Evangelische Kirche

Jünkerath, Gemeinde Jünkerath Kölner Straße 62

Beschreibung
Kleiner Bruchsteinsaal, 1894/95, 1950/51 wiederaufgebaut; Gesamtanlage mit Kirchhof mit Grabsteinen des 18. bis 20. Jahrhunderts und bauzeitlicher Einfriedung. [1]

95 Jahre wird sie alt, die evangelische Kirche in Jünkerath
Hans-Hermann Findt, Jünkerath

Auf Besucher der Eifel wirkt sie wie eine feste Burg, die kleine evangelische Kirche in der Kölner Straße. Im Sommer 1990 wird sie 95 Jahre alt, dazu ein kurzer, geschichtlicher Rückblick.

Die evangelische Kirchengemeinde GerolsteinJünkerath umfaßt Gebiete des Kreises Daun, der Altkreise Prüm und Schleiden mit einem Umfang von etwa 482,69 qkm. In 76 Orten wohnen etwa 2800 evangelische Christen, das war der Stand 1986, Wesentliches hat sich nicht geändert.

Erster Pfarrer der Gemeinde war Friedrich Eduard Best, geboren am 18. 7. 1864 in Gemünden. Seit Juli 1895 bis 1900 als Pfarrvikar tätig, von 1900 - 1934 Pfarrer in Gerolstein.

Zweiter Pfarrer und Superintendent Fritz Walter Bernhard Wiebel, geboren am 2. 8. 1904 in Nethphen. Von 1934 - 1951 Pfarrer und gleichzeitig von 1947 - 1951 Superintendent des Kirchenkreises Trier.

Dritter Pfarrer Udo Otto August Julius Köhler, geboren am 21. 3. 1912 in Schwerin, von 1952 - 1979 Pfarrer in Gerolstein.

Vierter Pfarrer Hans-Martin Stüber, geboren am 17. 4. 1933 in Koblenz, er nahm am 1. Juli 1980 seinen Dienst in der Gemeinde auf und wurde am 10. August 1980 durch Herrn Superintendent Volk in sein Amt eingeführt.

Lehrvikar Gerd Graf, geboren am 16. 3. 1918 in Barmen, war vom 1. 5. 1949 an Hilfsprediger und übernahm nach Fortgang des Herrn Pfarrer Wiebel die Verwaltung der unbesetzten Pfarrstelle in der Zeit von März bis August 1951. Am 4. 11. 1953 verließ er Gerolstein.

Ernst Nowak, geboren am 27. 3. 1926 in SterkradeOberhausen wurde am 2. 11. 1986 als Predigthelfer ordiniert.

Die heutigen evangelischen Kirchengemeinden im Trierer Raum sind erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründet worden, als die Rheinlande unter die Oberhoheit Preußens kamen. Damit begann auch die Eifel eine neue Zeit. Durch unermüdliche Fürsorge und tatkräftige Hilfe legte die preußische Regierung den Grund zu neuer Blüte. 1821 bildete sich die Gemeinde Prüm, der die Evangelischen aus dem Raum Gerolstein-Jünkerath zugeordnet waren. Aber sehr früh schon hat sich das Gebiet Birresborn, Jünkerath, Hillesheim, Gerolstein als eine eigene Größe empfunden. Vorhanden ist noch ein Siegel, das sich nennt: Kirchlicher Ausschuß Birresborn, Jünkerath, Hillesheim, Gerolstein.

Der Kultusminister genehmigte am 22. Juni 1889 die Errichtung eines eigenen Pfarrvikariats in Gerolstein, gemeinsam für das Gebiet Gerolstein-Jünkerath und Daun. Dieses stand offenbar unter der Aufsicht des Pfarramtes Prüm.

Auch in Jünkerath, wo bei der Jünkerather Gewerkschaft viele evangelische Angestellte und Arbeiter beschäftigt waren, mußte bald eine Kirche gebaut werden. Bezüglich der Bauausführung erklärte sich Herr Hüttendirektor Carl Friedrich Ludwig Schröder von der Jünkerather Gewerkschaft bereit, diese zu übernehmen. Es entstand eine freundliche Kirche am Berg-und Waldesrand, die mit einem Kostenaufwand von 13 400,- Mark hergestellt wurde.

Im Juni 1894 begonnen, konnte sie am 26. August 1895 eingeweiht werden. Dank der Opferwilligkeit der Gemeindeglieder, der Unterstützung der Gustav-Adolf-Vereine und der hochherzigen Hilfe der Familie des Kommerzienrates Poensgen in Düsseldorf, des Besitzers des Jünkerather Hüttenwerkes, wurde die Summe vollständig aufgebracht, so daß keine Schulden verblieben.

Leider verstarb Herr Hüttendirektor Schröder am 1. 7. 1896 an einem Herzschlag mit 53 Jahren. Nachdem er auf dem Begräbnisplatz neben der Kirche in Jünkerath mit besonderer Genehmigung beigesetzt wurde, hieß es 1897 nunmehr mit Blick auf die weite Entfernung des bis jetzt benutzten Friedhofes und die ungünstige Lage desselben auf der Höhe bei Glaadt, das Kirchengrundstück in Jünkerath endgültig als Begräbnisplatz zu benutzen und um die Genehmigung der Behörden dafür nachzusuchen. Am 12. November 1899 wurde für den Jünkerather Friedhof eine Ordnung ausgearbeitet und beschlossen. 1917 wurde von Herrn Pfarrer Best auch in Jünkerath ein Kindergottesdienst eingerichtet.

