Stolperstein für Johannes Hoffmann

Königliches Kaiser-Wilhelms-Gymnasium
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Böhmerstraße 29/30

Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. [1]

An dieser Stelle des ehemaligen Königlichen Kaiser-Wilhelms-Gymnasium mit Realgymnasium (heute Humboldt- und Max-Planck-Gymnasium) wurden insgesamt 24 Stolpersteine verlegt.

Inschrift:

JOHANNES
HOFFMANN
JG. 1890
FLUCHT 1935
FRANKREICH LUXEMBURG
1941 SPANIEN PORTUGAL
BRASILIEN [2]

Johannes (eigentlich Johann Viktor) Hoffmann (* 23. Dezember 1890 in Landsweiler-Reden im Landkreis Ottweiler; † 21. September 1967 in Völklingen, im Volksmund "Joho" genannt) war ein saarländischer Politiker (CVP). Er war der erste Ministerpräsident des Saarlandes.

Johannes Hoffmann wurde 1890 in Landsweiler-Reden geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Nach dem Abitur studierte er erst Theologie in Trier mit dem Ziel, Priester zu werden. Bald schon änderte er aber seine Meinung, wechselte an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und studierte Journalismus. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig, kämpfte unter anderem in der Türkei und erhielt den Eisernen Halbmond.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Hoffmann als Journalist beim Zentralorgan der Deutschen Zentrumspartei in Berlin und lebte in Berlin-Lichterfelde in der Jägerstraße 18b[1] (heute Nr. 18d). Am 1. Oktober 1929 wurde er Chefredakteur der Saarbrücker Landeszeitung, der größten katholischen Zeitung an der Saar. Er bezog nach der Machtergreifung Hitlers in der saarländischen Presse, die zu diesem Zeitpunkt noch frei war, Stellung gegen die Nationalsozialisten. Im Jahr 1934 wurde er deshalb in einer Aktion vorauseilenden Gehorsams als Chefredakteur entlassen. Daraufhin gründete er die Neue Saarpost und kämpfte in seinen Artikeln gegen das nationalsozialistische Regime und gegen den Anschluss des Saargebiets an das Deutsche Reich. Nach der Saarabstimmung am 13. Januar 1935 emigrierte er erst nach Frankreich, dann nach Luxemburg. 1936 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. Aus Angst vor deutschen Repressalien verweigerte ihm die luxemburgische Regierung eine Zulassung als Journalist, so dass er nur wenige Artikel im Luxemburger Wort veröffentlichen konnte. Um seine Familie zu ernähren, pachtete er einen Bauernhof. Er war aktiv in der Volksfrontbewegung Lutetia-Kreis. Im Jahr 1939 erhielt er eine Anstellung beim deutschsprachigen Programm des französischen Rundfunks in Paris. In seinen Sendungen berichtete er über Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Im Jahr 1940 wurde er zu Beginn des Westfeldzugs von den Franzosen in Audierne im Département Finistère (Bretagne) interniert. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs flüchtete Hoffmann in die unbesetzte Zone. Bis 1941 versteckte er sich in einem Kloster in der Provence. Im Jahr 1941 gelang ihm mit Hilfe eines gefälschten Passes die Ausreise über Spanien nach Portugal. Er reiste weiter nach Brasilien. In Rio de Janeiro wurde er vom kanadischen Botschafter in dessen Haus aufgenommen. Er war Mitinitiator und Leiter der Freien Deutschen Bewegung in Brasilien.

Hoffmann kehrte 1945 ins Saarland zurück, war Gründungsmitglied der Christlichen Volkspartei des Saarlandes (CVP) und wurde deren Landesvorsitzender. Die Wahl erfolgte aufgrund seiner persönlichen Integrität fast einstimmig. Zugleich wurde er Herausgeber der Saarländischen Volkszeitung (Parteiorgan der CVP) und Mitherausgeber der Neuen Saarbrücker Zeitung. Im Jahr 1947 war er Präsident der Verfassungskommission und der gesetzgebenden Versammlung des Saarlandes, die die Verfassung des Saarlandes verabschiedete. Von 1947 bis 1955 war er saarländischer Ministerpräsident. Im Jahr 1950 erreichte er ein Ende des französischen Besatzungsstatuts für das Saarland. Aufgrund seiner Politik war das Saarland ab 1953 faktisch ein unabhängiger Staat. Sein Ziel war es, „für die Saar eine Lösung zu finden, die zur Entspannung des deutsch-französischen Verhältnisses beiträgt und die notwendige europäische Einheit fördert“ (Hoffmann). Er verfolgte dabei eine separatistische Politik mit dem Ziel, das Saarland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch von Deutschland zu trennen. Nach der Saarabstimmung 1955, bei der die Mehrheit der Bevölkerung das zwischen Deutschland und Frankreich ausgehandelte Saarstatut und damit die Europäisierung der Saar ablehnte, trat er als Ministerpräsident zurück. Eine vor der Abstimmung gegen ihn gerichtete Losung der gegnerischen Parteien hieß: „Der Dicke muss weg.“ Die Politik Hoffmanns und der CVP war geprägt durch eine enge wirtschaftliche und politische Bindung an Frankreich, bei gleichzeitiger aktiver Sozialpolitik und autoritärer Innenpolitik. Im Jahr 1956 zog er sich endgültig aus der Politik zurück. Er veröffentlichte 1963 noch das Buch Das Ziel war Europa, in dem er die Ziele seiner Politik skizzierte und eine Bilanz seiner Regierungszeit gab. Hoffmann starb 1967 in Völklingen und wurde auf dem Friedhof Neue Welt in Saarlouis beerdigt – sein Grab liegt direkt neben dem seines politischen Gegners und späteren Nachfolgers Hubert Ney. [3]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte / Marken und Male / Stolpersteine
Zeit:
25.10.2020
Epoche:
21. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.638225
lat: 49.756679
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.stolpersteine.eu/

Datenquellen
[1] Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V. Trier, Pfützenstraße 1, 54290 Trier. http://www.agf-trier.de/content/stolpersteinverlegung-0
[2] Michael Grün, Trier, 2020.
[3] Seite „Johannes Hoffmann (Politiker, 1890)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. November 2020, 15:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johannes_Hoffmann_(Politiker,_1890)&oldid=205785438 (Abgerufen: 21. November 2020, 15:39 UTC)

Bildquellen
Bild 1: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 2: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 3: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 4: © Helmut Bauer, Trier, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 23.04.2021
Interne ID: 50305
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=50305
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