Zurmaien

Zurmaeien, Zurmeyen, Zurmaien, Zurmeien
Trier-Nord, Stadt Trier An der Jugendherberge 1

Beschreibung
Zurmaien ist ein Teil der Flurbezeichnung 23 Zurlauben. Und zwar östliche, an der Grenze zu der Flur 25 Sankt Marien und südlich an der Grenze zur Flur 24 Maar-Glockengießerstraße. Im Lauf der Zeit sind verschiedene Schreibweisen des Gebietes bekannt, so z.B. Zurmeyen, Zurmaien, Zurmeien, Zur Meien, Zur Maien, Zurmeigen. In verschiedenen Unterlagen heißt es auch "ad St. Remigium" oder auch "St. Remey". Aus dem letzteren wurde auch der Name abgeleitet, eingedeutscht "Remeien" = Zurmeien.

Die Besiedlung, mit einem Hofgut und der Sankt Remigius Kapelle ist bereits 1450 nachgewiesen. Die Kirche soll aus der Merowinger Zeit, also aus dem 7. Jahrhundert stammen.

Die Kirche St. Remigius ist 1552 untergegangen. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach war im Markgrafenkrieg bereits abgezogen, als sein Obrist Jost von Dalwigk am 25.9. raubend und zerstörend durch das Trierer Land zog. Er zerstörte die Kirchen St. Paulin, die Klöster St. Maximin und St. Marien, St. Matthias und den Ort Pfalzel. Während die zerstörten Gebäude wieder aufgebaut wurden, blieb St. Remigius zerstört. [2] Sie soll etwa 500 m südwestlich von St. Marien, ebenfalls am erhöhten Uferrand der Mosel, bei Zurmaien gelegen haben. Eine andere Quelle verortet sie 600 m nördlich der nordwestlichen Umbiegung der Stadtmauer.[3] Nach beiden Koordinaten müsste die Kirche im Bereich des heutigen Bootshauses, neben dem Hofgut gelegen haben.

Das Hofgut, in U-Form angeordnete Gebäude, gehörte mindestens seit 1618 zum Kloster St. Maximin. Es übte auch die Gerichtsbarkeit in dem kleinen um die Kirche gelegenen Bezirk aus. [1] Nach der Eroberung Triers durch Napoleon wurde das Hofgut enteignet und versteigert. 1805 kaufte es der „Einnehmer“ Jakob Christian Schmeltzer. Er ist am 25.12.1770 in Saargemünd geboren und am 2.5.1864 auf seinem Hofgut gestorben. Er hatte im März 1799 die Therese Viktorie Lavaux geheiratet. Sie war Tochter des Anwalts Lavaux und starb 1834. Der Nachname Lavaux kommt in den Trierer Kirchenbüchern nicht vor. Sie ist wohl nach der französischen Besetzung nach Trier gekommen. Er war wohl von zu Hause aus ohne Vermögen und hat das Haus aus der Mitgift seiner Frau gekauft und selbst bewirtschaftet. [4]
Das war auch der Grund, warum 1825 eine Versetzung des Geheimen Regierungsrates Schmeltzer nach Koblenz wieder rückgängig gemacht wurde.
1841 wurde in einem Reiseführer das Hofgut beschrieben: "…. folgt nun zur Meien, ein schönes Landgut, auf welchem der Herr Regierungsrat Schmelzer einen bedeutenden Seidenbau betreibt". [5]
"Schließlich empfehlen wir der Aufmerksamkeit die schöne Maulbeerpflanzung und das 40 Fuß lange und 20 Fuß breite, wohl eingerichtete Seidenbau-Lokal." Er gab auch Pflanzen und Samen an Interessierte ab. [6]

In den Statistiken 1843 sind 6 Personen dort wohnend aufgeführt:
Herr Schmeltzer mit mindestens 2 Kinder:
Sophia Ludovica, geboren 1.3.1800 und
Friedrich Karl, geboren 7.4.1814
und drei weitere weibliche Personen (weitere Kinder oder Hausangestellte). Im Adressbuch von 1858 wohnt er mit einer Haushälterin und einem Gärtner im Haus, welches die Hausnummer 46 Zurlauben hatte. Bis 1897 blieb es im Familienbesitz, dann wurde es an die Vereinigten Hospitien verkauft. 1905 wurde das Gelände des ehemaligen Hofguts von der Rudergesellschaft Trier gekauft. Es bestand zu der Zeit noch aus dem Haupthaus und rechts und links waren Stallungen und Remisen. Verschiedene Gebäude wurden danach abgebrochen. Es gehört der Rudergesellschaft heute noch. Der vordere Teil an der Zurmaiener-Straße wurde 1913 verkauft.

Mitte der 1960 Jahre wurde durch Zurmaeien die neue Zurmaiener-Straße (heute: Ascoli-Piceno-Straße) bis zur Jugendherberge als Entlastung der (alten) Zurmaiener-Straße und Zubringer zur A602 gebaut. Sie durchschneidet auch das Gelände des Hofgutes. [7]

Jürgen Bier, Trier, 2021.

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
7. Jahrhundert
Epoche:
Merowingerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.638694
lat: 49.767225
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Nord

Datenquellen
[1] Deutschordenskommende Trier, Elwert, 1979
[2] Die St. Matthias Kirche und ihre Heiligtümer, Diel, 1881
[3] Bonner Jahrbücher, Bd. 207, 2009
[4] Trierer Chronik, Lintz, 1901
[5] Der Moselstrom von Metz bis Koblenz, Bärsch, 1841
[6] Aufmunterung zum Seidenanbau an der Mosel, Licht, 1835
[7] Wikipedia
[8] Jürgen Bier, Trier, 2021.


Stand
Letzte Bearbeitung: 08.03.2021
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