Bischofshof - Ehemalige Georgskurie

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Liebfrauenstraße 1 Domfreihof 2

Beschreibung
Beste Lage im Schatten des Doms

Reinhard Marx bezieht den barocken Bischofshof zwischen Basilika und Pfarrhaus Liebfrauen

Von unserer Redakteurin
BEATRIX GRAMLICH

TRIER. Seit gestern werden in der Liebfrauenstraße Kisten geschleppt. Heute bezieht Bischof Reinhard Marx seinen Wohnsitz in Trier. Im Rahmen der TV -Serie Grüß Gott, Herr Bischof! blicken wir hinter die Mauern des Bischofshofs, den geschichtsträchtigen Amtssitz der Bischöfe.

In der Liebfrauenstraße eins bezieht Reinhard Marx ein repräsentatives Anwesen, das den Trierer Oberhirten seit 200 Jahren als Wohnsitz dient. Nachdem Bischof Charles Mannay 1803 hier seine Privatgemächer einrichtete, logierte eine stattliche Zahl von Nachfolgern in dem riegelförmigen Sandsteinbau zwischen Basilika und Pfarrhaus Liebfrauen.

Seit 1523 ist der Bischofshof als Consistorium, also als geistliches Gerichtshaus, urkundlich erwähnt. Ein Teil des Mauerwerks an der Liebfrauenstraße stammt noch von diesem Vorgänger. Zwischen 1786 und 1788 wurden zwei ältere Barockbauten zum Bischofshof in seiner derzeitigen Form zusammengefasst: die an die Liebfrauenkirche grenzende, 1746 von Kurfürst Franz Georg von Schönborn errichtete Kurie Georgii und das südlich anschließende, 1748 ebenfalls von Schönborn erbaute Consistorium.

In der Mitte des Doppelhauses führt eine Freitreppe zur Eingangshalle, an die sich Büros und Besprechungszimmer von Bischof und Bischofskaplan anschließen. Auf dem Weg dorthin erwartet Gäste die erste Überraschung: Im Gang an der Gartenseite finden sich Arkaden mit Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert, auf dem barockes Mauerwerk aufsitzt - eine Augenweide angesichts sonst eher nüchterner Innenausstattung im Stil der 50-er Jahre.

Von der einst barocken Pracht zeugen heute allenfalls noch die Außenmauern. Bei Bombenangriffen im Dezember 1944 brannte der Bischofshof völlig aus und ragte drei Jahre lang als schwarze Ruine gen Himmel. Erst 1947 wurde das Dach nach einem eindringlichen Appell von Generalvikar Heinrich Hubert Ludwig von Meurers wieder aufgebaut und damit der historische Hof vor dem Verfall gerettet. Als einige Jahre später die Innenausstattung folgte, gaben die Bauherren die historische Raumaufteilung zugunsten einer dem Zeitgeschmack entsprechenden Architektur auf: Viel Platz für den Bischof, bescheidene Räumlichkeiten für den Kaplan. Noch unter Altbischof Hermann Josef Spital, der im Herbst die Domkurie zur Eiche am Rindertanzplatz bezogen hat, gab es keine strikte Trennung von Privat- und Büroräumen. Mit Reinhard Marx wird sich das ändern. Und so ist im Vorfeld seines Einzugs von der Haustechnik über den Anstrich bis hin zur Raumaufteilung vieles von Grund auf erneuert worden. Künftig bekommt nicht nur der Bischof seine eigenen vier Wände, auch der neue Kaplan Jörg Schuh darf sich über mehr Komfort freuen.

Während sich der neue Oberhirte mehr Platz für Besucher gewünscht hat und deswegen neben seiner Wohnung und dem Empfangssaal im Obergeschoss zwei Gästeappartements einrichten ließ, lebt er selber auf bescheidenen 50 Quadratmetern. Ist da überhaupt noch Platz für die Haushälterin? Die Frage bringt Peter Peters, der zusammen mit seinem Kollegen im bischöflichen Generalvikariat, Micha Flesch, die Bauleitung im Bischofshof hat, in die Bredouille. Das ist nicht ganz klar, sagt der Architekt. Bischof Marx hat noch keine Haushälterin.

Einige seiner Vorgänger waren zweifellos anspruchsvoller. Im Keller des Bischofshofs, der im Mittelalter vermutlich das Erdgeschoss bildete, existiert noch heute ein Gang, der zu einem Wirtschaftsgebäude führte. Während des Barock wurde der Keller vertieft, um so Lagerräume für große Bestände an Nahrungsmitteln zu schaffen. Die genaue Geschichte des Kellers mit seiner zweischiffigen, kreuzgewölbten Säulenhalle und den Säulenkapitellen, die Akanthusblätter, Voluten und Masken zieren, untersuchen derweil Bauforscher des Büros Graf-Seepe-Breitner. Sie gehen derzeit davon aus, dass im Mittelalter ein Kreuzgang, dessen romanische Arkatur noch sichtbar ist, den Bischofshof mit dem Dom und der romanischen Stephanuskapelle verband. Reste dieser Kapelle finden sich heute eingebettet in den parkähnlichen Garten des Bischofshofs - nebst einem liebenswürdigen Sammelsurium aus heruntergefallenen Wasserspeiern und beschädigten Heiligenstatuen. Eine Idylle im Schatten des Doms.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Kurien
Zeit:
1746
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.642943
lat: 49.755580
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
Schematische Karte der Domimmunttät um 1800 mit Kurien und der romanischen Dommauer. In: Heinz, Tacke, Weiner: Trier 1512-Heiliger Rock 2010, Imhof-Kulturgeschichte, Petersberg 2011. ISBN 978-3-86568-2
- © 2002 Trierischer Volksfreund http://www.intrinet.de/20020320/sw813365.htm

Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2011.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 17.07.2011
Interne ID: 23316
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=23316
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