Flanderstraße

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Flanderstraße

Beschreibung
Die heutige Flanderstraße war eine ehemalige Verlängerung der Dominikanerstraße, gehörte also nicht zur alten Flandergasse.
Im mittelalterlichen Trier ist ein "vicus Flandrie" (Flämisches Dorf) belegt, dessen Zentrum die heutige Flanderstraße bildete. Hier hatten sich neben Geistlichen und Intellektuellen aus Flandern auch Kaufleute und Weber aus dieser Region in größerer Zahl niedergelassen. Der Name ist bereits 1227 als "platea Flandrensi" (Flämische Straße), 1241 als Vlandergasse und 1295 als vico Flandrie bezeugt.[1]

Dieses flämische Dorf umfasste die heutige Glockenstraße, die Rindertanzstraße und das Christophsgässchen (von der Ecke Rindertanz- bis zu Simeonsstraße), die Sichelstraße und die Wollgasse (heute Teil der Sichelstraße zur Balduinstraße hin. [2]

Die heutige Flanderstraße hat von der Einmündung in die Sichelstraße bis zur Einmündung in die Dominikanerstraße nur noch eine Länge von 140 m.
Urkundliche Erwähnungen:
1241 Der Priester Friedrich, Kaplan von S. Abrunculus und seine Mutter Liefmund stiften ein Haus in der Flandergasse der Abtei Himmerod.[3]
April 1242 wird die Schenkung eines Hauses in der Flandergasse an die Abtei Himmerode beurkundet.[3]
5.9.1330 vermieten der Ritter Colin, Sohn des seligen Schöffen Bonifacius zu Trier, und seine Gemahlin Lise von Schönecken ihr Haus mit Garten in der Flandergasse an den Domsänger Nicolaus von Hunolstein auf Lebenszeit. [5]
18.1.1336 Schuldbrief des Matheus von Eych für den Johanniter Johann von Hunolstein, welcher ihm das vom seligen Domprobst Nicolaus von Hunolstein geerbte Haus in der Flandergasse verkauft hat.[5] Die beiden letzten Beurkundungen betreffen das Haus Fetzenreich.
1369 wird bewilligt, dass Diederich Herr von Hoinchingen (Lux.) das Haus zum Rindertanze in der Flandergasse zu Trier seinem Diener verpachtet.[4]
1372 lag das Haus „Zu der Sichelin“ in der Flandergasse, durch ein Haus geschieden vom Hause des Burggrafen von Grimburg.
Alle urkundlich erwähnten Häuser lagen nicht in der heutigen Flanderstraße.

Vermutlich im 16. Jahrhundert wurde der Flanderbezirk aufgelöst und die einzelnen Straßen erhielten neue Namen. Diese wurden von Häusern abgeleitet, die in der jeweilen Straße lagen. So z.B. vom Haus "Zum Rindertanze" (heute Mergener Hof in der Rindertanzstraße), vom Haus "Zu den Glocken" (heute Haus Glocke in der Glockenstraße) und vom Haus "Zu der Sichelin" in der heutigen Sichelstraße.

Jürgen Bier, Trier, 2021.

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte / Straßennamen
Zeit:
1241
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.645180
lat: 49.757257
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
[1] Schriftenrheine zur TrierischenLandesgeschichte und Volkskunde, Bd.8, 1962
[2] Zeitschrift für romanische Philologie, Grhober/Niemeyer, Band 125, 2009
[3] Urkundenbuch des Regierungsbezirkes Trier, Eltester/Goerz, 1874
[4] Regester der Erzbischöfe zu Trier, Goerz, 1861
[5] Urkundenbuch der Vögte von Hunostein, Toepfer, 1866
[6] Trierische Chronik Bd. 15-17, 1918

Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2005.

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.03.2021
Interne ID: 50382
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