Ehemaliges Hotel Heck

Gerolstein, Stadt Gerolstein Hauptstraße 70

Beschreibung
Das Hotel Heck war schon im 19. Jahrhundert in Gerolstein DER Treffpunkt für Geologen, Schriftsteller und Maler, darunter Fritz von Wille und Wilhelm Degode, die sich mehrmals im Jahr dort trafen. Der bekannte Kunstmaler der Düsseldorfer Schule, Richard Bloos, hatte humorvolle Jagd-Szenen an die Wände des Bierkellers gezeichnet, wo die Jagdgesellschaften so gerne tagten. Oben im Saal spielte der bekannte Fotograf Fredy Lange zum Tanz auf.

Hinter dem Hotel, um den Aufstieg zur Löwenburg, erstreckten sich die bei Einheimischen und Gästen so beliebten "Hecks-Anlagen" mit rosenumrankten Lauben, die Rast boten und eine einmalige Aussicht hinüber zu den Felsen der Munterley, und etwas darunter, auf das berühmte Gerolsteiner Naturdenkmal, die mächtige alte Linde.

Jakob Heck, der sprachbegabte letzte Inhaber des Hotels, wurde von der französischen Besatzung direkt nach dem Krieg mit dem Amt des Bürgermeisters für Gerolstein betraut.

Das Hotel wurde durch Bombenabwürfe an Heiligabend 1944 restlos zerstört. [1]

Ein Junge namens Forelle
Bereits im 19. Jahrhundert zog Gerolstein Geologen, Maler, Jäger, und die damals so genannten Sommerfrischler und die Angler an. Meist kamen sie aus dem benachbarten Ausland, doch waren Gäste aus England und den USA keine Seltenheit. Vor allem im Hotel Heck fanden sie den gediegenen Komfort ihrer Zeit, der stets auf den neuesten Stand angehoben wurde. Das bestätigt dessen Reklame bereits aus dem Jahre 1905.

Der sprachgewandte Inhaber, erkannte wie wichtig den Gästen der Blick zu den gegenüber liegen Dolomitfelsen war, darum ließ er den Aufgang zur Burg hinter seinem Hotel mit bunt blühenden Stauden, Obstspalieren und rosenumrankten Lauben verschönern. Alsdann ließ er hinter der großen Terrasse, direkt zwischen den beiden Gebäuden seines Hotels, die hoch über dem gepflasterten Weg durch einen überdachten Zugang miteinander verbunden waren, ein großes Fischbassin errichten, das ab den 30er Jahren ein magischer Anziehungspunkt für Kinder wurde, wie meinen Brüdern Leo und Peter. Auf dem Heimweg nach der Schule gönnten sie sich erst mal aus nächster Nähe einen Blick auf die verschiedenen darin munter schwimmenden Fische. Eines Tages kam der Hotelkoch in Begleitung eines Engländers, der selbst seinen Fisch auswählte, den der Koch nun mit dem Käscher herausnahm. Dem Gast gefiel das Interesse der beiden Jungen, darum wechselte er ein paar freundliche Worte mit ihnen. Daheim erzählten sie froh das Erlebnis. Kaum waren ihre Schularbeiten erledigt, rannten sie zur Kyll. Mit ihrem kühlen klaren Wasser war sie doch ein Eldorado für Angler. Es gab neben Aalen und Äschen auch Barsche, Hechte und Zander, vor allem aber die herrlichen Forellen, die im Kyllabschnitt bei Gerolstein die kiesige Unterlage fanden, die ihnen auch ideale Bedingungen zur Fortpflanzung bot.

Ich erinnere mich noch gut, dass man von den Brücken aus große Mengen Forellen beobachten konnte. Zwischen der Eselsbrücke und der Tankstelle Begaß fanden sich oft Angler ein, jeder an seinem bestimmten Platz, damit sie sich nicht gegenseitig "ins Gehege" kamen. Hier hatten Leo und Peter längst ihre Leidenschaft fürs Angeln entdeckt und warteten heute mit großer Spannung auf die Ankunft des freundlichen Engländers vom Hotel Heck, der jedes Jahr zur gleichen Zeit an derselben Stelle der Kyll angelte. Mit seiner exklusiven Ausrüstung hatte er die Jungen schon in den Jahren zuvor beeindruckt, die ihn bislang aus gebührlicher Distanz und schweigend bei seinem Tun beobachteten. Diesmal wagten sie sich in seine Nähe. Er winkte Ihnen heran zu kommen und demonstrierte dann, wie man vorzugehen hat. Sie waren eifrige Schüler, und bald hatten sie auch Gelegenheit, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Sie durften die Angel handhaben und sogar einen Teil der gefangenen Beute mit nach Hause nehmen. Freudestrahlend legten sie unserer Mutter die frischen Forellen auf den Küchentisch, die ihnen diese in Butter zu einer Köstlichkeit briet.

Mein Bruder Leo brachte von seiner Natur her all die Geduld und Ausdauer mit, die ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Petrijünger haben muss. Das gefiel dem Engländer zunehmend, und kurz darauf gab dieser ihm einen Spitznamen, natürlich in Englisch: Trout, also Forelle. Der gefiel meinem Bruder sehr, und so trug nach reichem Fischzug gegen Abend, dieser weizenblonde Junge, genannt Forelle, stolz dem Engländer den Fang zum Hotel, er durfte ihn sogar noch ins dortige Fischbassin entlassen. Hier erfreuten die Fische sich jedoch nur noch so lange ihres munteren Daseins, bis Gäste sich ihre ausgesucht hatten, die dann der Koch auf jede gewünschte Art zubereitete und auf den Tisch brachte. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Versorgung, Gasthöfe, Hotels
Zeit:
19. Jahrhundert
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.6667
lat: 50.22185
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Unter der Burg

Internet
http://www.gerolstein.de/

Datenquellen
[1] Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
[2] Mathilde Gros, Eltville, 2014.

Bildquellen
Bild 1: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
Bild 2: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
Bild 3: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
Bild 4: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
Bild 5: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
Bild 6: Sammlung Wilma Herzog, Gerolstein, 2017.

Stand
Letzte Bearbeitung: 18.04.2017
Interne ID: 34909
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=34909
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