Römisches Felsengrab Schmittenkreuz

Naturdenkmal
Pölsenhof, Gemeinde Bollendorf

Beschreibung
Schmittekreuz, aus gewachsenem Liassandsteinfelsen gehauenes römisches Felsengrab (im Volksmund wird das Felsengrab fast nur Jeichenkreuz genannt). [1]

Ein Stück weit hinter der Altschmiede, einem ehemaligen Eisenwerk, steht das sogenannte Schmittenkreuz. Der Name bezieht sich auf die Schmiede und ein nur noch teilweise erhaltenes Wegekreuz.

Ursprünglich handelte es sich um ein römisches Grabdenkmal, das bis auf den Deckel aus einem Sandsteinblock gearbeitet wurde. In den oberen rechteckigen Block war eine Kiste eingetieft, die die Asche des Verstorbenen aufnahm. Ein an Vorder- und Rückseite verzierter halbrunder Deckel, ein sogenannter Halbwalzenstein, bildete ehemals den oberen Abschluß. Nach Entfernung der Halbwalze - der genaue Zeitpunkt ist unbekannt - wurde später das oben erwähnte Wegekreuz in die Kiste eingelassen. Die Rekonstruktion erfolgte anhand von älteren Beschreibungen eines in der Nähe gefundenen Steines, der den Maßen nach auf den Unterbau gehört haben könnte: auf der Vorderseite waren ein sitzender Mann und zwei Frauen dargestellt, auf der Rückseite ein mit Waren beladenes Boot mit einem sitzenden Mann darin.

Die Reste der Inschrift lauteten: D(is) M(anibus) Arecaippo defuncto Ricenio Vinia.......erunt Den Totengöttern Dem Verstorbenen Arecaippus haben Ricenio und Vinia (das Grabmal) gemacht Dem Verstorbenen Arecaippus wurde also von Riceno und Vinia, wohl seiner Ehefrau, dieses Grab errichtet wurde. Der Mann ist wahrscheinlich ein Treverer gewesen, der mit der Schifffahrt sein Geld verdiente.

Das Grabmal stammt aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr.


Der hier sichtbare, unten liegende große Quader gehörte zum rechteckigen Fundamentsockel eines Grabdenkmals, das beim Bau des neuen Schwimmbads gefunden wurde. Der obere Teil, ein wahrscheinlich mit Reliefs verzierter Grabbau, ist leider nicht erhalten. Die Rekonstruktion vor Ort zeigt einen sogenannten Grabturm. Natürlich kann man von einem Fundamentquader nicht auf das eigentliche Bauwerk schließen; die Zeichnung bietet also nur eine mögliche Form des Aufbaus, für die erhaltene Grabdenkmäler als Vorbild dienten.

Der darauf liegende hausförmige Abdeckstein wurde oberhalb der Landstraße nach Wallendorf gefunden. Hierbei handelt es sich um die Abdeckung eines Kistengrabes (auf der Rekonstruktionszeichnung vor Ort sind die Kiesgräber, Nr. 6, dargestellt). Ob die auf der Vorderseite zu erkennende Inschrift CENNI oder ICENNI antik ist, läßt sich nicht sagen. [2]

Fundstelle 371
Westlich von Bollendorf, über dem linken Sauerufer, befindet sich der Sockel eines Grabmals, der aus Lias-Sandstein herausgeschlagen ist. In neuerer Zeit hatte man in die Höhlung des Brandgrabes ein steinernes Wegkreuz eingelassen ("Schmittenkreuz"). Ein reliefverzierter halbwalzenförmiger Deckelstein mit Grabinschrift bekrönte das Grabmal
ursprünglich. Das eine Relief zeigte ein beladenes Schiff, das andere einen sitzenden Mann und zwei schreitende Frauen. Der Deckelstein gilt heute als verschollen. Der Name des Verstorbenen, "Aregaippo" oder "Arecaippo" ist keltisch. Dieses Grab eines gewerbetreibenden Sauerschiffers ist wahrscheinlich Teil einer kleineren römischen Nekropole des 2. oder 3. Jahrhunderts n. Chr., die hier an exponierter Stelle in der scharfen Sauerbiegung angelegt wurde. Die Analyse von Krüger läßt keinen Zweifel daran, daß auch der giebelförmige Abdeckstein mit der Inschrift "D(is) M(anibus)/Marcianie Victorinae" ursprünglich zu dieser Nekropole gehörte. Hierzu kommen weitere Fragmente von Grabmälern, die Steinhausen und Krüger aufführen, u. a. ein Sarkophagdeckel, der einen schreitenden, mit gallischem Sagum gekleideten Mann zeigt (Stilus- u. Diptychondarstellung).

Cüppers 1990; Krüger 1949; Steinhausen 1932, 55f.; CIL XIII 4105; Hémecht 17, 1965, 291

in: Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 63. Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a. M. Fundstellenkatalog von: Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Bestattungen / Römische Grabanlagen
Zeit:
Circa 500 vor Chr. bis circa 500 nach Chr.
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.323124
lat: 49.838573
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Beim Schmittenkreuz

Internet
http://www.bollendorf.de/

Datenquellen
[1] Naturdenkmäler des Landkreises Bitburg-Prüm (1976)
[2] Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2002.
[3] Fundstellenkatalog: Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock, 2006.
- Dirk Krausse: Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Verlag: Philipp von Zabern, Mainz, 2006. Beilage 1.

Bildquellen
Bild 1: © Andrea Schnitzlohne in: Archäologie u. Geschichte des Ferschweiler Plateau
Bild 2: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de
Bild 3: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de
Bild 4: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de

Stand
Letzte Bearbeitung: 25.12.2012
Interne ID: 561
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=561
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