Sankt Thomas (1)

Wallfahrtsstätte
Krames-Klausen, Gemeinde Klausen Reulweg 1

Beschreibung
1900 von Ernst Brand, Trier. Verputzter Saalbau. [1]

Die Kapelle in Krames wird 100 Jahre alt
Über Jahrhunderte hat die Kapelle in Krames ihren angestammten Platz an dem höchstgelegenen Punkt des Ortes am Fuße des Thomasberges. Eine Kapelle wird urkundlich erstmals um das Jahr 1330 in Krames erwähnt.' Dieses kleinere, einfachere, meist nur für eine Andacht und nicht für regelmäßige Gottesdienste einer Gemeinde bestimmte Gotteshaus ist nach den Visitationsberichten der Jahre 1569 und 1656 bis auf den heutigen Tag dem heiligen Apostel Thomas geweiht.' Auffällig ist, dass die Bezeichnung des Berges mit dem Namen des Patrons der Kapelle übereinstimmt. Diese Übereinstimmung ist bezeichnend für die Bedeutung und Wertschätzung dieser Gebetsstätte im Bewusstsein der Menschen damals. Sie übernahmen den Namen des Patrons ihrer Kapelle am Fuße des Berges für den gesamten Berg und nannten ihn Tommesbärsch. Die mundartliche Namensgebung wurde bei der Kartierung offiziell als Thomasberg übernommen. Der Namenspatron der Kapelle hat bei der Benennung der Berghöhe Pate gestanden. Krames war bis 1803 stets Filiale von Piesport. Der Pfarrer war gehalten, in jeder zweiten Woche eine Messe in der Kapelle zu zelebrieren.' Neben dem heiligen Thomas werden in Krames die Mutter Gottes als Königin des Himmels und der heilige Bischof Blasius besonders verehrt. An seinem Festtag, dem 3. Februar, feiert der Ort alljährlich die Blasiuskirmes. An diesem Blasiustag war die Kapelle bis in das Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg das Wallfahrtsziel der Bauersleute aus den umliegenden Dörfern und dem Wittlicher Tal. Sie besuchten den Festgottesdienst und erflehten die Fürbitte und den Segen des Heiligen zur Gesunderhaltung der Haustiere, besonders der Schweine.'

Die Kapelle aus dem Jahre 1715, die 1755 durch einen Anbau vergrößert worden war, befand sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts baulich in einem schlechten Zustand. Durch einen neuen Hochaltar aus den Kunstwerkstätten eines Herrn Walter aus Trier zum Preis von 2 400 Mark war die Innenausstattung im Oktober 1893 noch einmal verbessert worden.' Rund um die Kapelle beerdigten die des Ortes bis Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Toten. Auf diesem Kirchhof hatte der in Krames gebürtige Pastor Vinzenz Mercator (= Kraemer), der mit einer Stiftung vom 21. April 1721 zum Bau und zur Unterhaltung einer Schule in seinem Heimatort den Grundstein gelegt hatte', ein Kreuz errichten lassen. Auf der rechten Seite neben dem Eingang zur Kapelle war das Grab eines wohl bedeutenden Bürgers erhalten, auf dessen Grabstein folgende Inschrift zu lesen ar: Anno 1737 am 18. Januar obi (it) Dominus Honorabilis Petrus Kraemer in Krames.' Leider sind über ihn keine weiteren Informationen überliefert.

Als das Kloster der Augustinerchorherren in Klausen nach der Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch französische Truppen im Jahre 1794 am 22. Juli 1802 aufgelöst und die zum Kloster gehörenden Wohn und Wirtschaftsgebäude mit Höfen und Gärten versteigert wurden, blieb die Klosterkirche von diesem Schicksal verschont. Sie diente ab 1803 der neu gegründeten Pfarrei Klausen mit den Filialorten Krames und Pohlbach als Pfarrkirche. Krames war bis zu diesem Zeitpunkt der Pfarrei Piesport, Pohlbach dem Pfarrort Kirchhof Altrich zugeordnet. Nach dieser pfarrlichen Neuordnung wurden die Kapellenfriedhöfe in beiden Orten aufgegeben und die Verstorbenen auf dem Friedhof neben der Pfarrkirche in Klausen beigesetzt.'

