Wüstung Heinzerath

Heinzerather Mühle, Gemeinde Bausendorf

Beschreibung
Von der ehemaligen im 17. Jahrhundert aufgegebenen Ortschaft sind jetzt nur noch eine Mühle und die Kirche vorhanden. Als Henzenrode kommt der Ort in einer erzbischöflichen Urkunde v. 1331 vor. [1]


Erzbischof Balduin von Trier belehnt Philipp von Spiegelberg 1331 mit einer Weinrente zu Henzenrode. Heute noch bestehen von Heinzerath die Kirche Sankt Bartholomäi und die Heinzerather Mühle. [2]


Die Anfänge des Dorfes Heinzeraths liegen im finsteren Mittelalter, über das wir, weil die Quellen fehlen, wenig wissen.

Der Name Heinzerath deutet darauf hin, dass hier durch Rodung Ackerland gewonnen wurde, ein Endsilbe, die im 10. und 11. Jahrhundert in der Eifel und im Hunsrück häufig in Ortsnamen zu finden ist (Heinzerath, Himmerod), Heinz deutet auf den Namen eines Mannes hin, der mit dieser Rodung begann.

Erstmals wird der Ort am 10. 07.1331 in einer Urkunde erwähnt. In dieser Urkunde erfahren wir, dass der Knappe Philip Spiegelberg von Reil und seine Ehefrau Pertrissa in Heinzerath (Dorf Heinzenrod bei Neuerburg im Tale oberhalb des Flusses Alf gelegen) begütert waren. An diesem 10.07.1331 traten sie ihr Eigentum in Heinzerath gegen eine Entschädigung von 40 Pfund an den Trierer Kurfürsten Balduin ab. Aus der Auflistung dieses Besitzes geht hervor, dass außer dem Ackerland auch Weinberge bewirtschaftet wurden.

In einem Zinsregister der Grafen von Sponheim, das um 1350 angelegt wurde, wird (Heintzrat) gemeinsam mit Olkenbach aufgeführt. Als Anrainer des Kröver Reichs benutzten beide Orte den Kondelwald zur Viehweide und mussten dafür jährlich je Hausstand ein Fass Hafer und ein Huhn an den Grafen zahlen.

Dieses vermutlich uralte Brauchtum wurde in dem um 1400 niedergeschriebenen Weistum des Kröver Reichs festgehalten.: Auch weiset man denen im Tale der Alf, die zu Heinzerath und zu Olkenbach sitzen, das Recht zu, auf die Weide zu fahren jenseits der Alf auf das Kröver Reich, so wie sie seit alters her gefahren sind, und danach ist jeder Hausgesessene, der da sitzt, schuldig zu geben 1 1/2 Achtel Hafer, ein Huhn und einen Pfennig.

Im Güterbuch der Grafschaft Sponheim von 1437/38 wurden Heinzerath (Heintzenrod) und Oklenbach erneut genannt. Beide Orte zählen damals zusammen 14 Häuser.

Aus einem Kaufvertrag vom 21. 03. 1489 geht hervor, dass die Herren von Esch zusammen mit den Herren von Helfenstein je zur Hälfte in Heinzerath Grundbesitz und Einkünfte hatten. Friedrich von Esch verkaufte 1489 seinen Teil für 225 rheinische Gulden an den Simeonstift in Trier.

Der Simeonstift listete im gleichen Jahr seine Einnahmen in Heinzerath auf: 1 plaustrum (Wagenlast 1050l) Wein, 11 Sester ( 1 Sester circa 4,5 l) Wein, 1 1/3 Fercula Hafer (fercula = Malter 329 l), 10 1/2 Alben, 6 Hühner.

1512 reiste Augustinus Pergener, Kellner des Simeonstifts, in Heinzerath an und listete alle dem Stift und den Herrn von Helfenstein abgabepflichtigen Leute auf. Danach gab es in Heinzerath nur 5 Hausstellen. Alle anderen zinspflichtigen Hausstellen kamen aus den umliegenden Ortschaften. Aus dem kurtrierischen Feuerbuch von 1563 geht hervor, dass in Heinzerath und Olkenbach 21 Feuerstellen bestanden.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts taucht die Abtei Sankt Maximin bei Trier als Grund- und Lehnsherrin in Heinzerath auf. 1624 gab es in Heinzerath und Olkenbach bereits 67 Feuerstellen, beziehungsweise Personen, die über Haus und Ackerland verfügten.

Zwischen den Jahren 1624 und 1654 (30-jähriger Krieg 1618-1648) muss sich dann in Heinzerath und in dem nahegelegenen Olkenbach ein Tragödie abgespielt haben, denn die Einwohnerzahl hatte sich während dieser Zeit rapide verringert. 1654 gab es nur noch 10 zinspflichtige Bürger in beiden Orten. In der Steuerliste von 1683 wurde Heinzerath nicht mehr erwähnt und in Olkenbach gab es nicht 10 Feuerstellen. Die Mühle neben der Kirche (Heinzerather Mühle) ist erst 1742 erbaut worden. In einer Niederschrift der Sankt Maximiner Güter ist 1695 folgendes zu lesen: Heinzerath, das Dorf ist längst ganz vergangen, ist nach unter Olkenbach gestanden. Nunmehr dessenoder Erben an und in Olkenbach gebaut.

Tatsache ist also, dass Heinzerath während der Zeit des 30-jährigen Krieges ausgestorben ist. Der einzige Hinweis, dass die Pest eventuell die Ursache war, finden wir auf dem Friedhof, der um die kleine Heinzerather Kirche liegt und bereits 1680 erwähnt wird. Auf diesem Friedhof steht ein 1,5hohes Sandsteinkreuz mit der Jahreszahl 1657.
Dieses Kreuz wird seit Generationen Pestkreuz genannt. Ist dieses Kreuz ein Indiz dafür, dass die Bürger von Heinzerath durch die Pest gestorben und die restlichen weggezogen sind? [3]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Wüstungen
Zeit:
1331
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.973205
lat: 50.023553
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Heinzerather Garten

Internet
http://www.bausendorf.de

Datenquellen
[1] Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz; Band Kreis Wittlich; Düsseldorf 1934
[2] Janssen, W.: Studien zur Wüstungsfrage im fränkischen Altsiedelland zwischen Rhein, Mosel und Eifelnordrand. 2 Bände. Text u. Katalog, 1975.
[3] Informationstafel vor der Kirche.

Bildquellen
Bild 1: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2002
Bild 2: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2002
Bild 3: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2002

Stand
Letzte Bearbeitung: 30.03.2010
Interne ID: 3464
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