Ehemalige Synagoge - Gedenktafel

Aach, Gemeinde Aach Neweler Straße 2

Beschreibung
Erinnerung an jüdische Mitbürger. Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge in Aach - 350 Jahre jüdische Gemeinde.

> Aach. (gk) 350 Jahre lang lebte eine große Zahl jüdischer Familien in Aach. Der Friedhof am Ortseingang und das Gebäude der ehemaligen Synagoge in der Ortsmitte zeugen bis heute von der großen Bedeutung der jüdischen Gemeinde. Zum 60. Jahrestag der Reichspogromnacht ist nun eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge angebracht worden. Friede- Schalom. Zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger lautet die Inschrift der Tafel, die von Bürgermeister Josef Krein und Theresia Gotters, der Besitzerin der zum Wohnhaus umgebauten Synagoge, enthüllt wurde. Darunter stehen vier Jahreszahlen, die die wechselhafte Geschichte des Gebäudes prägten. 1859 wurde die Synagoge erbaut. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Aach reicht allerdings viel weiter zurück: Im 16. Jahrhundert siedelten sich zahlreiche Trierer Juden hier an, nachdem ihnen Kurfürst Johann von Schönenberg die Auswanderung aus dem Erzstift befohlen hatte. Aach war eine freie Reichsherrschaft, hier hatte der Kurfürst nichts zu sagen. Zeitweise lebten 17 jüdische Familien im Ort - rund ein Drittel der Bevölkerung. Die zweite Jahreszahl markiert das Ende des jahrhundertlangen Zusammenlebens. In der Pogromnacht 1938 wurden zwei Sturmkolonnen von Trier nach Aach beordert Sie demolierten die Inneneinrichtung der Synagoge und legten Feuer, das aber wegen der Gefahr eines Großbrandes gelöscht wurde. Nachdem die meisten Aacher Juden schon vorher emigriert waren, wurden die noch verbliebenen Familien drei Jahre später in Konzentrationslager deportiert. Im Krieg diente ihr ehemaliges Gotteshaus als Pferdestall, später als Gefangenenlager.1954 verkaufte die Erbengemeinschaft der jüdischen Gemeinde mit Sitz in London das Gebäude an Peter und Theresia Gotters, die es zum Wohnhaus umbauten und 1996 mit finanzieller Hilfe von Land und Kreis restaurierten. Es ist der Wunsch unserer Gemeinde und der Familie Gotters, mit dieser Gedenktafel zur Erinnerung an unsere jüdischen Mitbürger beizutragen, so Bürgermeister Josef Krein. Zur Enthüllung der Tafel begrüßte er Landrat Richard Groß, VG-Bürgermeister Bernhard Kaster und Gerd Voremberg, dem Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Trier. Glaubenskrieg um zwei Begriffe Verwüstet oder geschändet: Streit um die Gedenktafel an der Synagoge Aach AACH. (hdg) Die Enthüllung der Gedenktafel, die zum 60. Jahrestag der Pogromnacht an der Aacher Synagoge angebracht wurde, wird von einem Streit überschattet, einem Streit um Wörter. 1938 In der Reichspogromnacht verwüstet steht dort geschrieben, und genau an dieser Formulierung entzündet sich der Glaubenskrieg. Christine Wiegand, die als Nachfolgerin des verstorbenen Peter Gotters im Aacher Gemeinderat sitzt, greift in diesem Zusammenhang Ortsbürgermeister Josef Krein an. Sie wirft Krein vor, den ausdrücklichen Willen Gotters, dem Eigentümer der Synagoge, nicht geachtet zu haben. Peter Gotters wollte, dass statt dem Wort 'verwüstet' der Ausdruck 'geschändet' Verwendung finden sollte, so Wiegand. Zwischen den beiden Wörtern gebe es einen erheblichen Unterschied. Eine Schändung ist qualitativ etwas ganz anderes als eine Verwüstung, so ihr Argument. Doch Krein habe den geänderten Wortlaut durchgesetzt und argumentiert, dass der Text auf der Tafel nicht mehr geändert werden könnte. Aus Protest blieb Wiegand, die auch 1. Beigeordnete der Verbandsgemeinde Trier-Land ist, der offiziellen Enthüllung fern. Meinem verstorbenen Mann und auch mir wäre es lieber gewesen, wenn das Wort, geschändet’ auf der Tafel stehen würde, räumt Theresia Gotters gegenüber dem TV ein. Aber ich kann auch mit dem jetzigen Text gut leben, so die Aacherin, die keinen Streit um die Tafel möchte. Gegen die Angriffe verwehrt sich der Ortsbürgermeister. Ich habe die Angelegenheit besten Wissens und Gewissens betrieben, so Krein. Der jetzige Text ist einer von mehreren Varianten, die von der Kreisverwaltung erarbeitet wurden. Er orientiert sich an einer ähnlichen Tafel in Bitburg. Thomas Müller, Pressereferent der Kreisverwaltung, bestätigt, dass drei Varianten erarbeitet worden seien, von denen eine vom Mainzer Landesamt für Denkmalpflege favorisiert worden sei inklusive dem Wort geschändet. Doch es waren nur Vorschläge, die in Aach in Abstimmung mit der Familie Gotters offensichtlich noch geändert wurden. Ortsbürgermeister Krein stellt klar: Der jetzige Wortlaut ist auch von der Familie Gotters akzeptiert worden. Darüber hinaus sehe er keinen qualitativen Unterschied zwischen den beiden Wörtern. Den sieht auch Gerd Voremberg, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Trier, nicht. Die Kritik von Christine Wiegandt sei zwar prinzipiell nicht falsch, doch der Streit um die Wörter 'verwüstet' und 'geschändet' sei für ihn ohne Bedeutung. Das ist Wortklauberei, so Voremberg. Wenn etwas verwüstet wird, dann wird es auch geschändet. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Marken und Male / Denkmale
Zeit:
1859
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.590403
lat: 49.789554
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.gemeinde-aach.de/

Datenquellen
[1] Trierischer Volksfreund Nr. 262 vom 10.11.1998

Bildquellen
Bild 1: © Gernot Kasel
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2000

Stand
Letzte Bearbeitung: 04.04.2018
Interne ID: 657
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=657
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