Bildstock mit Nikolaus von Myra

Minheim, Gemeinde Minheim Am Rosenberg 2

Beschreibung
In die Hauswand eingelassen ein Bildstock mit Pietà-Relief, bezeichnet 1726. [1]

Die Heiligen auf den Wegekreuzen der Heimat
Lebendige Volksfrömmigkeit

Bis heute noch ist die Heiligenverehrung der zentrale Punkt in der Volksfrömmigkeit. Die Heiligen sind Nothelfer und Beschützer. Sie geben Beistand in tausend Sorgen und Nöten, bei höchster Gefahr für Leib und Leben. Sie sind Schutzpatrone von Familien und Berufsständen, von Ortskirchen, Städten, Ländern und Völkern.

Der Gläubige möchte ein lebendiges Bild seines Heiligen. Wenn über die Vita zu wenig bekannt ist, wenn sie zu unpersönlich, zu schematisch erscheint, entstehen Legenden aus der Quelle der Phantasie, manchmal auch in Anlehnung an Begebenheiten aus der Heiliger Schrift. Nicht selten auch durch Übertragung von Begebenheiten aus dem Leben anderer Heiligen. Über Generationen tradiert erhalten die Legenden ihr eigenes Gepräge. Örtliche Lebensformen und Bräuche fließen ein, und so entsteht ein beispielhaft überzeugendes Lebensbild eines außergewöhnlichen Menschen. Für die Frage nach historischer Wahrheit ist die Legende wertlos. Ihr Gehalt an Wahrheit der Verkündigung ist eminent. Legenden wollen typisieren, idealisieren. Manchmal erheben sie den moralischen Zeigefinger, nicht selten zeigen sie Macht und Wunderkraft des Heiligen oft wollen sie Freude, Trost, Erbauung vermitteln, manchmal wird auch nur heile Welt gezeigt. Und immer scheinen dabei die Kardinaltugenden auf: die Klugheit, die Gerechtigkeit die Tapferkeit, die Mäßigung, ergänzt durch Fleiß, Gehorsam und Demut.


Heiligenbilder

Nicht nur im Gedächtnis, in der Erzählung auch real im Bild will man den Heiligen erfahren. Die Volksfrömmigkeit mit ihrem Zug zum Konkreten und Sinnfälligen schafft sich Heiligenbilder, -reliefs und -plastiken. Man betet kniet davor, opfert Geld, Kerzen und Votivgaben aller Art. Besonders an Gnadenorten ist der Kult der Heiligenverehrung bis heute noch voller Leben. Die volksfromme Seele liebt ihre Berufs-, Vieh- und Krankheitspatrone, die Apostel und Evangelisten, die Heiligen Drei Jungfrauen oder die Vierzehn Nothelfer und natürlich ganz besonders die Gottesmutter.

Jedes Heiligenbild, jede Figur soll sofort erkannt werden, auch ohne Beischrift. Die Heiligen erhalten ihre Attribute. Zunächst allgemeine für eine ganze Gruppe, zum Beispiel der Palmzweig oder das Schwert für die Märtyrer, das Buch für die Apostel, die Mitra und Krummstab für Bischöfe und Äbte. Wenn ein heiliger Bischof aber noch drei Goldstücke zeigt, dann weiß jeder: das ist Nikolaus von Myra.

Solche individuellen Attribute schaffen Vertraulichkeit und Identifikation. Oft sind sie einer historischen oder legendarischen Situation entnommen, etwa: der Schlüssel des Petrus, das Salbgefäß der Maria Magdalena, das Schweißtuch der Veronika, das Kreuz der Helena. Oder sie erinnern an das Martyrium des Heiligen, wie: das Beil des Matthias, das Rad der Katharina, der Feuerrost des Laurentius.

Die reichhaltige Bildersprache der Heiligendarstellungen weist auch durch Gestik auf Tugenden hin, von Nepomuk zum Beispiel hält seinen Finger auf den Mund und wahrt so das Beichtgeheimnis bis in den Tod. Oder sie verdeutlicht besondere Charaktereigenschaften: der Bienenkorb des Ambrosius verweist auf seinen Fleiß und seine honigsüße Beredsamkeit, der Totenkopf des Hieronymus auf dessen strenge Askese.

