Ehemalige Hütte Heidweiler

Heidweiler, Gemeinde Heidweiler

Beschreibung
Grundlage der Eisenhüttenindustrie in der südlichen Eifel ist der vielfach nestartig vorkommende Braun- oder Toneisenstein, eine Anreicherung des Eisens durch Verwitterung (Fe(2) zu Fe(3)) besonders an den Stellen, wo im Untergrund Kalkschichten vorhanden sind.
Das gelöste Eisen wird in Verbindung mit dem Kalk chemisch umgesetzt und in den Oberflächenschichten als Brauneisenstein abgesetzt.
Brauneisensteinvorkommen finden sich in der südlichen Eifel im Bereich zwischen Kyll und Salm und westlich der Kyll in einem schmalen Streifen zwischen Welschbillig im Süden und Masholder im Norden.
Schon zur Römerzeit wurden diese Erzvorkommen bergbaulich genutzt, dies beweisen zahlreiche Funde von Schlackenstellen bei Zemmer und Orenhofen.
Auch im Mittelalter wurden diese Vorkommen ausgebeutet und meist an Ort und Stelle in kleineren Hüttenwerken verarbeitet.

Die Hütte Heidweiler
Meister Wilhelm von Broy von der Eisenschmiede bei Himmerod hatte im Jahre 1536 eine Eisenhütte in Heidweiler errichtet. Er stammte wahrscheinlich aus der Familie des Schultheißen Wilhelm, der ersten Reidemeisterfamilie an der Hütte Eisenschmitt.
Wilhelm von Broy wurde sogleich von dem damaligen Inhaber der Herrschaft Bruch, dem Jakob von Rheineck, mit dieser Hütte belehnt und mußte hierfür auf das Haus Bruch jährlich 20 Zentner gerecktes Eisen an Abgaben entrichten. Zur gleichen Zeit errichtete er sich ein Haus, Rubbelers Gut genannt. Da die Herrschaft Bruch zur damaligen Zeit zeitweise im Besitz des Erzstifts war, suchte Wilhelm von Broy ebenfalls um die Belehnung durch des Erzstift nach.
Meister Wilhelm verstarb schon bald darauf.

Wie die Eifflia Illustrata berichtet, war Streit zwischen den Erben des Wilhelm von der Eisenschmiede und der Gemeinde Heidweiler um dessen Hinterlassenschaft ausgebrochen, der von Erzbischof Johann IV. (Ludwig von Hagen) am 15. Februar 1541 entschieden wurde. Der Streit hatte sich am Besitz von vier Rottbuschen im Distrikt Eierdickt entzündet.

Auch im Jahre 1556 hatte Wilhelm von der Eisenschmiede, wohl ein Sohn des alten Meisters Wilhelm, Streitigkeiten mit der Gemeinde Heidweiler wegen Holz aus dem Rodebusch bei Heidweiler. Dieser Streit wurde zunächst geschlichtet, flammte dann aber erneut auf und mußte diesmal vom damaligen Erzbischof Johann VI. (von der Leyen) am 31. Mai 1556 durch einen Vertrag zwischen den beiden Parteien geschlichtet werden.

Meister Wilhelm starb anscheinend noch im gleichen Jahre, da sein Sohn Simon zusammen mit seinem Schwager Richwin von Monterbuir im Jahre 1556 den Kurfürst bittet, die Belehnung mit der Hütte zu erneuern. Gleichzeitig stellt er mit Verweis auf den Raubbau an den Wäldern der Umgegend von Heidweiler einen Antrag auf Pachterlass.
Mit der Gemeinde Heidweiler war Simon wegen der Bewirtschaftung der Wälder in Streit geraten. Drei Jahre später, 1559, wurden die Erben des Wilhelm von der Eisenschmiede zu Eisenschmitt bei Himmerod Erben des Reuffers Guts ohne den Reckhammer und das Hüttenwerk.
Eine Bestätigung dieser Erbschaft gab der Herr von Rheineck zu Bruch noch im gleichen Jahre.

Im Jahre 1607 ließ der Hüttenmeister Heinrich von Sardt beim kurtrierischen Amtmann zu Wittlich einen Antrag auf Errichtung einen Streckhauses zu Salmrohr zur Weiterverarbeitung der Produkte der Hütte Heidweiler stellen. Diesem Antrag wurde mit der Auflage entsprochen, daß das Werk die Einkünfte erreichen sollte, die vorher die dortige Mühle erreicht hatte. Die Trennung zwischen Produktionsstätte und Verarbeitungsstätte wurde in diesem Fall wohl durch die unterschiedliche Wasserführung des Bendersbaches im Winter und im Sommer, die einen gleichmäßigen Betrieb des Werkes das ganze Jahr hindurch verhinderte, bedingt. Die gleichen Probleme traten im 18. Jahrhundert in dem Heidweiler benachbarten Eisenhüttenwerk Wenzelhausen auf.

