Historisches Ortsbild

Wittlich, Stadt Wittlich

Beschreibung
Marktplatz mit Fassaden des späten 17. Jahrhundert und der Barockzeit umgeben. Zahlreiche weitere restaurierte Gebäudeensembles sind in der gesamten Altstadt zu entdecken.

> Stadtgeschichte
von M. J. Mehs

Man kann auf verschiedenen Wegen an die Geschichte einer Stadt herangehen. Wichtig bleibt immer, den berühmten roten Faden im Ablauf der Geschichte in der Hand zu behalten. Da viel Belangloses in den vergangenen zweitausend Jahren niedergeschrieben worden ist, gilt es, daraus das wenige herauszupicken, das in irgendeiner Beziehung zur größeren und bedeutsameren Geschichte unserer trierischen Heimat und unseres deutschen Vaterlandes steht. Es soll hier also einmal der Versuch gemacht werden, die Ortsgeschichte Wittlichs sozusagen in Schlagzeilen darzustellen.
Wo heute Wittlich liegt, im weiten, fruchtbaren Tal der Lieser, war vor der Eroberung Galliens durch Gaius Julius Cäsar eine keltische Siedlung Gegen Eindringlinge war auf dem sogenannten Tempelkopf eine Fluchtburg hergerichtet.

55 vhr. Cäsar empfängt bei dieser Siedlung eine Abordnung der Germanen.
51 v. Chr. Die Eroberung Galliens ist beendet. Die Siedlung kommt in römische Verwaltung, wird statio, mansio oder castrum.
69 n. Chr. Der Feldherr Aulus Vitellius wird zum Kaiser ausgerufen. Die Treverer sind ihm besonders zugetan. Da viele linksrheinische Orte nach Römernamen benannt werden ist, die Annahme begründet, dass Vitelliacum, woraus sich der Name Wittlichs herleitet, nach dem Kaiser
Vitellius genannt ist.
250 nhr. um dieses Jahr entsteht die römische Villa am Mundwald.
404 von diesem Jahr an mehrere Einfälle der Franken ins Treverergebiet. Wittlich kommt zum Frankenreich.
511 nach dem Tode Chlodwigs wird das Frankenreich geteilt. Wittlich kommt zu Austrasien mit der Hauptstadt Metz. Wittlich gehört zum Bitgau, der einem Gaugrafen untersteht.
1049 mit Graf Heinrich von Luxemburg erlischt die Würde des Gaugrafen. Der Bitgau wird unter Luxemburg und Trier aufgeteilt. Wittlich gehört nun dem Erzbischof von Trier.
1065 die älteste Urkunde über Wittlich bezeugt die Grundherrschaft des Erzbischofs über Wittlich. Der erzbischöfliche Hof und die Pfarrkirche liegen in Altrich.
1138 kommt Gut Vails zu Himmerod.
1140 hat der Erzbischof eine Villa in Wittlich. Im Streit mit Erzbischof Albero flieht Graf Heinrich von Namur und Luxemburg nach Wittlich und äschert den 0rt, der ihm die Aufnahme verweigert, ein. Zum Schutz Wittlichs erbaut Albero auf dem mons Mercurii ein novum
castrum, die Neuerburg.
1146 erobert Graf Heinrich die Neuerburg. Albero belagert ihn. Heinrich wagt nachts einen Ausfall und steckt Wittlich abermals in Brand. Albero verfolgt ihn bis Himmerod und haut ihn dort mit eigener Hand vorm Pferd herunter.
1157 ist Wittlich selbständige Pfarrei.
1177 überträgt Heinrich von Luxemburg, Vogt von Wittlich, sein Amt an Ritter Kuno von Malberg. Nachfolger des Malbergers werden die Herren von Vinstingen.
1220 nach dem Liber annalium inrium ist Wittlich Marktort und Zollstätte.
1279 verkaufen Hugo und Johann von Vinstingen die Vogtei Wittlich ihrem Vetter, dem Erzbischof Heinrich II. von Vinstingen für 1400 Metzer Pfund.
