Jüdischer Friedhof (1)

Niederleuken, Stadt Saarburg Erdenbach / Am Ehrenmal

Beschreibung
Die jüdische Gemeinde Saarburg, deren Anfänge bis ins frühe 14. Jahrhundert zurückreichen, ist ebenso wie viele andere Gemeinden im Holocaust untergegangen. Durch das überraschende Auffinden eines geschlossenen Aktenbandes Israelitischer Friedhof im Archiv der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg die Geschichte des neuen Friedhofs vom Zeitpunkt seiner Erweiterung zu Beginn des Jahrhunderts bis zum heutigen Zeitpunkt nachzuvollziehen.

Der jüdische Friedhof in Saarburg-Niederleuken ist mit 2049 qm nach dem Friedhof in Freudenburg der mit Abstand zweitgrößte von insgesamt noch 15 derartigen Friedhöfen im Kreisgebiet Trier-Saarburg. Dabei nahm die jüdische Gemeinde Saarburg keine besonders herausragende Position unter den jüdischen Gemeinden des heutigen Kreises Trier-Saarburg ein. 1933 zählte man bei einer Gesamteinwohnerzahl von 4179 nur 40 Juden. Zu berücksichtigen ist aber, daß die israelitische Gemeinde in Wawern keinen eigenen Friedhof unterhielt, sondern ihre Verstorbenen auch in Saarburg bestattete. Der erste Hinweis auf einen Judenfriedhof in Niederleuken stammt aus Napoleonischer Zeit. 1804 kam es zur Versteigerung eines Judenkirchhofweihers. Dieser wurde 1820 bei der (nun preußischen) Katasteraufnahe als Eigentum eines Marx Levi aus Wawern ausgewiesen.
Dieser älteste Teil des Judenfriedhofs wurde offenbar im Laufe des 19. Jahrhunderts nach Westen hin erweitert. Eine weitere Erweiterung erfolgte 1907. Die letzten Gräber datieren nach behördlichen Angaben der NS-Zeit aus den Jahren 1935 und 1936. Bereits 1938 soll es zu Schändungen des Friedhofs und zu seiner Verwahrlosung gekommen sein. Einige jüdische Familien hätten, so die allerdings unsichere Erinnerung einer Zeitzeugin, sogar die Grabsteine ihrer verstorbenen Angehörigen vom Friedhof entfernt und in Kellern und Schuppen versteckt. Im November 1928 sollen SA-Männer die noch vorhandenen Grabsteine umgeworfen, zerschlagen und die Überreste teilweise zu einer Mauer aufgestapelt haben. Die letzten Saarburger Juden wurden 1939 im Zuge der Freimachung (d. der Evakuierung Saarburgs vor dem Angriff auf Polen, bei dem die Nazis eine Entlastungsangriff Frankreichs befürchteten) nach Trier übersiedelt worden. 1942 wurde das Gelände des jüdischen Friedhofs von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland an den Bauingenieur Koenen für 500 Reichsmark (mit Ausnahme einer Parzelle) verkauft. Der Verkauf wurde jedoch nicht ins Grundbuch eingetragen. Ein Teil des Friedhofs wurde daraufhin als Hühnerstall genutzt. Seit 1947 Bemühungen verschiedener Seiten (Landesministerium, Bezirksregierung, Landratsamt) zur Instandsetzung des Friedhofsareals.

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Parks, Gärten und Friedhöfe / Jüdische Friedhöfe
Zeit:
Vor 1800
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.557040
lat: 49.614620
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.saarburg.de/

Datenquellen
Rudolf Müller: Der Friedhof der jüdischen Gemeinde in Saarburg. Landeskundliche Vierteljahresblätter. 1993, Heft 3 (Gekürzt)

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2000
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2001

Stand
Letzte Bearbeitung: 17.06.2008
Interne ID: 2838
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2838
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