Alter Scharzhof

Scharzhofberg, Gemeinde Wiltingen Scharzhofberg

Beschreibung
In einem Seitental der Saar, etwa auf halben Weg zwischen Oberemmel und Wiltingen befindet sich der 317 Meter hohe Scharzberg, ein Weinberg der aufgrund seines Kleinklimas und seiner Bodenbeschaffenheit Rieslingreben von hervorragender Qualität gedeihen läßt. Der Scharzhof gelangte im frühen 11. Jahrhundert durch ein Sühnetestament in den Besitz des Trierer Klosters Sankt Maria ad Martyres, in dessen teilweise erhaltengebliebenen Gebäude sich heute das Jugendzentrum Exzellenzhaus befindet. Eine Urkunde aus dem Jahre 1030 zufolge bestätigte der Trierer Erzbischof Poppo dem Kloster diesen Besitz. Noch aus der Klosterzeit stammt das Hofhaus (Jahreszahl 1729 im Portalbogen, wahrscheinlich Jahreszahl der Erbauung des Hofhauses), dessen ursprüngliche Nutzung heute nicht mehr bekannt ist. Auch wenn die Anlage betont schlicht und funktional wirkt, kann man an einigen Details jedoch einen klaren Repräsentationsanspruch ablesen. Hierzu zählen das Portal, die Balustertreppe und der Kamin im Obergeschoss. Auch die vielen Öfen, die früher im Haus vorhanden waren deuten auf einen gewissen Komfort hin. Dies alles erlaubt die Vermutung, dass es sich bei dem Klostergut um eine Sommerwohnung des Abtes gehandelt haben könnte. Südlich des Hofhauses, von diesem durch ein Gasse getrennt, liegt das Kelterhaus, das baulich in die Vierflügelanlage des neuen Scharzhofs integriert wurde, obwohl es zum Besitz des Alten Scharzhofes gehört. In den Wirren der Französischen Revolution, noch vor der Säkularisation gelangte der Scharzhof in Luxemburg zur Versteigerung und wurde vom Prior Sankt Mariens, Johann Jakob Koch als persönlichen Besitz erworben.

Bald darauf verließ Koch den Orden, heiratete 1801 und lebte fortan von der Bewirtschaftung des Scharzhofes. Nach seinem Tode 1829 hielt die Familie das Weingut, 1851 erwarb das Trierer Domstift die Anteile seiner Kinder Clara (mit dem Hofhaus) und Josef, währen der übrige Besitz bei der in Trier verheirateten Tochter Elisabeth Müller verblieb. Das Hofhaus, welches Wohnhaus der Verwalter wurde, wurde 1870 bis 1972 von der Familie Conen/Pfeifer (seither ist das Haus unbewohnt), die über mehrere Generationen hinweg den Verwalter stellte, bewohnt. Das ursprüngliche, schöne Hauptportal ist heute nicht mehr benutzbar, da die Treppe, die zu ihm führte (nach 1939) abgerissen wurde, wahrscheinlich um den Weg zwischen Hofhaus und Kelterhaus zu verbreitern. Daher betritt man heute das Gebäude durch den zweiten Eingang auf der Rückseite des Hauses. Die Raumaufteilung entspricht größtenteils der Ursprünglichen aus der Erbauungszeit.
Erwähnenswert sind eine L-förmige Treppe (aus der Erbauungszeit) im
Zentrum des Hauses, ein Takenschrank, ein kleiner Wandschrank, aufwendig gestaltete mit Stuck überzogene Balkendecken (sog. Kölner Decken) und ein offener Kamin im Obergeschoß sowie ein Mosaikfußboden von 1915/16 im Erdgeschoss.


> Lage: An der Strasse von Wiltingen nach Oberemmel direkt vor dem
Scharzhofberg, einem der berühmtesten deutschen Weinberge
Bei den Scharzhöfen handelt des sich um zwei sehr unterschiedliche Gebäudegruppen: den alten und den neuen Scharzhof. Die Geschichte des Scharzhofs läßt sich bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Scharzhof gehörte zuerst dem Trierer Kloster Maria ad martyres, später der Abtei Sankt Marien. Von der Strasse Oberemmel-Wiltingen fällt zuerst der schlossartige, 1890 gebaute und 1917 nach einem Brand in seiner jetzigen Form erstellte neue Scharzhof auf. Die Scharzhöfe sind nur von aussen zu besichtigen.
Der neue Scharzhof ist als Binnenhofanlage konzipiert und liegt in
einem parkähnlichen Garten. Im Inneren reichhaltige Ausstattung aus der Erbauungszeit. Nördlich des neuen Scharzhofs (von der Strasse aus gesehen hinter dem neuen Scharzhof) liegt der 1719 errichtete Gebäudekomplex des alten Scharzhofs mit (ehemaliger) Kapelle, Hofhaus und Wirtschaftsgebäude. Im Inneren präsentieren sich die Gebäude in der Raumaufteilung der Erbauungszeit. Die Originale Ausstattung (Kölner Decken, Takenanlage, etc.)
(Denkmaltopographie)

Die hohe Domkirche besitzt heute in zwei Weingütern 22 Hektar Rebfläche: den Scharzhof bei Wiltingen an der Saar und das Gut
Avelsbach bei Trier. Der Scharzhof war bis zur Französischen
Revolution Klostergut. Durch die Säkularisation kam der ganze
Klosterbesitz in Privathand. In den Jahren 1851/1852 erwarb die
Hohe Domkirche einen Teil des Scharzhofbesitzes und
bewirtschaftet dort heute rund 10 ha.
(http://wwwischoeflicheweinguetere/html/dom.html)

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1719
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.612584
lat: 49.650996
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im obersten Scharzerbrühl

Internet
http://www.bischoeflicheweingueter.de/html/dom.html

Datenquellen
Udo Fleck und Bernd Röder (Hrsg.), Weinschlösser an Mosel, Saar und Ruwer, Spee-Verlag. 2000. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Trier-Saarburg.

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 1996
Bild 2: © Elke van Geldern, Konz; in Weinschlösser an Mosel, Saar und Ruwer

Stand
Letzte Bearbeitung: 17.01.2002
Interne ID: 2473
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2473
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