Manchmal begegnen wir auch einer tiefen Symbolik: Sankt Georg tötet den Drachen nicht als Tier, sondern er vernichtet den Teufel, die Summe aller dämonischen Kräfte, das Böse schlechthin.

Die hohen Festtage der Heiligen sind Fixpunkt im Jahreslauf, welche früher das bäuerliche Leben regelten: immer am Martinstag endete das befristete Dienstverhältnis der Mägde und Knechte, an Sankt Georg (23. April) wurde das Vieh auf die Weide getrieben, nach Sankt Gall (16. Oktober) kam es wieder in den Stall. Am Michaelstag (29. September) wurde das Licht in den Handwerkerstuben angezündet, an Maria Lichtmeß (2. Februar) wieder gelöscht. Brauchtum und Symbolik rund um die Heiligenfeste sind bis heute noch nicht ganz vergessen. So werden zum Beispiel am Barbaratag (4. Dezember) Kirschzweige geschnitten, über Nacht in warmes Wasser gelegt, dann in eine Vase gestellt und mit etwas Glück zeigen sich am Christtag Blüten: ein schönes Symbol für das neue Leben, das der Erlöser bringt.

Im letzten Jahrbuch wurde über heilige Frauen berichtet. Der Artikel schließt mit der Darstellung heiliger Männer. Auch hier muß die Auswahl beschränkt bleiben, denn es gibt zahlreiche Heiligendarstellungen auf den Wegekreuzen und Bildstöcken im Kreisgebiet. Bemerkenswert ist ein Heiligenrelief von 1820 an einem Feldweg südlich von Niederöfflingen. Es zeigt die ersten drei heiligen Trierer Bischöfe: Eucharius (9. Dezember), Valerius (29. Januar), Maternus (11. September). An Christi Himmelfahrt geht eine Prozession dorthin.

Das neugotische Kreuz von 1899 an der Kirche Gipperath hat eine Figur des heiligen Quirinus (30. April).

Den heiligen Andreas (30. November) findet man auf einem Altarkreuz an der Hauptstraße in Altrich, ebenso (zusammen mit Petrus) auf einem Barockkreuz von 1728 auf dem Friedhof in Greimerath. Das Dreifaltigkeitskreuz am Brückengraben in Lieser zeigt den heiligen Kaiser Heinrich II. (13. Juli). Sankt Bernhard (20. August) findet man beispielsweise auf den Barockkreuzen am Wittlicher Türmchen und in Bergweiler. Ein Bildstock in Minheim am Rosenberg zeigt Nikolaus von Myra. Das Koppensteinkreuz von 1653 bei der Salmbrücke in Esch zeigt an den Seiten die Heiligenreliefs von Gangolf (11. Mai) und Friedrich (3. März). Zahlreich zu finden sind auch Darstellungen des Wetterpatrons Donatus.

Drei Könige
In Brauneberg, im Neudorf, steht in einer offenen Kapelle das Dreikönigskreuz aus der Zeit um 1720. Es zeigt Maria mit dem Kind und die drei Weisen aus dem Morgenland unter dem Stern von Bethlehem. Die Darstellung ist wohl einmalig im Kreis Bernkastel-Wittlich. Sehr ansprechend ist die farbenfrohe Ausgestaltung der Szene.

Jakobus
In Plein an der Kirche steht das Jakobuskreuz von 1749 mit dem Relief des Heiligen. Der Apostel aus Betsaida (25. Juli), der ältere der beiden Söhne des Zebedäus, war der erste Jünger Christi, der als Märtyrer starb (um 44). Die Legende erzählt, daß seine Gebeine im 7. Jahrhundert von Jerusalem nach Santiago de Compostela in Nordwestspanien gebracht wurden. Dort wurde er bald zum Volksheiligen. Der Pilgerweg nach Santiago war der Höhepunkt im Leben jedes frommen Menschen des Mittelalters. Noch heute beeindruckt das riesige, am heiligen Ort durch die Luft schwingende Weihrauchfaß, auch wenn der Massentourismus die Kathedrale längst fest im Griff hat. Jakobus selbst wurde zum Symbol des Menschen auf dem Weg zum Heil. Er erhielt die Attribute des Pilgers: Stab, Hut, Trinkmuschel.

