Ehemalige Betstube

Freudenburg, Gemeinde Freudenburg Balduinstraße

Beschreibung
Den ältesten Hinweis in den Hochgerichtsakten auf den Platz der Synagoge in der Hintergasse ist ein Versteigerungsprotokoll vom 18.03.1794: Johann Jung ersteigerte das Wohnhaus des Peter Kitzinger in der hinteren Gasse gelegen, vorn Mathes Borhoven, hinten die Judenschul für 120 Reichstaler. Der Platz hinter den Häusern der Hintergasse ist für eine Synagoge charakteristisch und entspricht dem allmählich Werden einer Ansiedlung von Juden. Die Entwicklung einer Judenschule beginnt typischerweise mit der Überlassung eines Zimmers für die Gebetsversammlung und das religiöse Studium. Sobald aber Mittel und Stärke der Gemeinde es erlaubten, wurde zum Bau einer Schul geschritten. Die Plätze an der Straße waren da aber freilich schon besetzt. Ein Gemeindemitglied stiftete oder verkaufte wohl der Gemeinde einen Platz im Hofe oder Garten seines Hauses. Der Zugang zur Synagoge erfolgte durch das dazugehörige Vorhaus oder durch einen schmalen Gang von der Straße her. Bis Mitte des 19. Jahrhundert wurde die Freudenburger Synagoge auch von den Juden aus Kirf und Meurich genutzt. In den 1840er Jahren begannen die Kirfer Juden mit dem Bau einer eigenen Synagoge, 1850 wurde sie erstmals erwähnt. Fortan waren die Freudenburger Juden allein für die Instand- und Nutzerhaltung der Synagoge verantwortlich. 1860 stellte die jüdische Gemeinde an den katholisch dominierten Gemeinderat der Zivilgemeinde Freudenburg den Antrag für eine notwendige Instandsetzung der reparaturbedürftigen Synagoge 210 RM zur Verfügung zu stellen. Obwohl kurz zuvor die katholische Kirche für 7000 RM umgebaut wurde und bei einem Bevölkerungsverhältnis von 778 Katholiken zu 57 Juden (neben 12 Mennoniten) der jüdischen Gemeinde anteilsmäßig mehr als der doppelte Betrag zugestanden hätte, lehnte der Gemeinderat den Antrag aus formaljuristischen Gründen zuerst ab. Nach dieser Ablehnung wandte sich die jüdische Gemeinde an den (protestantischen) Landrat von Saarburg, der die jüdische Gemeinde in ihrem Begehren unterstützte und sich damit bei der Königlichen Regierung, Abteilung des Inneren zu Trier als kommunaler Aufsichtsbehörde letztendlich durchsetzte. Wann man mit der Renovierung begann und was gemacht wurde ist nicht bekannt. Es könnte u.a. eine Frauenempore eingefügt worden sein, um mehr Platz für die wachsende Gemeinde zu schaffen. Das Schicksal der Synagoge während der NS-Zeit ist nicht eindeutig zu ermitteln. Insbesondere läßt sich nicht sagen, wann es zu welchen Beschädigungen kam. Man kann aber davon ausgehen, dass die Synagoge während des Pogroms vom 10. 11. 1938 zumindest im Inneren stark beschädigt wurde und ausbrannte. Infolge des Brandes und aufgrund der alliierten Bomben- und Artillerieangriffe in der Zeit von Herbst 1944 bis Februar 1945 dürfte auch die Bausubstanz zu Schaden gekommen sein, sodaß wie in einem Gemeinderatsprotokoll vom 08.01.1956 zu entnehmen ist, ein verbliebener Giebel in Kürze abgerissen werden [mußte], da sonst bei einem eventuell Einsturz an den Nachbargebäuden größeren Schaden entstehen können. Ob dies der einzige Überrest der Synagoge war, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurden 1962 stillschweigend die letzten Reste der 180jährigen Synagoge beseitigt.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Jüdische Bethäuser
Zeit:
1685
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.532767
lat: 49.540908
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.freudenburg.de/

Datenquellen
Günter Heidt, Dirk S. Lennartz; Fast vergessene Zeugen, Juden in Freudenburg und im Saar-Mosel-Raum 1371-1943, Selbstverlag 2000

Bildquellen
Bild 1: © Reichard / Heidenblut; Synagogen Im Landkreis Trier-Saarburg. 1998
Bild 2: Peter Becker, Frankfurt, um 1860

Stand
Letzte Bearbeitung: 21.06.2006
Interne ID: 3098
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3098
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