Ravengiersburger Mühle

Haus G. Caspari
Enkirch, Gemeinde Enkirch

Beschreibung
Ravengiersburger, spätere Gemeindemühle (Haus G. Caspari)

Das Kloster Ravengiersburg (Hunsrück) bekam von seinem Gründer, dem Grafen Berthold von Stromberg, in der Schenkungsurkunde von 1074 auch einen Hof mit Gerechtigkeit in Enkirch, der frei von Abgaben und Bindungen an die Sponheimer Landesherren war. Dieses wurde dem Konvent des Klosters von Johann I. im Jahre 1238 nochmals offen bestätigt. So hatte der Ravengiersburger Hof freie Hand, sich selbst eine Mühle ohne besondere Privilegien anzulegen. Man hat sehr früh Gebrauch davon gemacht und eine Mahl- und Ölmühle angelegt. Der Teich, welcher dazu benötigt wurde, schöpfte auf Ravengiersburger Boden, direkt unterhalb der 1135 erbauten Klause (heute katholische Kirche Enkirch) sein Wasser und leitete es durch den Botz zu dem schon1475 bezeichneten Ortsteil In den Mühlen (Mühlen-pfort). Es sind die Häuser K. Ewein, G. Caspari und Schütz. Das Haus G. Caspari war die eigentliche Mahlmühle und soll zuerst behandelt werden. Bereits in einer Urkunde vom 26. Dezember 1295 wird diese Prangemul, wie sie damals heißt, von dem Propst und Konvent der Kirche in Ravengiersburg mit einem Weinberg im Montenuual (Monteneubel) in der Mitte der Fläche für den Pachtbetrag von 5 Malter weniger 1 Scheffel trierischer Maasung dem Wilhelm Wize von Enkirch und seiner Ehefrau Biela in Erbpacht vergeben. Daß sich bei dieser Mahlmühle noch eine Ölmühle befand, bezeigt eine Urkunde vom 13. Januar 1331, als die damals noch als Mumpare = Vormünderin fungierende Gräfin Loretta von Sponheim-Starkenburg dem Propst Otto und Konvent des Klosters Ravengiersburg Enkircher Mühlengefälle abkaufte. Es heißt wörtlich:

Die Mule ist gelegen an derselben Bach, die das fluzit op unse Mule, die mir noch han in deine by unsme Hobe zu Enkerich stand. Nach Auflösung des Ravengiersburger Klosters im Jahre 1572 wurden diese beiden Mühlen von der Herrschaft übernommen und mit der Schloßmühle in die Nutzung der Gemeinde Enkirch gegeben. Schon 1597 war diese Ravengiersburger Mühle so stark baufällig, daß sie abgerissen werden mußte, weil sie zu alt war. Mit allen Untertanen von Enkirch wurde sie neu aufgebaut. Man baute zwei Mahlgänge, je einen für Roggen- und Weißmehl, ein. Das herrschaftliche Oberamt jedoch verlangte, daß man noch einen dritten Mahlgang einbauen sollte, da man auf die dann höheren Malterabgaben scharf war. Sie richteten sich nach den Mahlgängen. Die Gemeinde jedoch stellte wiederum den Antrag, die Malterabgaben der Schloßmühle in Argentz und der Gemeindemühle von 17 auf 11 Malter zu senken. Wegen der Kriegshandlungen sei zu wenig Geld da und oftmals auch zu wenig Wasser, so daß die Mühlen oft ein Viertel Jahr stillstehen müßten. Es müsse auch noch für den Inhaber von Schloß Starkenburg gemahlen werden. Die Herrschaft setzte sich über alle Bittschriften hinweg. So konnte die Gemeinde in eigener Regie die Abgaben nicht mehr bestreiten und setzte ab 1604 einen Gemeindemüller namens Echternach ein, welcher nur der Herrschaft die Abgaben zu leisten hatte. Dieser schied 1551 als Gemeindemüller aus. Da ihm der Kauf der halben Schloßmühle in Ahrings nicht genehmigt wurde, wanderte er ab. Sein eigenmächtiger Ölmühlenbau wird im folgenden Artikel näher beschrieben werden. So wurde die Gemeindemühle noch ein ganzes Jahrhundert an verschiedene Pächter vergeben, die die Abgaben leisteten, der Gemeinde aber die Reparaturen überließen. Daß dieses böses Blut seitens der Bürger gab, ist verständlich, und laufend kamen Anträge, die den Verkauf der Mühle befürworteten.

Am 6. April 1753 wurde sie dann dem damaligen Pächter Johann Peter Gerhard unter folgenden Bedingungen verkauft: Gerhard erhält die Mühle für 925 Taler als Erb und Eigen. Er hatte den Betrag in drei Raten zu zahlen und mußte sich auch für seine Erben verpflichten, jedes Jahr 8 Malter gutes Korn als Pacht für die Hochfürstliche gemeinschaftliche Rentenkammer in Trarbach anzuliefern. Bauholz zum Erneuern der alten Teile werde ihm noch unentgeltlich von der Gemeinde gegeben, die nun glücklich war, endlich das Kapitel Mühlen gut gelöst zu haben.

Der neue Besitzer Gerhard klagte oft über besondere Schwierigkeiten. Beim Klosterbau sei ihm der Teich demoliert worden. Dann habe ihm die große Wasserflut des Jahres 1770 Wehr und Teichweggeschwemmt, bei deren
Instandsetzung er 120 Tagelöhner einsetzen mußte. (Wohl 120 Tage Arbeit ist gemeint.) 1773 hat ihm der Holzhändler Görgen aus Pünderich beim Holzflözen wiederum sein Wehr beschädigt, so daß er keinen Halt mehr finde. Bei dieser Gelegenheit bat er, den Teich umzulegen, damit er das Wasser des Großbaches mit benutzen könnte. So hätte er immer genügend Wasser gehabt. Es wurde ihm jedoch nicht erlaubt. Der Mühlenbetrieb blieb in derselben Familie bis um 1850 und ist dann eingegangen.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Technische Bauten und Industrieanlagen / Mühlen
Zeit:
1074
Epoche:
Frühmittelalter / Romanik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.132487
lat: 49.983195
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Mühlengarten

Internet
http://www.enkirch-mosel.de/

Datenquellen
Hans-Immich-Spier; Ursprung der Enkircher Mühlen In: Ancharicum - Enkirch - 733 - 1983


Stand
Letzte Bearbeitung: 14.03.2006
Interne ID: 7769
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=7769
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