche

Auch Kurie Eich
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Sieh um Dich 2

Beschreibung
Der Hausname reicht in das frühe 14. Jahrhundert zurück, auf den Kanonikus Walter von Eich oder auf den 1340 als Domdechant erwähnten Matthäus von Eich.

Das Haupthaus der Kurie wird 1770 unter dem Chorbischof Franz Joseph Schenk von Schmidtburg (auch Schmittburg) neugebaut. Seitdem ist die Kurie auch unter seinem Namen bekannt. In der Gesamtheit ihrer Gebäude - Haupthaus, Kapelle, Wirtschafts- und Remisenflügel mit Toreinfahrt sowie eine Gartenlaube - ist das Baudenkmal ein typisches Beispiel für die Hofanlage eines Domherrn.

Das Haupthaus der Kurie gründet auf einem romanischen Vorgängerbau. Ähnlich wie bei dem romanischen Haus der Kurie Domfreihof 2 wurde auch hier das Erdgeschoss als Keller mit einer auf Konsolen ruhenden Zwischendecke abgetieft. Die heutige Einwölbung wahrscheinlich erst barock. Auf der Nordseite über dem Kellerniveau eine schmale, nur fragmentarisch erhaltene, gangartige Anlage. Bemerkenswert ist außerdem ein unterirdischer, tonnengewölbter (nahezu völlig verschütteter) Gang, der durch einen romanischen Rundbogen auf der Keller-Südseite zu erreichen ist und auf den Dom führt. Eine architektonische Besonderheit ist die Erweiterung des in das späte 11 ./ frühe 12. Jahrhundert datierten romanischen Hauses der Kurie Eich: Auf der Nordseite wurde ein mächtiger Halbturm vorgelagert, der aus dem späten 12. Jahrhundert stammen soll. Als heute noch sichtbare, beim Bau der Domberingmauer wiederverwendete, römische Sandsteinquader sind insbesondere auf zwei in situ erhaltene Exemplare hinzuweisen: ein mit der Inschrift IONIVS - TVRNVS versehener, in der verputzten Außenhaut auf der Haus-Nordseite westlich des Halbturms sichtbar gelassener Quader und ein weiterer - mit einer Pferdekopf-Darstellung - östlich des Halbturms hinter der heutigen Abschlußwand zwischen Wohnhaus und Kapelle.
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Das Innere des Wohnhauses hat noch in bedeutendem Umfang die Rokoko-Ausstattung erhalten: Hervorzuheben ist die gewinkelte Podesttreppe mit geschnitztem Geländer. Unter dem halben Dutzend Hohlkehlen-Stuckdecken, die teilweise mit Eck- und Mittelrocaillen verziert sind, ist besonders jene im östlichen Obergeschoßzimmer mit dem von einem Roß gehaltenen Schmidtburgschen Wappen erwähnenswert. Eckkamine und alte Türen, darunter auch zweiflügelige, runden das Bild des Interieurs ab.

Die spätromanische, auf den Überresten der Domberingmauer errichtete Kapelle ad Quercum (Zur Eiche), dendrochronologisch anhand dreier Dachstuhl-Kanthölzer 1199 datiert, wurde - ursprünglich vielleicht als Friedhofskapelle errichtet - bereits im 13. Jahrhundert als Hauskapelle genutzt. Der kreuzgratgewölbte Saal öffnet sich einem niedrigeren, eingezogenen Chorquadrat, das ebenfalls wie die kleine quadratische Sakristei auf seiner Nordseite mit einem Kreuzgratgewölbe abschließt. Die für eine Kapelle aufwendige Wandgliederung zeigt im Saalinnern über einer Steinsitzbank ansetzende, zwischen Pilastern gespannte Blendbögen,- darüber Rundbogenfenster. Am Außenbau übernehmen Lisenen, die durch Bogenfriese verbunden sind, die Gliederung in Wandfelder. - An bemerkenswertem Baudekor sind vor allem die vegetabilisch-zapfenartigen Gewölbeschlußsteine im Saal und Chor zu nennen, die wie andere Einzelformen unmittelbar von der Ostapsis des Trierer Doms abzuleiten sind. Auf der Südseite Kantensäulen-Portal, dessen monolithisches Bogenfeld mit einem blattverzierten Dreipaßbogen reliefiert ist. Von einer weiteren Pforte in der Westwand ist noch der mit einem bärtigen Kopf unter einem Dreipaßbogen reliefierte Sturz erhalten. Epigraphisch interessant und offenbar gleichzeitig mit dem Kapellenbau entstanden ist eine Majuskelinschrift auf einer Konsole der östlichen Chorwand ELEM GERLACI (elemosyna Gerlaci, vielleicht identisch mit dem 1182-1209 erwähnten Koblenzer Ministerialen Gerlacus). - An romanischer Innenausstattung ist neben der Altarmensa mit Rechteckblenden und Schmiegenprofil sowie einer viertelkugeligen, blattverzierten Piscina auch der Rest eines Fußbodens erhalten, der aus schwarzen, weißen und rötlichen Marmorplättchen besteht.

Außer einer Mansarddach-Gartenlaube, deren Innenwände im Sockelbereich mit Kacheln im Jugendstil-Dekor verkleidet sind, vervollständigt insbesondere der Remisen- und Wirtschaftstrakt das Bild der Hofanlage. Der langgestreckte, rechtwinklig zum Haupthaus gestellte Flügel schließt den Bering nach Westen ab. Hofseitig als eingeschossiger, Gauben ausbildender Mansarddach-Trakt mit einer auf Holzpfosten flach gedeckten Halle zwischen Wirtschafts- und Bedienstetenräumen errichtet, ist der Baukörper dagegen auf der zur Gasse gelegenen Außenseite ausgesprochen mauerhaft geschlossen. Als nördlicher Bauteil des Remisenflügels, rechtwinklig versetzt an das Wohnhaus anschließend, bildet die 1770 zusammen mit dem Wohnhaus-Portal möglicherweise durch den Hofbildhauer Joseph Feill geschaffene Torfahrt den einzigen Hauptakzent. Schlanke und mit Gebälkstücken überhöhte Pilaster bilden mit der verkröpften Horizontalverdachung einen strengen, klassizisierenden Rahmen für den Korbbogen und die wild bewegte Darstellung zweier sich aufbäumender Rösser als Halter der Rocaille-Wappenkartusche über dem Torbogenscheitel.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Kurien
Zeit:
1340
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.643878
lat: 49.757323
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 17.1 Stadt Trier - Altstadt. Wernersche Verlagsgesellschaft mbH, Worms. ISBN 3-88462-171-8 (1. Auflage 2001)
- Schematische Karte der Domimmunttät um 1800 mit Kurien und der romanischen Dommauer. In: Heinz, Tacke, Weiner: Trier 1512-Heiliger Rock 2010, Imhof-Kulturgeschichte, Petersberg 2011. ISBN 978-3-86568-2

Bildquellen
Bild 1: Juliana Fabritius Dancu, 1984.

Stand
Letzte Bearbeitung: 11.07.2011
Interne ID: 23314
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23314
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