Alte Hauptwache am Hauptmarkt (2)

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Hauptmarkt 3 A

Beschreibung
Das barocke Bürgerhaus

Beim Bürgerbau dominiert mit dem Beginn der siebziger Jahre das konventionelle Haus in schlichten oder aufwendigen barocken Formen. Es ist keine lokaltypische Angelegenheit mehr wie noch seine Vorgänger, sondern in derselben oder sehr ähnlichen Art im gesamten Rheinland und auch darüber hinaus anzutreffen. Es hat ein breites Gestaltungsspektrum Das schlichte Haus hat in der Regel keinen Schmuck, weder segmentbogige Fensterstürze noch ein Mansarddach oder Lisenen.

In der Krahnenstraße, dem Schifferviertel Triers, findet sich unter der Nummer 38 ein schlichtes Beispiel, nach Angabe von Bunjes/Brandts im Jahre 1717 errichtet. Das zweigeschossige Haus ist völlig schmucklos, hat fünf Achsen und einen zentralen Eingang, der über fünf Eingangsstufen zu erreichen ist, was bei der moselnahen Lage des Gebäudes in der Krahnenstraße durchaus seine Berechtigung hat. Auch das Dach ist kein Mansarddach, sondern ein einfaches Satteldach mit regionaltypischem kleinem Überstand, die Traufe schlicht mit einer profilierten Holzbohle verkleidet.

Das Haus gehört zu einem zeitlosen Haustyp, der in seiner Gestaltung reduziert ist auf ein Minimum. Er könnte in dieser schlichten Form ebenso gut in der Zeit um 1800 im Stadtbereich zu finden sein.

Vergleichsweise schlicht, dennoch als repräsentatives Bürgerhaus erscheint das Haus Simeonstraße 53.

Nach unbelegter Aussage von Bunjes/Brandts war es eines der ersten Gebäude in Trier, die ein Mansarddach trugen. Hier wird das bürgerlich repräsentative Element sowohl durch die zweigeschossige breite Lagerung des Gebäudes erreicht wie auch durch die Steigerung dieser Wirkung durch das hohe und mit zwei Gaubenreihen besetzte Mansarddach. Die Fenster sind schlicht rechteckig.

Die Grundrißdisposition des Gebäudes zeigt, daß das zuletzt links befindliche Portal im Ursprung wohl in der rechten Achse gesessen hat. Der Umbau erfolgt um 1800 durch den Trierer Gerichtspräsidenten und Stadtrat Johann Peter Job Hermes, dem das Haus seit 1790 gehört.

Beinahe alle gestalterischen Elemente der Barockzeit, sogar die Symmetrie, fehlen an diesem Haus, es wirkt nur durch seine Größe.

Brotstraße 1 zeigt das bereits mit mehr Aufwand gestaltete Haus: Es besitzt Segmentbogenfenster mit Scheitelsteinen, fassadengliedernde Gurtgesimse, Ecklisenen und ein Mansarddach, allerdings ist es für das typische Trierer Haus seiner Zeit mit drei Geschossen ein Stockwerk zu hoch. Extrem schmale Fensterachsen auf der linken und unregelmäßig breite auf der rechten Seite lassen einen Umbau vermuten.

Die unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus 1775 von dem Trierer Maurermeister Jakobus Steinern errichtete Wache am Hauptmarkt zeigt dieselben Bauformen, darüber hinaus finden wir im Eingangsbereich der offenen Arkaden eine Rustizierung des Erdgeschosses, eine für das Trierer Barock eher untypische Gestaltung, die hier schon in die Zukunft weist.

Das Torfahrthaus Dietrichstraße 12, Lay gibt das Baujahr mit 1780 an, wurde wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Fassade überarbeitet, eine Blendattika aufgesetzt mit einer Art vorgeblendetem Kranzgesims gemäß der klassizistischen Praxis, den Dachansatz zu kaschieren. Man erkennt bereits eine leichte Betonung der Beletage durch Vergrößerung der Obergeschoßfenster.

Das barocke Schema wiederholt sich auch beim Collegium Lambertinum, einem an seinem Äußeren bis auf den prachtvollen Mittelrisaliten recht schmucklosen Bau aus dem Jahre 1768. Bunjes/Brandts schreiben ihn aufgrund schriftlicher Belege Johannes Seiz zu.

Es blieben zahllose Gebäude aufzuzählen, welche in der erwähnten Weise errichtet sind und wenige oder gar keine Entwicklungstendenzen zeigen. Derartige barocke Gebäude werden in Trier noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein gebaut, wie das Haus Neustraße 13 aus dem Jahre 1834 zeigt, bleiben aber dennoch eher die Ausnahme.


Erhaltungszustand: Fassade erhalten

Hausnummerierung:
1784: 1154
1851: 84

Baumeister: Jacobus (Jakob) Steinem, Baumeister
Geboren: 24.12.1706

Der Baumeister Jacobus Steinem ist der Barocktradition verpflichtet. Er ist Teilnehmer an dem Wettbewerb um den Neubau der Universität zu dem er einen barocken Entwurf mit origineller H-förmiger Grundrißkonfiguration einriecht. Ebenfalls von ihm entworfen ist das Gebäude der Hauptwache am Hauptmarkt 4 im Jahre 1774, auch hier die Bauformen konventionell barock ohne Höhepunkte: Glatte stichbogige Fenstergewände mit Scheitelstein, Mansarddach, Ecklisenen; ähnlich wie bei den Gebäuden auf der südöstlichen Hauptmarktseite gegen die Grabenstraße glatt verputzt, die offene Eingangsarkatur verfügt über eine Lagerfugenrustika. Das Wohnhaus Steinems in der Jüdemerstraße 5 wird im selben Jahr und in den selben Bauformen errichtet: Vierachsig und zweigeschossig ist seine Bauzeit nur an der Rokokosupraporte über dem Eingang zu erkennen.

Weiterhin Planung der Pfarrkirche Sankt Stephan in Pommern 1789 sowie Ausführung der Maurerarbeiten in Gusenburg 1777 / 78. [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Steinem, Jacobus (Jakob).
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Rechtsdenkmale /
Zeit:
1774
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.641644
lat: 49.756744
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.drzimmermann.info/

Datenquellen
[1] Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997. ISBN 3-88476-280-X

Bildquellen
Bild 1: © Dr. Michael Zimmermann, 1996

Stand
Letzte Bearbeitung: 05.05.2022
Interne ID: 8727
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