Im Januar 1921 erhielt die Gemeinde von der Jünkerather Gewerkschaft 15 000,-Mark zur Einfriedung des Friedhofes und zur Instandsetzung der Kirche. Dem Direktor der Jünkerather Gewerkschaft, Herrn Thomas, wurde der Dank der Gemeinde und des Presbyteriums ausgesprochen. Die Jünkerather Kirche erhielt 1932 einen neuen Anstrich sowie den Anschluß an die elektrische Lichtleitung.

Pfarrer Eduard Best ist im Juli 1934 nach vier Jahrzehnten treuer Aufbauarbeit aus dem Dienst ausgeschieden und trat in den Ruhestand.

1937 - Die Beamtenfamilien zeigten allmählich Zurückhaltung gegenüber der Kirchengemeinde. An der Grenze kamen nur noch Frauen und Kinder der Zollbeamtenzum Gottesdienst. Dafür entstand gute Bruderschaft zwischen Katholiken und Evangelischen hin und her, die von der neuen Weltanschauung beide bedroht waren. Gern erinnert man sich der besonderen Freundschaft mit den katholischen Pfarrern, wie mit Herrn Dechanten Weber, Gerolstein, Herrn Pfarrer Straßfeld, Jünkerath, Herrn Dechanten Thomas in Daun.

Ende des Jahres 1938 verließ Herr Hüttendirektor Thomas durch Fortzug unsere Gemeinde und damit das Presbyterium. Im Dezember 1944 wurde auch die kleine Kirche in Jünkerath das Opfer von Kriegseinwirkungen und bis auf die Grundmauern zestört. Die Gottesdienste fanden in einer Notkirche statt, einem Raum im ehemaligen Lehrlingsheim, den die Jünkerather Gewerkschaft zur Verfügung stellte. Am 14. Oktober 1949 wurde unter Vorsitz von Vikar Graf ein Ausschuß für den Wiederaufbau der zerstörten Kirche gebildet. Ihm gehörten an die Herren Heinrich Findt sen., Rudolf Linz, Carl Friedrich Graef, Heinrich Breddemann, Hermann Strecker und Ernst Müller.

Am 13. August 1950 wurde der Grundstein für den Wiederaufbau gelegt, am 4. März 1951 weihte Präses D. Held die Kirche ein; er stiftete die neue Altarbibel. Am feierlichen Gottesdienst nahmen teil Superintendent Wiebel, Pfarrer Hänsler aus Prüm, Vikar Graf, Kreisdelegierter Roussel, Landrat Feldges, Abgeordneter Hartmann. Der von den Eheleuten Graf neu gegründete Singkreis stellte sich zum ersten Mal der Gemeinde vor - es war ein Festtag für die Evangelischen in der Diaspora.

Die Baupläne zum Neubau der Kirche wurden von Architekt Werner Geyer, Mechernich, erstellt. Er übernahm auch die Bauleitung. Mit ungefähr 25 000 DM waren die Wiederherstellungskosten veranschlagt, die Bauausführung hatten die Jünkerather Firmen Bruno Klein und Franz Trauden, Dachdeckerarbeiten wurden Clemens Baasch in Wallenborn übertragen.

Bereits im Herbst 1962 begann ein notwendiger Umbau der Kirche. Sie erhielt eine Orgel, Oelheizung, die Empore wurde erweitert, ein Windfang mit zwei Pendeltüren und eine kleine Sakristei eingebaut.

Die evangelische Gemeinde Jünkerath hatte ihren eigenen Küster. Nach Frau Burgard übernahm Karl Seibert sen. den Dienst; danach Gerda Findt, heute Margret FindtNiebel.

Der evangelische Singkreis erlebte Jahre des Aufbaues, Kindergottesdienst wurde regelmäßig gehalten, Stunden für die Frauen gabs jede Woche. Im Sommer 1979 ging Pfarrer Köhler in den Ruhestand. In der Zeit bis zur Einführung von Pfarrer Stüber wurden die Gottesdienste durch Presbyter Erich Liedtke gehalten - er war auch viele Jahre als Rendant der Gemeinde tätig.

Für die Belange der Jünkerather Kirche setzte sich Pfarrer Stüber sofort ein; der Kirchbau zeigte Schäden, durch den Druck der Wassermassen im Schüllerer Berg war eine Trockenlegung erforderlich. Im Oktober 1982 wurde die Stützmauer errichtet, kanalisiert, der Vorhof gepflastert. Im September 1985 kamen Investitionen zur Erneuerung der Heizungsanlage, Verlegung der Fußbodenheizung, Fliesenarbeiten, Elektroinstallation, Schreiner- und Malerarbeiten hinzu. Die Kosten betrugen rund 70 000 DM.

Daß der Friede, den Jesus Christus schenkt, auch in unserer Kirche weiterhin verkündet werde - wie in der Urkunde vom 13. 8. 1950 vermerkt - ist unser Wunsch und Gebet. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Geyer, Werner
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Evangelische Kirchen
Zeit:
1894
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.582932
lat: 50.340921
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1990/hjb1990.26.htm

Datenquellen
[1] Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Rheinland-Pfalz; 2010.
[2] Jahrbuch Kreis Daun, 1990. Text entnommen aus der Festschrift "50 Jahre Erlöserkirche in Gerolstein", von Pfarrer Udo Köhler, ergänzt und zusammengestellt von H. H. Findt.

Bildquellen
Bild 1: Jahrbuch Kreis Daun, 1990 http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1990/hjb1990.26.htm
Bild 2: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 3: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 4: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 5: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 6: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 02.12.2012
Interne ID: 8477
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=8477
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