Evangelische Pfarrkirche

Lötzbeuren, Gemeinde Lötzbeuren

Beschreibung
Ehemals Sankt Laurentius. Der Innenraum mit den 1967 freigelegten Malereien und der vollständig erhaltenen Ausstattung des 18. Jahrhundert ist eines der schönsten Beispiele ländlicher Barockkunst im Hunsrück. Orgel der Brüder Stumm von 1752. [1]

Evangelische Kirche Lötzbeuren

Der Ortsname könnte auf den Heiligen Laurentius hinweisen, einen im Jahre 258 verbrannten Märtyrer. Er gab auch der ersten Kapelle im Dorf seinen Namen. Dieses Kirchlein war Filiale von Enkirch; Lötzbeuren hatte aber schon vor der Trennung von der Mutterkirche einen eigenen Pfarrer.

Noch ein gutes Jahrhundert nach der Reformation wurde die jetzt lutherische Fachwerk-Kirche als feines und gutes Gebäude bezeichnet, jedoch etwa fünfzig Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen. Lediglich der Turm blieb davon verschont. Eine neue Kirche entstand an gleicher Stelle mitten im Dorf und inmitten des Gottesackers. Baubeginn war der 8. April 1717, und schon am Vortag des Heiligen Abends 1718 hatten die Christen aus Lötzbeuren, Raversbeuren und Hahn, die ein gemeinsames Kirchspiel bildeten, ihr Werk vollendet. Der Bau fiel in die Amtszeit von Pfarrer Laurenz Schick sein Vorname stellt quasi eine Brücke zur alten Laurentiuskapelle dar.

Fünfzehn mal 10,80 Meter maß die neue Kirche ohne den Turm. Sie hat einen dreiseitigen Chorraum-Abschluss und ein Tonnengewölbe. 1827 fiel der alte Turm an der Westseite zusammen, ein neuer dreigeschossiger wurde 1828 auf den alten Fundamenten hochgemauert. Von den ehemals drei Eingängen (einer zum Oberdorf, einer zum Unterdorf hin und einer im Turm, der jedoch wegen der herabhängenden Glockenseile versperrt blieb) ist heute noch die Turmtür übriggeblieben.

Von innen betrachtet zählt das kleine Gotteshaus sicher zu den Kleinodien im Kirchenkreis. Die Farbenvielfalt an den Emporen, der Kanzel und der Orgel zieht den Betrachter sofort an. Als Ende der fünfziger Jahre bei Innenrenovierungen durch die Unachtsamkeit eines Arbeiters eine kleine Fläche des Deckenputzes herabfiel und dadurch verdeckte Malereien zum Vorschein kamen, wurde in der Folge das Kirchenschiff völlig restauriert. Auch an anderen Stellen in der Kirche stießen die Restauratoren auf ältere und zwischenzeitlich übermalte Bilder. Offenbar hatten frühere Generationen die Bilder zum Schutz vor Diebstahl überpinselt, oder sie legten keinen Wert mehr auf die alten Darstellungen. An der Decke versuchte der unbekannte Künstler, ein Himmelsgewölbe darzustellen. Die neueren Bilder an der Orgel, der Kanzel, dem Presbyter und Pfarrgestühl und den Emporen stammen wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die freigelegten älteren Werke an der Kanzel, schlicht und etwas ungelenk dargestellt, gehen obschon umstritten wohl auf Pfarrer Caspar Streccius in der Zeit des 30jährigen Krieges zurück.

Die Kanzel stammt aus der Vorgängerkirche und hatte ihren Platz zunächst hinter dem gemauerten Altar. Sie wurde mit dem Einbau der Orgel an die Südwand gesetzt. Die einmanualige Orgel (9 Register) mit dem Barockprospekt stammt aus der berühmten Werkstatt Stumm aus Rhaunen-Sulzbach. Sie wurde 1745 direkt über den Altar in den Chor eingebaut und kostete 300 Taler und zwei Maß Korn.

Drei Glocken hängen im Kirchturm. Die älteste heißt im Volksmund Trierische, weil mit ihren Klängen die Leibeigenen des Trierer Erzbischofs auf den Kirchplatz gerufen wurden. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die zweite Glocke (von 1609) stammt aus der Trierer Werkstatt von Johannes Hellings und Peter von Trier. Eine dritte wurde im 18. Jahrhundert geschaffen, sie hat wie die älteste Glocke einen Durchmesser von 70 Zentimetern. Die beiden letztgenannten sollten im Krieg eingeschmolzen werden, kehrten jedoch 1947 nach Lötzbeuren zurück.

