Wohnhaus

Wohnhaus Landrat Nikolaus Thilmany
Bitburg, Stadt Bitburg Bergstraße 1 A

Beschreibung
An der Einmündung Bergstrasse in die Krankenhausstrasse steht in exponierter Lage ein anspruchsvolles Haus aus der Zeit um 1820.

Vom Inneren erhebt sich der streng symmetrisch gegliederte, zweigeschossige Kubus mit Mansardwalmdach und gestaffelt angeordneten Gauben. Er wird auf der Vorder- und Rückseite von zwei gleichartigen Portalen, die ein Mittelgang verbindet, erschlossen. Die beiden Türblätter des Haupteingangs zeigen Formen, die für den Übergang von Louis-Seize zum Klassizismus typisch sind. Straßenseitig ist das Oberlicht noch erhalten und im Inneren sind teilweise noch original Beschläge, Türblätter, Möbel, Treppen und Zargen zu finden.

Hinter dem Haus ein ursprünglich ummauerter Garten. Es ist das einzige Wohnhaus des 18. und 19. Jahrhunderts in Bitburg, welches die Details von Architektur und Ausstattung noch so erhalten hat. [1]

[...] Bis 1852 lebte dort Landrat Nikolaus Thilmany mit seiner Familie. Thilmany wuchs in Bitburg auf und machte als junger Jurist Karriere in Trier und Saarbrücken.
1848 jedoch kamen die Stoßwellen einer politischen Revolution auch in der Eifel an. Thilmany engagierte sich leidenschaftlich für die Demokratie-Bewegung, hielt Verbindungen zu linksdemokratischen Politikern und sprach auf Volksversammlungen.
[...]
Bei den Preußen wirkte das Gespenst der Revolution immer bedrohlicher und man machte alleine den jungen Landrat für die spürbaren anarchischen Unruhen im Kreis Bitburg verantwortlich. Schließlich suspendierten die Behörden Thilmany gnadenlos vom Dienst. Drei Jahre lang kämpfte er flehend und mit großem Rückhalt aus der Heimatregion um seine Wiederanstellung. Vergeblich. Jegliche Chancen wurden dem unerwünschten Bitburger völlig unbeeindruckt von dessen persönlicher Situation stets verwehrt.
Nach einer langen Zeit ohne Einkommen sah sich Thilmany in großer Sorge um seine Familie 1852 gezwungen, sein Haus mitsamt Hab und Gut zu verkaufen und die geliebte Heimat, in der er nicht mehr Fuß fassen konnte, zu verlassen.
Die Bitburger Variante, die Thilmanystraße unweit des rosafarbenen Altbaus, ist vielen Eifelern bekannt. Ein Haus, das einst einem Bitburger Familienvater, einem aus dem Amt getriebenen Landrat, einem Entzünder demokratischer Ströme und einem Geburtshelfer der Genossenschaftsbanken gehörte. [...] [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
Um 1820
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.527544
lat: 49.971460
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.bitburg.de/

Datenquellen
[1] Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Bitburg-Prüm, 9.2 Wernersche Verlagsgesellschaft 1994. ISBN 3-88462-132-7.
[2] Volksfreund online, 15.02.2022, von Thomas Konder [https://www.volksfreund.de/region/bitburg-pruem/erinnerung-an-nikolaus-thilmany-ein-bitburger-landrat-und-demokrat_aid-66247403], abgerufen am 18.02.2022.

Bildquellen
Bild 1: © Lothar Monshausen, Fotostream http://www.flickr.com/photos/lomo56/tags/meteorite/

Stand
Letzte Bearbeitung: 18.02.2022
Interne ID: 9626
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=9626
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