Stolperstein für Dr. Salomon Doeblin

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Jesuitenstraße 13

Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Elf Steine für jüdische Abiturienten des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums.

Inschrift:

HIER LERNTE
DR. SALOMON DÖBLIN
JG. 1864
BERUFSVERBOT 1935
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1938 KÖLN
TOT 14.1.1945
BEI BOMBENANGRIFF [1]

Salomon "Salli" Doeblin (* 16. Juli 1864 in Bernkastel; † 14. Januar 1945 in Bullay) war das älteste der acht Kinder des jüdischen Bernkasteler Arztehepaares Dr. med. Friedrich Wilhelm Moritz Doeblin (1833–1907) und Eleonore Isaak (1845–1893). Der Vater stammte aus Glogau in Niederschlesien und hatte sich nach seiner Heirat 1863 mit der einheimischen Kaufmannstochter in Bernkastel als Arzt niedergelassen. Von 1877 bis 1904 war er Kreisphysikus des Kreises Bernkastel und praktizierte nach seiner Verabschiedung aus dem Dienst, von Kaiser Wilhelm II. zum Geheimen Sanitätsrat ernannt, als Arzt in Bernkastel. Nach dem Handbuch des Bistums Trier vom Jahre 1912 wohnten damals in Bernkastel 47 Juden. Dr. F.W.Moritz Doeblin erwarb 1863 das neu errichtete Gebäude Graacher Strasse 22 (ehemals Gasthaus "Zur Goldenen Traube"). Das alte Gebäude war am 22.Juli 1857 infolge Brandstiftung durch einen verheerenden Brand total vernichtet worden. Dieser Brand, von Johann Meisterburg entfacht, zerstörte die ganze rechte Seite der damaligen "Graachergasse" vom Bärenpütz bis hin zum Graacher Tor. 32 Wohnhäuser wurden total vernichtet und 35 Familien waren völlig obdachlos. Die Häuserzeile wurde in den darauffolgenden Jahren neu errichtet. Die Front, die heute schnurgerade vom Graacher Tor bis zum Bärenpütz verläuft, wurde im oberen Teil um 1 m und im unteren um fast 3 m zurückgesetzt. In der Gebäudebeschreibung des Katasters aus dem Jahre 1907 ist als Bewohner in der Graacher Straße 22 der praktische Arzt Dr. med. Moritz Döblin verzeichnet.

Salomon Doeblin besuchte 1876-1878 das Progymnasium Trarbach, anschließend das Gymnasium in Trier. Nach dem Abitur 1885 studierte er bis 1889 Medizin an der militärärztlichen Kaiser-Wilhelm-Akademie in Berlin und promovierte dort 1889 zum Dr. med. Im gleichen Jahr trat Doeblin als Assistenzarzt in die königlich-preußische Armee ein und war dort auf verschiedenen Dienstposten als Sanitätsoffizier tätig, bis er 1908 als Regimentsarzt des 3. lothringischen Feldartillerie-Regiments in Saint-Avold aus dem aktiven Dienst verabschiedet wurde. Nach Bernkastel-Kues zurückgekehrt, übernahm er dort für 6 Jahre die ärztliche Praxis seines im Jahr zuvor verstorbenen Vaters im elterlichen Haus.

1914 trat er wieder in den Dienst seiner alten Truppeneinheit zum 1. Weltkrieg ein, tat sofort Dienst an der Westfront und war 1915 Chefarzt der Lazarette in Diedenhofen. Im gleichen Jahr heiratete er Angelika Antonia Stöck (1878–1945) die Tochter des verstorbenen Bernkasteler Apothekers Anton Stöck. 1918 war er letzter Chef des Reservelazaretts in Trier und wurde verabschiedet als Generaloberarzt. Er kehrte 1919 ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Titel Sanitätsrat nach Bernkastel zurück, wo er seine Landarztpraxis weiterführte. Er war hochangesehen und sehr sozial eingestellt. 1935 musste er die Praxis aufgrund der Nürnberger Rassegesetze aufgeben.

Nach dem Novemberpogrom ist das Ehepaar 1938 nach Köln geflüchtet wo es in dürftigen Verhältnissen lebte. Die Ehe mit seiner christlichen Frau schützte ihn bis 1945. Im Januar 1945 trat das Ehepaar eine Reise nach Bernkastel an, um der dauernden Bombengefahr und der drohenden Deportation zu entgehen. Da die Stadt Bernkastel und auch sein Elternhaus mit Flüchtlingen überbelegt war, traten sie am 14.01.1945 wieder die Rückreise an. Am Bahnhof in Bullay wurde das Ehepaar zusammen mit weiteren 14 Personen Opfer der Bombenangriffe der Alliierten auf die Bullayer strategisch wichtige Eisenbahnbrücke. Das Ehepaar rettete sich in den Luftschutzkeller des Hotels Andries, welches gegen 14 Uhr von Bomben zerstört wurde. Dr. Salomon Doeblin starb im Alter von 80 Jahren im Hotel Andries zusammen mit seiner Ehefrau. Gemeinsam wurde das Ehepaar zunächst auf dem Neu - Merler Gemeindefriedhof beigesetzt und am 08.01.1963 zusammen mit den anderen Opfern des Bombenangriffes auf den Ehrenfriedhof Prinzenkopf, nahe der Pündericher Marienburg, umgebettet. Auf dem schlichten Grabstein finden wir die Namen von Salli und Angelika Doeblin mit den weiteren im Sammelgrab beigesetzten Toten. In Bernkastel erinnert noch heute das ansehnliche Doeblin-Haus in der Graacher Straße 22 an die Arztfamilie wo 2009 im Gedenken an das Ehepaar Doeblin-Stöck "Stolpersteine" eingelassen wurde. Für Salli Doeblin liegt außerdem ein "Stolperstein" in Trier vor der Jesuitenkirche, seinem ehemaligen Schulort.

Im Gebäude Graacher Straße 22 befindet sich heute nach jahrelanger Nutzung als Gästehaus eine Galerie namens "TOR", vor deren Eingang die Stolpersteine in der Straße eingelassen sind. So wird hier die Erinnerung an ein Geschehen wachgehalten, dass niemals vergessen werden darf. [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte / Marken und Male / Stolpersteine
Zeit:
22.2.2014
Epoche:
21. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.64007
lat: 49.75365
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.stolpersteine.eu/

Datenquellen
[1] Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer
auf den Bürgersteigen der Stadt Trier. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V. Trier, Pfützenstraße 1, 54290 Trier, 2008.
[2] Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2021.
- Kreis-Jahrbuch Bernkastel-Wittlich 2012
Heinz H.Grundhöfer „Generaloberarzt a.D. Dr. Salomon Doeblin
- Franz Schmitt „Bernkastel im Wandel der Zeiten“ , Verlag Neu GmbH Trier
herausgegeben von der Stadt Bernkastel-Kues 1985
- Rheinland-Pfälzische Personendatenbank
Zitierlink http://www.rppd-rlp.de/pta0245
- wikipedia.org./wiki/Salomon_Doeblin
- https:www.alemannia-judaica.de/bernkastel_synagoge.htm
- Bernkastel-Kues – alte Ansichten https://www.roland-klinger.de

Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2014.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2014.
Bild 3: © Peter Valerius, Kordel, 2014.
Bild 4: © Peter Valerius, Kordel, 2014.
Bild 5: Sammlung Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2021.
Bild 6: © Helmut Bauer, Trier, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 09.05.2021
Interne ID: 34001
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=34001
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