Petrus
Er war ein Hitzkopf, dabei lebhaft, impulsiv, dann wieder voller Angst. Er war der treueste Jünger Jesu und verriet ihn doch. Petrus ist ein Heiliger mit menschlichen Zügen, seine Schwächen machen ihn sympathisch. Er starb als Märtyrer 64/67 in Rom unter Nero. Es ist verständlich, daß Petrus (22. Feb. Und 29. Juni), der Fels, der erste unter den Aposteln, auf den Wegekreuzen in vielfältiger Weise dargestellt wird.

Am Nordwesteingang von Kröv, Kinheimer Straße, steht ein modernes, 1966 errichtetes Sandsteinkreuz des Bildhauers August Lebenstedt. Das Kreuz erinnert an die alte Peterskirche, welche als Hauptkirche des Kröver Reiches bis 1795 in der Nähe stand. Petrus begegnet uns hier nach seinem Verrat als bereuender, tief in sich gekehrter Mensch.

In Osann, am Ortsausgang nach Platten, steht ein Schaftkreuz von 1719. Dort sehen wir Petrus kraftvoll, entschlossen. Das Relief zeigt Petrus in der Zeit nach Christi Himmelfahrt beim Aufbau der Kirche, noch vor dem Auftreten des Paulus.

Das Pestkreuz von 1814 an der Kirche in Pantenburg zeigt Petrus auf dem Himmelsthron. Gewand und Schlüssel sind goldglänzend. Sein Blick ist wachsam, doch distanziert. Machtvoll steht er über der Welt. Mit der linken Hand hält er das Buch des Lebens.

Matthias
Er wurde als Nachfolger des Judas Iskariot durch das Los zum Apostel bestimmt. Er gilt als Apostel der Deutschen, denn seine Gebeine ruhen in der Basilika Sankt Matthias in Trier. Die heilige Helena hat sie dorthin überführen lassen. Das war ein großes Geschenk an die von ihr so geliebte Kaiserstadt. Der Märtyrer (24. Februar), der durch das Beil ums Leben kam, ist der populärste Heilige in unserer Region. In lebendiger Tradition pilgern bis heute zahlreiche Gläubige zum Apostelgrab nach Trier.

Matthias findet man häufiger als andere Heilige auf den Wegekreuzen und Bildstöcken der Heimat. Interessant ist die Darstellung auf einem 1119 aus Trümmerteilen zusammengesetzten Wegekreuz in Deudesfeld (Gartenstraße). Künstlerisch wertvoll ist das Heiligenrelief auf dem Wegekreuz an der Lieserbrücke vor Altrich. Beeindruckend ist die Darstellung auf dem Missionskreuz von 1757 an der Kirche von Kesten. Matthias hält das Beil und das Buch des Apostels.

Als die römische Kurie den Generalkalender der Heiligen neu ordnete, sollte Matthias auf den 13. Mai verschoben werden. Doch die Deutschen machten da nicht mit: der Regionalkalender feiert sein Fest nach wie vor am 24. Februar, in der Diözese Trier sogar als Hochfest an diesem Tag, verbunden mit volksfrommen Bräuchen. So sagt zum Beispiel die Bauernregel: Sankt Mattheis wirft 'nen heißen Stein ins Eis. Und mit dem Beil vertreibt er die Macht des Winters. Wie soll er das, bitteschön, Mitte Mai tun, bei schönstem Frühlingswetter?

Georg
Aus dem Leben des Heiligen (23. April) ist nicht viel bekannt. Er war Offizier im römischen Heer, hielt fest zu seinem Glauben und starb 305 als Märtyrer. Seine Persönlichkeit wurde idealisiert: er kämpfte gegen alles Böse, unbeirrbar bis in den Tod. Erst im Mittelalter wurde er zum Drachenkämpfer. Diese Legende besteht bis heute. Das Barockkreuz von 1730 auf dem Friedhof in Greimerath zeigt ihn in Aktion. Allerdings ist die Darstellung naiv. Dem Drachen fehlt nicht nur die Größe, sondern auch der Biß. Die Szene erinnert eher an ein heiteres
Jagdvergnügen.

