Frankenturm

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Dietrichstraße 6

Beschreibung
Ein befestigtes turmartiges Wohnhaus des 11. und 12. Jahrhundert, in dem die im Dienst des Erzbischofs stehenden Ministerialen wohnten. Reste ähnlicher Wohntürme sind in der Stadt noch nachweisbar und deuten auf fehlende Stadtbefestigung hin.

> Geht der Besucher vom Hauptmarkt aus an der Steipe und dem Roten Haus vorbei in die Dietrichstraße, gelangt er nach etwa 5zum Frankenturm . Dieser entstand im 11. Jahrhundert in einer der römischen Zeit typischen Bauweise, nämlich im Wechsel von Bruchstein- und Ziegelschichten.
Er ist der einzige in seiner Zweckbestimmung noch gut erkennbare Bau als Wohnturm. Seinen Namen hat er von dem im 14. Jahrhundert dort wohnenden Franco von Senheim. Vermutlich gab es zu Anfang keinen Eingang im Erdgeschoss. 1308 wurde das Gebäude bis zur Hälfte abgetragen und durch ein Pultdach ergänzt; 1938 hat man ihn wieder hergestellt.

>> Der im Dienst des Bischofs stehende Adlige wohnte um 1100 recht dunkel in dem romanischen Wohnturm. Nur durch die Rundbogenfenster des Hauptgeschosses konnten die Bewohner dem Treiben auf der Straße zuschauen. Die Schlitzfenster dienten als mittelalterliche Vorläufer der Klimaanlage. Von diesen Wohnfestungen, in denen man vor ungebetenen Gästen geschützt war, gab es einige in Trier. Von ihnen hat der Frankenturm die Zeiten am besten überstanden.

(entnommen aus Krams Trier für Anfänger und Fortgeschrittene, überarbeitet für Internet von Hans Blofeld)

>>>Die Vergangenheit des Frankenturms.
Der Hausherr Ritter Franco von Senheim (14. Jahrhundert) gab dem
Frankenturm seinen Namen - und dem historischen Frankenturm wiederum verdankt unser Hotel-Restaurant den Titel.

Das Gebäude wurde im 11. Jahrhundert als Wohnturm für den Stadtadel errichtet und war von zahlreichen Hofsiedlungen umgeben.
In der Trierer Altstadt ließen sich bisher Reste von sechs solcher
Wohntürme nachweisen - der Frankenturm ist jedoch der einzige Bau, dem man seine ursprüngliche Bedeutung noch ansehen kann.

Der hochromanische Wohnturm wurde im Wechsel von Bruchstein- und Ziegelschichten gebaut; der eigentliche Eingang des Gebäudes befand sich ursprünglich in der ersten Etage und war vermutlich über eine Holztreppe zu erreichen. 1308 wurde der Turm bis zur Hälfte abgetragen und durch ein Pultdach ergänzt; der Zinnenkranz und die westliche Hälfte des oberen Stockwerks wurden 1938 rekonstruiert. [1]

Die römische Spoile am östlichen Eingang
Während die heute im Erdgeschoss liegenden Eingänge, so auch das Tor zur Dietrichstraße hin, Umbauten des 19. Jahrhunderts entstammen, war der im ersten Obergeschoss an der Ostseite befindliche Eingang früher über eine Holztreppe erreichbar.
Als Türsturz über diesem Zugang ist ein antikes Inschriftenfragment eines römischen Grabsteins aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. verbaut, das erst bei Abrissarbeiten des vormals links am Frankenturm angebauten Wohnhauses im Jahr 1956 wiederentdeckt wurde.
Der fragmentarisch erhaltene Text der auf dem Kopf stehend eingemauerten Spolie lautet:

… BI ET AMA (n) … / … (di) AE SE (vae) … / … CONIUG (ivi) … / … VIS FEC (it)

Dies wird mit „… für sich und für Amandia Seva (Seura?), seine Ehefrau, zu beider Lebzeiten errichtet ...“ übersetzt (vgl. Abbildung in der Mediengalerie und Klose / Ladewig 2009). Wenn auch etwas spekulativ, so wird dies damit gedeutet, dass „die Antike von den Menschen der damaligen Zeit bewundert wurde, die antiken Spolien vielen Zeitgenossen jedoch nicht ganz geheuer waren“ und die Erbauer des Wohnturms diesen Stein daher möglicherweise ganz bewusst falsch herum einsetzten, „weil man sich vor heidnischen Zauberkräften fürchtete, die von ihm ausgehen könnten“ (ebd.). Auch Clemens vermutete, dass diese Spolie bewusst zum Zwecke der Schadensabwehr eingefügt wurde (Clemens 1998, S. 186-187).

Der Frankenturm seit seiner Renovierung:
Seit den Jahren 2005/06 erfolgten verschiedene Reparatur- und Renovierungsmaßnahmen am Frankenturm.
Am 14. April 2007 wurde das nun wieder begehbare Gebäude im Rahmen eines Bürgerfestes wiedereröffnet und dient seitdem als kultureller Veranstaltungsort. Im Inneren des Wohnturms illustriert eine umfassende Dokumentation die Geschichte des Bauwerks mit Abbildungen und Texten. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Mittelalterliche Wohntürme
Zeit:
Circa 500 nach Chr. bis circa 1220
Epoche:
Frühmittelalter / Romanik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.639650
lat: 49.757069
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Am Frankenturm

Internet
https://de.wikipedia.org/wiki/Frankenturm_(Trier)

Datenquellen
[1] Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984. Deutscher Kunstverlag / ICTeam Internet.
[2] Franz-Josef Knöchel, Befestigte Wohnanlagen im mittelalterlichen Trier (mit einer Karte und drei Abbildungen). In: Kurtrierisches Jahrbuch 42, S. 85-103. Trier 2002. (https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a138453.pdf) -abgerufen am 30.11.2020.

Bildquellen
Bild 1: Internet
Bild 2: Schultz, Alwin: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger, Bd.1 [1898]
Bild 3: Holzschnitt: Hans Pape, Münster. 1954
Bild 4: © Norbert Kutscher, Waldweiler, 2012.
Bild 5: © Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-NC-SA 3.0, 2017
Bild 6: © Knöchel, Franz-Josef / CC-BY-NC-SA 3.0, 2017

Stand
Letzte Bearbeitung: 30.11.2020
Interne ID: 82
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=82
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