Königsbaum

Naturdenkmal
Gonzerath, Gemeinde Morbach

Beschreibung
Königsbuche bei Gonzerath.
Laub raschelt unter jedem Schritt. Ich wandere auf dem 2006 vom Heimatverein Gonzerath neu ausgewiesenen Wanderweg, der etwa drei Kilometer langen "Königsroute", die auf dem Dorfplatz im Ortskern beginnt und endet. Nach etwa der Hälfte der Strecke, befinde ich mich von der Longkamper Hinterbach her kommend, ca. 800 Meter nördlich von Gonzerath einem Waldweg im Grauwald. An einem Holzpfosten auf der rechten Seite erblicke ich ein Hinweisschild "Naturdenkmal Königsbuche", und sogleich entdecke ich eine riesige Buche am Abhang eines Buchenbestandes.

Dreimal, so sagt der Volksmund, wärmt man sich am Holz: beim Fällen, beim Spalten und beim Heizen. Ich setzte mich auf eine in der Nähe stehende Bank und wärme mich an der tief stehenden Sonne, die jetzt ungehindert durch die kahlen Äste dringen kann. Ganz losgelöst von der Hektik des Alltags bewundere ich ehrfürchtig diesen Riesen von Baum.

Während die letzten Sonnenstrahlen durch ihre majestätische Krone blinzeln und seltsame Schatten auf das dürre Laub auf dem Waldboden zaubern, fängt sie an, aus ihrem Leben zu erzählen:

"Wann ich gepflanzt wurde, weiß ich nicht mehr so genau; es können so ungefähr zweihundert Jahre her sein. Man nennt mich Buche (Fagus silvatica). Wegen meines rötlich-weißen Holzes werde ich auch Rotbuche genannt. Am besten gedeihe ich auf frischen, nährstoffreichen Böden, wo meine Wurzeln sich weit ausdehnen können. Im Herbst lasse ich aus stacheligen Schalen Bucheckern fallen. Diese nahrhaften, ölhaltigen, dreikantigen, braunen Kerne werden von vielen Waldtieren wie Eichhörnchen, Mäusen, Vögeln, und Wildschweinen gerne gefressen. Aber auch die Hausschweine wurden früher von den Bauern zur Buchenmast hier hergetrieben. In den Hungerjahren der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden die Früchte von der Bevölkerung gesammelt und zu wertvollem Öl verarbeitet. Wie man sehen kann, haben schon viele Liebespärchen Herze und Initialen in meine glatte, silbergraue Rinde geritzt und sich dabei ewige Treue versprochen. Mit rund einhundertvierzig Jahren bin ich normalerweise hiebsreif, doch ließ man mich wegen meiner Schönheit länger stehen.

In den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts wurde ich unter Naturschutz gestellt. Als ich im Jahre 1938 vermessen wurde, betrug meine Höhe 28 Meter und mein Stammumfang 3,40 Meter. Mein Alter schätzte man damals auf etwa einhundertfünfzig Jahre. Große Ehre wurde mir im Jahre 1943 zuteil: Unter der Bezeichnung ‚Königsbaum’ Standort Grauwald, Distrikt 19 im Gemeindewald Gonzerath, wurde ich als die stattlichste und forstwirtschaftlich wertvollste Buche des Bezirks anerkannt. Obwohl ich inzwischen noch größer geworden bin und mein Umfang jetzt 4,15 Meter beträgt, ist es um mich ruhiger geworden. Über einen Besuch im Frühjahr, wenn mein Blätterkleid im strahlend jungen Grün erscheint, würde ich mich sehr freuen". [2]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Bäume / Buchen
Zeit:
1943 [Unterschutzstellung]
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.10983
lat: 49.86467
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Krauwald

Internet
http://www.hermann-bohn.de/

Datenquellen
[1] LANIS - Landschaftsinformationssysten der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz, 2015. http://www.naturschutz.rlp.de/?q=naturdenkmal
[2] Hermann Bohn, Morbach, 2015. http://www.hermann-bohn.de/

Bildquellen
Bild 1: © Hermann Bohn, Morbach, 2015. http://www.hermann-bohn.de/
Bild 2: © Hermann Bohn, Morbach, 2015. http://www.hermann-bohn.de/
Bild 3: Peter Valerius, Kordel, 2005.

Stand
Letzte Bearbeitung: 06.06.2015
Interne ID: 5368
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5368
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