Evangelische Kirche Raversbeuren

Der Ortsname, in einer alten Urkunde Ravengirsburen geschrieben, weist auf das mittelalterliche Besitztum des Klosters Ravengiersburg hin. 1723 eigene Pfarrei, wurde Raversbeuren 1918 schließlich mit Lötzbeuren verbunden. Der dortigen Kirche ähnelt die Raversbeurener vielfach in frappierender Weise und zählt mit ihrem reichhaltigen kunstgeschichtlichen Innenleben ebenfalls zu den sehenswertesten im Kirchenkreis.

Älteste Bausubstanz ist der romanische, ursprünglich Wehrzwecken dienende Turm mit gut drei Metern Innenmaß. Er geht wohl auf das späte 13. Jahrhundert zurück. Die Sturmglocke im Turm mit der Inschrift Maria werde ich gerufen hat all die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag überstanden und wird laut Glockenatlas als die älteste in Deutschland ausgewiesen. Gegossen hat den 62 Zentimeter durchmessenden Klangkegel um 1300 Magister Konrad von Worms. Die zweite Glocke, 70 Zentimeter im Durchmesser, ist ebenfalls mittelalterlich, aber wohl jünger.

Eine uralte Sandstein-Altarplatte gibt Auskunft über die einzelnen Kirchenbauten. Wohl deren drei wurden in verschiedenen Epochen dem gedrungenen Turm angefügt. Der erste bereits 1309 - seine im römischen Verbund gemauerten Wände und ein Traßkalkboden kamen bei Grabungen ans Licht. Die zweite Altarplatten-Jahreszahl, 1501, wurde ebenfalls durch bei Grabarbeiten gefundene Mauerreste bestätigt. 1707 schließlich mußte das Langhaus wegen Baufälligkeit niedergerissen und von Grund auf renoviert werden. Es entstand ein äußerlich unscheinbares Kirchenschiff aus verputztem Bruchstein (Länge 15,70 Meter, Breite 7,95 Meter) mit dreiseitigem Chorabschluß. Sieben Fenster sorgen für den Lichteinfall. Über der zweiflügeligen Eingangstür ist das Baujahr 1707 eingemeißelt.

Rein äußerlich eher unscheinbar, deutet nichts auf die vielen Kleinodien im Inneren des Baues hin. Der Blick wird sofort gefangen von der mächtigen, die gesamte Kirchenbreite einnehmenden Orgelempore im Chor. Sie ruht auf vier Säulen und trägt die einmanualige barocke Stumm-Orgel mit 10 Registern von 1752/1753 geschaffen von Johann Philipp Stumm. Der fünfteilige Prospekt ist mit filigranem Schnitzwerk versehen. Unter der Empore steht der gemauerte Altar mit der bereits erwähnten Sandsteinplatte. Sie wird allerdings abgedeckt von einer dicken Schieferplatte. Rechts vor der Orgelempore erhebt sich die Kanzel. Ursprünglich im Chor befindlich, mußte sie der Orgel weichen und wurde umgesetzt. Auf kräftigem Fuß ruht ein achteckiger Kanzelkorb, der mit Evangelistendarstellungen und einem Bild des Apostels Petrus verziert ist. Im Gegensatz zu Lötzbeuren fand bei der Kanzel von Raversbeuren keine Übermalung älterer' Bilder statt, sie sind im originalen Zustand erhalten geblieben. Den schön gestalteten Schalldeckel ziert innen eine aufgemalte Taube und außen in Umschrift ein Bibelwort.

Die zweite Empore, gegenüber der Orgel gelegen, stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Sie zieht sich in U-Form hin über zehn Säulen von der West über die Nord zur Ostwand des Kirchenschiffes. Auf den achtzehn Feldern der Brüstung findet sich ein biblischer Bilderzyklus, dessen Chronologie jedoch nicht in allen Fällen eingehalten ist. Die Bilder stammen aus der Bauzeit der Empore, der Name ihres Erschaffers ist spekulativ und reicht vom bekannten Kirner Kirchenmaler Engisch bis zum Cochemer Berling. Die Arbeiten könnten sich auch bereits in der vorhergehenden Kirche befunden haben. Unter den künstlerisch wertvollen Malereien steht die jeweilige Bibelstelle geschrieben. Während einer Innenrestaurierung wurden vier Wandsprüche mit Bibelpassagen freigelegt. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Evangelische Kirchen
Zeit:
08.04.1717
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.220422
lat: 49.936674
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.loetzbeuren.de/

Datenquellen
[1] Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984.
[2] Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach.

Bildquellen
Bild 1: © Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach
Bild 2: © Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach
Bild 3: © Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach
Bild 4: © Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach

Stand
Letzte Bearbeitung: 25.01.2010
Interne ID: 387
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=387
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