Kommer-Kreuz auch Ostermann-Kreuz

Manderscheid, Stadt Manderscheid (Bernkastel-Wittlich) Mosenbergstraße 1

Beschreibung
Ein weiteres Kreuz steht 100 m östlich der Jugendherberge an der Landesstraße 16 nach Bettenfeld, in der Nähe der Kommer-Quelle, versteckt in den Hecken. In der Tranchot-Karte von 1810 sind Quelle und Kreuz verzeichnet. Das Original ist an die Kirche umgesetzt worden, am ehemaligen Standort wurde eine Kopie aufgestellt. 1957 war das Schaftkreuz fast vollständig verfallen, nur ein Teil des Schaftes und des Kreuzes waren übrig geblieben, auch die Schrift teilweise zerstört.

Das Schaftkreuz aus rotem Sandstein beeindruckt durch seine hochragende, schlanke und schlichte Form, die auf einen Meister aus Wittlich hinweist, der auch das Niedermanderscheider Kreuz fertigte. Es ist 2.20 m hoch, der Schaft unten 32 und oben 15 cm breit. Das Original trug vermutlich ein Kreuz mit Corpus, ähnlich wie das "Heintz-Kreuz" auf Altenhof. Das Oberteil des Kreuzes mit den gerundeten Kanten wurde 1787 erneuert und hat eine Breite von 35 cm. Im Schnittpunkt des Kreuzes ist eine Rosette, oberhalb "ANNO", auf dem Querbalken die Zahl "1787" eingemeißelt.

Das Kommer-Kreuz und das Kreuz bei Altenhof sind in Größe und Form fast identisch und vermutlich vom gleichen Künstler. Deutlich erkennbar, dass der Text Platz sparend bis zur Kante des Schaftes ausgeführt wurde. Das Schriftbild zeigt keine gleichmäßigen Buchstaben, ein _N" wurde in Spiegelschrift graviert. Dies alles deutet darauf hin, dass für die Aufschrift einzelne Buchstaben als Schablone verwendet und aneinander gereiht wurden und derjenige, der die Arbeit ausführte, wohl kaum lesen konnte.

VSTER HA
N VND SE
INE HAVS
FRAW ANA
VON ODER
SDORF HAB
EN DIS CREV
Z ZVR EHRE
N GOTTES AV
FGERICHT
ANNO
1685

Im Original sind mehrfach zwei Buchstaben durch eine Ligatur miteinander verbunden, so z.B. bei HAN (HA) EHRE (HR) m, Es ist deshalb nicht ganz einfach, dieses unübersichtliche Schriftbild zu entziffern.
Weder in den Manderscheider noch den Üdersdorfer Steuerlisten gibt es einen Hinweis auf den Stifter, seine Familie oder den Stiftungszweck. Der Standort des Kreuzes lag am mittelalterlichen Weg nach Bettenfeld. Eine Susanne Ostermann wird im Familienteil unter <307> nachgewiesen und dort ergibt sich auch eine Verbindung zu dem bereits genannten Matthias Wirtz! Um 1670/80 ist ein OSTERMANN auf dem Himmeroder Klosterhof "Rodenbüsch" bei Bettenfeld als Hofpächter und Schultheiß der malbergischen Herrschaft Bettenfeld-Meerfeld nachgewiesen. Denkbar ist, dass die Schrift im Laufe der Zeit nachgraviert und irrtümlich verfälscht wurde. Wenn man in der ersten Zeile den waagerechten Balken des "H" durch einen etwas schräg gestellten Balken ersetzt, entsteht ein "M"; dann liest man anstatt "VSTER HAN" = "VSTERMAN". Im Manderscheider oder Bettenfelder "Dialekt" heißt Ostern = "Ustern". Das Rätsel um den Stifter ist damit mit hoher Wahrscheinlichkeit gelöst. Die Hofleute der Himmeroder Höfe waren gottesfürchtige, fromme Leute, deren Hofstellen im Vergleich zu den übrigen Bauern wirtschaftlich hohe Erträge abwarfen und in der Lage waren, Kreuze zu stiften. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Bildstöcke und Kreuzwegstationen
Zeit:
1685
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.804498
lat: 50.089867
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.manderscheid.de/

Datenquellen
[1] Friedbert Wißkirchen: Kreuze, Kapellen und Epitaphe in und um Manderscheid.

Bildquellen
Bild 1: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2021.
Bild 2: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2021.
Bild 3: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2021.
Bild 4: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2022.
Bild 5: Zeichnung von: Meyer, Georg Jakob; Trier [27.02.1895 - 14.05.1974]

Stand
Letzte Bearbeitung: 11.02.2022
Interne ID: 26427
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=26427
ObjektURL als Mail versenden