Kornelius
An der Kornelius-Kapelle in Wallscheid steht ein spätbarockes Wegekreuz von 1780, welches im Schaft das Relief des Heiligen zeigt. Kornelius (16. September) war Papst und dazu ein gütiger und ausgleichender Mensch. Er mußte sich mit dem schismatischen Gegenpapst Novatian auseinandersetzen, der für eine strenge, geradezu unbarmherzige Bußpraxis eintrat (Ausschluß der Todsünder aus der Kirche). Kornelius wurde schließlich verbannt und starb 253. Sein Name ist von lat. Cornu = Horn abgeleitet, daher erhielt er das Horn als Attribut. So wurde er zum Patron des Hornviehs. Seine Gebeine werden in Kornelimünster bei Aachen verehrt.

Laurentius
Auf einem Wegekreuz von 1672 in Lieser (Kirchstraße) ist Laurentius (10. August) als Diakon mit der Dalmatik als Zeichen seines Amtes dargestellt. Dazu trägt er die Siegespalme des Märtyrers. Vier Tage vor Laurentius eigenem Tod (258) wurde Papst Xystus II. gemartert: Der Diakon verteilte daraufhin das Geld der Kirche an die Armen und Rechtlosen, so daß die habgierigen Verfolger leer ausgingen. Sein Martyrium auf dem Feuerrost soll er mit Humor und Heiterkeit ertragen haben. Man mag das nicht glauben, doch die Legende hält sich hartnäckig. Die Darstellung auf dem Kreuz in Lieser zeigt ihn daher auch gelassen und freundlich.

Vitus
Die Legende erzählt von einer grausamen Begebenheit, bei der Vitus (15. Juni) als Kind wegen seines Glaubens in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen wurde. Doch er hielt stand und überlebte. Erst später, 304, bei der Flucht vor seinen Verfolgern fand er als Knabe den Tod. Seine Gebeine kamen nach einem langen Weg durch Europa schließlich nach Prag (heute im Veitsdom). Vitus gehört zu den Vierzehn Nothelfern, besonders gegen Epilepsie, den Veitstanz. Das Wegekreuz von 1721 in der Hauptstraße von Lösnich zeigt den Knaben mit frommer Haltung im Kessel.

Antonius
Eine sehr schöne Darstellung des Heiligen aus Padua (13. Juni) findet man auf einem Barockkreuz von 1708 in Dreis in der Mühlenstraße am Ortsausgang nach Bruch. Das Kreuz stammt aus der Werkstatt der Wittlicher Steinmetzen Wolff. Antonius ist umrahmt von Girlanden und Fruchtgehängen. Er hält den Jesusknaben und in der rechten Hand die Lilie - Zeichen seiner Herzensreinheit und Lauterkeit. Antonius stammt ursprünglich aus Portugal, wurde jedoch vom Schicksal nach Padua verschlagen, wo er Franziskaner wurde. Franz von Assisi machte ihn zum Lehrer. Elf Jahre, bis zu seinem frühen Tod 1231, wirkte er bei den Minderbrüdern. Er wurde ein bekannter Prediger, mit mehr oder weniger Erfolg, wie viele Legenden berichten. Sehr bekannt ist seine Fischpredigt: Antonius wollte zu den Ketzern in Rimini predigen, doch es erschien kein Zuhörer. Da predigte er zu den Fischen, die daraufhin ihre Köpfe aus dem Wasser streckten. Das amüsante Bild überdauerte die Zeiten und erschien - allerdings umgedeutet - in der frühromantischen Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Gustav Mahler schließlich vertonte das Lied 1893.

Antonius war und bleibt absolut volkstümlich. Bis heute ist er Nothelfer für alle, die etwas verloren haben und bei der Suche danach fast verzweifeln. Hierzu berichtet die Legende, daß der Ring, der in das Meer fiel, durch das Gebet des Antonius im Bauch des Fisches gefunden wurde. Antonius war selbstkritisch und bleibt aktuell bis heute: In einer Predigt sagte er: Laßt die Worte verstummen und an ihrer Stelle die Taten reden. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Bildstöcke und Kreuzwegstationen
Zeit:
1726
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.936085
lat: 49.866242
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.minheim.de/

Datenquellen
[1] Denkmalliste des Landkreises Bernkastel-Wittlich, Juni 2008. Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, Fachbereich Beraten, Planen, Fördern. Postfach 1420, 54504 Wittlich
[2] Harald Weingärtner: Die Heiligen auf den Wegekreuzen der Heimat; in: Jahrbuch Kreis Bernkastel-Wittlich 1997.


Stand
Letzte Bearbeitung: 01.07.2008
Interne ID: 6972
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