Ehemaliges Haus Brotstraße 45

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Brotstraße 45

Beschreibung
Das Gebäude wurde vermutlich in den späten Zwanzigern oder frühen Dreißigern des 19. Jahrhunderts errichtet.

Das Adreßbuch aus dem Jahre 1818 nennt als Eigentümer den ein Jahr zuvor verstorbenen Trierer Oberbürgermeister Joseph Anton Recking.

Das vierachsige und dreigeschossige Gebäude trägt ein Mansarddach mit stark auskragendem Traufgesims und je einer Sattelgaube in Flucht der Fensterachsen. Die beiden mittleren Achsen der Obergeschosse sind zu einem sehr flachen Erker vorgezogen. Alle Fenster sind hochrechteckig im Verhältnis 2:1 und ohne Gewände in den Putz eingeschnitten.

Die horizontale Gliederung des Gebäudes erfolgt mittels einens fassadenbreit durchlaufenden Flechtbandornamentes auf der Brüstung des zweiten Stockwerkes sowie palmettengeschmückten Brüstungsfeldern im Geschoß darunter. Die Erdgeschosszone wurde wohl in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts verändert.
Schweichers Hinweis auf den Formenschatz des Stadtbaumeisters Wolff ist nicht von der Hand zu weisen:

- Die ädikulaartigen Dreiecksverdachungen der äußeren Fensterachsen im ersten Stock finden sich in Trier einzig noch am Kasino Wolffs aus den Jahren 1824 / 25.

- Die ornamental gebildeten Dreiecksverdachungen auf der Brüstung im ersten Stock sowie ansatzweise im Bereich der Fensterstürze des 2. Stockes finden sich nur am Schinkelbau Wolffs aus den Jahren 183437.

- Die Lünette mit dem Palmettenmotiv in den Zwickeln erinnert stark an ein ähnliches Motiv am Viehmarktbrunnen Wolffs, dessen Ausführung in den Händen von Baumeister Bentz lag, an dessen Haus Antoniusstraße 2 wir die floralen Konsolen unter der breiten Verdachung der Beletage als Balkonkonsolen wiederfinden. Ein zufälliges Zusammenfinden Wolffscher Motive in dieser Anzahl auf einer Fassade scheint bei aller Skepsis recht unwahrscheinlich, wenngleich der letzte Beweis für seine Urheberschaft wohl nicht erbracht werden wird. Hinzukommt, daß Vorbilder für das Gebäude in verblüffend ähnlicher Form in Berlin schon im Jahre 1806 zu finden sind; auch scheint eine Beziehung zu Berlin beziehungsweise eine Kenntnis Berliner Gebäude bei Wolff als preußischem Baubeamten wesentlich eher gegeben als bei dem einen oder anderen planenden Maurer- oder Zimmermeister.

Das Haus ist eines der ausgeprägtesten Beispiele jenes floralen Klassizismus, welcher immer wieder - nicht ganz zu Recht - als spezifisch Trierisch bezeichnet wird.

Es ist leider nicht erhalten.

Michael Zimmermann

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Wolff, Johann Georg (Stadtbaumeister), Trier [1789-1861].
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
Um 1830
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.640345
lat: 49.755048
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
Klassizismus in Trier. Photos aus der Sammlung Prof. Wilhelm Deuser. Katalog des Städtischen Museums Simeonstift Trier zur Ausstellung vom 21.1. bis 6.3.1994. Hrsg. Richard Hüttel und Elisabeth Dühr.

Bildquellen
Bild 1: Abbildung: Prof. Wilhelm Deuser, Sammlung Stadtarchiv Trier

Stand
Letzte Bearbeitung: 31.07.2022
Interne ID: 2494
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2494
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