Abgaben des Reckhammers von Salmrohr finden sich in den Rechnungen des kurtrierischen Amtes Wittlich noch bis zum Jahre 1614. Einige Jahre vorher ist jedoch schon eingetragen, daß der Reckhammer mit den Zinsen in Rückstand geraten ist. Zwischenzeitlich wurde anscheinend von dem Besitzer der Hütte in Heidweiler wieder ein Reckhammer im Ort selbst errichtet, da sich im Jahre 1611 Kurfürst Lothar von Metternich mit L. Blanche wegen der Schmelzhütte und des Reckhammers zu Heidweiler vergleicht.

Meister Wilhelm von Heidweiler wurde noch im Jahre 1681 anlässlich Streitigkeiten um Güter in Dierscheid in den Akten genannt. Im Anniversarienverzeichnis der Pfarrkirche Arenrath aus dem Jahre 1681 erscheint im Jahre 1697 unter der Ortsbezeichnung Heidweiler folgende Eintragung:
Anno 1697 den 28. April habe Weilandt Barthels Hoffmann von der Hütten Kinder oder Erben in die Pfarrkirch Arrenrath gebn die summa gelt zwantzig acht gülden trierische Wahrung. Vor ein Jahrgezeit vor Barthel von der Hütten und soll jährliche pension die Pastor solle jährliche vor die Meeß haben 12 alb. die obrige pension solle in die Kirch kommen. Die Messe solle gesetz dg tag nag S. Barthels my Styostel
Eine Messestiftung der Erben des Wilhelms von Heidweiler findet sich noch 1786 im den Register des Schuldbuches der Pfarrkirche Heidweiler.

Bömmels führt als Besitzer der Hütte Heidweiler um 1811 die Gebrüder Krämer auf. Weitere Nachrichten von der Hütte aus dem 19. Jahrhundert fehlen.

Im Jahre 1935 wurden bei Dränagearbeiten im Wiesengelände südwestlich von Heidweiler Eisenerzvorkommen festgestellt. Die Vorkommen befanden sich in den Distrikten Bei den Erzkaulen und Neuland am Wege von Heidweiler nach Rothaus. Die Erze befanden sich in einer Tiefe von 0,50 Meter - 0,80 Meter und waren circa 0,50 Meter stark. Die sogenannten Raseneisenerzvorkommen erstreckten sich auf einer Fläche von circa 100 Morgen.33
Auf Befragen der Bürgermeisterei Hetzerath gab Bürgermeister Linden hierzu folgendes an: Die Erzvorkommen auf dem westlichen Gemarkungsteil von Heidweiler waren auch schon früher bekannt und wurden früher in örtlichen kleinen Hüttenwerken verarbeitet. Der Volksmund bezeichnet diese Stellen Bei den Erzkaulen gez. Linden Ob. 1937.34

Der Niedergang der Eisenhüttenindustrie in unserem Raum
Nach dem Wiener Frieden im Jahre 1815 wurden die Rheinlande nach circa 21-jähriger Besetzung durch Frankreich von diesem losgetrennt und dem Königreich Preußen zugesprochen. Die Eifeler Eisenhütten verloren nun einen großen europäischen Absatzmarkt, da Frankreich und auch die Niederlande eine Schutzzollpolitik betrieben, um der eigenen Industrie vor ausländischen Produkten zu günstigeren Preisen zu verhelfen.

Als weitere Erschwernis kam die Überschwemmung des europäischen Marktes mit billigen englischen Eisenerzerzeugnissen hinzu.
Die Kontinentalsperre, die in der napoleonischen Zeit aufgebaut worden war, war nun nicht mehr vorhanden.
Die Folge hiervon war, daß die Preise fielen und nur noch die größeren und moderneren Betriebe diesem Konkurrenzdruck standhalten konnten.
Auch spielten Faktoren, wie Nähe zu den Absatzmärkten, Transportkosten und Rohstoffbeschaffung eine wichtige Rolle.

Die Vorkommen der südlichen Eifel waren für eine Massenförderung auf Grund ihrer nestartigen Lage, ihrer geringen Mächtigkeit und dem geringen Erzgehalt nicht geeignet. Neben vielen anderen Hochöfen in der Eifel und auch in anderen Gebieten des Deutschen Reiches wurde auch Heidweiler ausgeblasen. Bömmels gibt als Daten für die Schließung der beiden Werke die Jahre 1815 und 1816 an. [1]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Eisenwerke
Zeit:
1536
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.746540
lat: 49.911314
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
https://www.vg-wittlich-land.de/vg_wittlich_land/%C3%9Cber%20uns/Ortsgemeinden/Heidweiler/

Datenquellen
[1] Günter Hesse, Andreas Wisniewski: Wittlich-Land. Geschichte einer Verbandsgemeinde zwischen Vulkaneifel und Mosel. Hrsg. Verbandsgemeinde Wittlich-Land 1990.

Bildquellen
Bild 1: Hesse, Wisniewski: Wittlich-Land. Geschichte einer Verbandsgemeinde zwischen Vulkaneifel und Mosel

Stand
Letzte Bearbeitung: 20.04.2014
Interne ID: 7926
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