Der Bau der neuen Kapelle

Am 3. Februar 1900, dem Fest des heiligen Blasius, wurde zum letzten Mal die heilige Messe in der alten Kapelle gefeiert. Dann wurde sie zum Abbruch versteigert, um an der gleichen Stelle eine neue zu errichten. Den Planungsauftrag zum Neubau erhielt der Architekt Brandt aus Trier. Die Ausführung des Bauwerks bekam der Bauunternehmer Johann Rauen jun. aus Dörbach übertragen. Bei den Ausschachtungsarbeiten wurde neben der Kapelle ein Gräberfeld festgestellt. Außerdem wurden Mauerreste, Ziegel- und Gefäßscherben sowie ein Mühlstein gefunden. Die beim Abbruch der alten Kapelle angefallenen Inschriftsteine und Figuren sollen beim Neubau wieder verwendet worden sein. Die Grundsteinlegung wurde festlich begangen. Der Ort und der Bauplatz waren mit Girlanden, Fahnen und Triumphbogen reich geschmückt. Die Feierlichkeiten begannen mit einem Nachmittagsgottesdienst in der Pfarrkirche. In einer großen Prozession zogen die Teilnehmer, unter denen sich neben einer Vielzahl von Geistlichen auch zahlreiche Fremde befanden, zu der Baustelle. Dechant Schleier aus Osann segnete den Grundstein und hielt die Festpredigt. Die Arbeiten gingen im Verlaufe des Jahres zügig voran, so dass der Rohbau vor Einbruch des Winters unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Während des Winters ruhten die Bauarbeiten. Im zeitigen Frühjahr begann der Innenausbau. In einer heiligen Messe in der Pfarrkirche am 21. Mai 1901 erflehten die Gläubigen den Segen für ein gutes Gelingen des Kapellenbaues. Nach Fertigstellung wurde die neue Kapelle am 21. August 1901 mit einer Festmesse eingeweiht.

Zum Kapellenbau vermerkt der Chronist: Der Bau ist im Rundbogenstil gehalten. Wie das Werk den Meister lobt, so macht auch die neue Kapelle ihren Erbauern alle Ehre. Gottes Schutz ruhte sichtlich auf dem Baue, nicht die geringste Verletzung kam vor, geschweige, dass ein Unglück vorgefallen wäre.

So hat denn Crames heute eine neue schöne Kapelle, welche eine Zierde für den ganzen Ort ist. Dazu kostete der Bau die Einwohner keinen Pfennig. Die Mittel dazu wurden dem Fonds der Kapelle entnommen. Besondere Verdienste um den Neubau erwarb sich unser Herr Pastor Rahm in Clausen. Ihm gebührt vor allem der Dank der Eingesessenen der Gemeinde Crames.

Über den Verbleib der beiden Glocken in der alten Kapelle finden sich in den Quellen keine Aussagen. Eine größere Glocke wurde 1780 von der Glockengießerei Mabilon in Saarburg gegossen und war dem Apostel Thomas geweiht. Pastor Wilhelm Schue, von 1846 bis 1863 Pfarrer in Klausen, beschaffte eine kleinere, die durch Umtausch von Föhren nach Krames kam. Es ist anzunehmen, dass diese beiden Glocken während des Ersten Weltkrieges für Kriegszwecke abgegeben werden mussten. Eine neue Glocke segnete Pastor Franz Eckert von Klausen am 16. Dezember 1923 ein. Sie war dem heiligen Petrus, dem Manne des Glaubens, dem heiligen Blasius, dem Heiligen der werktätigen Liebe und der heiligen Apollonia geweiht. Taufpaten waren der damalige Gemeindevorsteher Peter Spang-Thul und Frau Peter Thul-Kirsten. Die Glocke war 1921 von der Firma Otto in Hemlingen bei Bremen gegossen worden .12 Während des Zweite, Weltkrieges musste auch diese Glocke für Kriegszwecke abgeliefert werden.

Heute hängen wieder zwei Glocken im Turm. An jedem Werktag, außer am Samstag Morgen, schallt am Morgen, zur Mittagsstunde und am Abend Glockenklang über das Dorf und erinnert die Menschen an das Tagesgebet. Jeden Dienstag laden die Glocken zum Besuch des Gottesdienstes ein. Wenn ein Dorfbewohner gestorben ist, rufen sie zum Totengebet Besonders freudig schallt ihr Ruf, wenn sie gelegentlich eine Tauf- oder gar eine Hochzeitsfeier ankündigen. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Brandt, Ernst; Trier
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Wallfahrtsstätten
Zeit:
21.08.1901
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.87766
lat: 49.89913
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.wallfahrtskirche-klausen.de/index.html

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984. Deutscher Kunstverlag
Hermann Hoffmann in: Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2002

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2001
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2001

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.06.2015
Interne ID: 6229
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=6229
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