1291 im Mai verleiht König Rudolf von Habsburg auf Ersuchen des Erzbischofs und Kurfürsten Boemund von Warnesberg Wittlich das Frankfurter Stadtrecht.
1297 bestätigt König Adolf von Nassau Wittlichs Stadtfreiheit.
1300 Erzbischof und Kurfürst Diether von Nassau, Bruder des Königs, gestattet Wittlich, sich mit Mauern zu befestigen und ordnet eine eigene Stadtgerichtsbarkeit an.
1307 Regierungsantritt des Erzbischofs und Kurfürsten Balduin von Luxemburg, der Wittlich zum Sitz des Amtes Wittlich macht.
1317 wird mit Hilfe Balduins der Wittlicher Mauerbau vollendet.
1350 furchtbare Pestseuche in ganz Europa, auch im Trierer Land.
1397 hat Kurfürst Werner Herr zu Falkenstein den Grundstein zu einer Burg in Wittlich gelegt. In einer Fehde mit Ritter Friedrich von Ehrenburg wird Wittlich überrumpelt und eingeäschert, die begonnene Burg zerstört. Werner befreit die Stadt für 25 Jahre von allen Steuern.
1402 Kurfürst Werner unterstützt die Stadt beim Wiederaufbau der Burg.
1422 hat Kurfürst Otto von Ziegenhain die Burg vollendet und nennt sie Ottenstein. Otto erneuert die Steuerfreiheit der Stadt für weitere zehn Jahre.
1430 protestiert der zum Erzbischof und Kurfürsten gewählte Ulrich von Manderscheid in Wittlich gegen die Ernennung Rabans von Helmstädt zum Erzbischof durch den Papst. Ulrich zieht gegen Raban zu Felde, wobei Wittlich hart bedrängt und gebrandschatzt wird. Auf dem Konzil zu Basel vertritt Nicolaus Cusanus die Sache Ulrichs. Ulrichs Tod 1436 beendet den Streit.
1457 gewährt Kurfürst Johann 11 von Baden Wittlich für weitere l0 Jahre Steuerfreiheit.
1503 wird Heinrich Dungen aus Wittlich Kanzler des Kurfürsten.
1516 eröffnet Franz von Taxis die kaiserliche Postlinie, die von Wien über Wittlich nach Brüssel führt.
1519 wütet in Wittlich eine bisher unbekannte Art von Pestilenz, das Schweißfieber.
1522 in der Fehde Franz von Sickingens gegen den Trierer Kurfürsten Richard von Greifenklau stellt das Amt Wittlich 30 Mann ins Feld.
1531 stirbt am 13. März in Wittlich Erzbischof und Kurfürst Richard von Greifenklau am Schweißfieber. Am 16. März das Seelenamt in der Pfarrkirche, am 17. März Überführung nach Trier, wo er sich zu Lebzeiten ein prächtiges Grabmal hat errichten lassen.
1543 religiöse Unruhen in Wittlich, hervorgerufen durch Johann Kessel und Anhang, ähnlich wie in Trier durch Caspar Olevian, eine Auswirkung der Reformation.
1543 beordert Erzbischof und Kurfürst Johann Ludwig von Hagen Bevollmächtigte nach Wittlich wegen Beschickung des Konzils von Trient.
1545 wird der Humanist und Dichter Matthias Agricius in Wittlich geboren.
1561 im März erlässt Erzbischof und Kurfürst Johann VI. Von der Leyen in Wittlich eine Verordnung über eine Gerichtsreform und empfängt im Juli hier den Jesuitengeneral Jakob Laynez auf dem Wege zum Trienter Konzil.
1567 ordnet das Domkapitel in Wittlich die Kurfürstenwahl an, aus der am 7. April Jakob III. von Eltz hervorging, der mit Vorliebe in Wittlich residierte.
1569 um 11.00 Uhr in der Nacht auf Osterdienstag entsteht ein schrecklicher Stadtbrand, dem das ganze Holzwerk der Kirche, der Glockenturm und ein großer Teil der Stadt zum Opfer fallen.
1580 am 2. Februar wird Peter Binsfeldius auf Burg Ottenstein zum Weihbischof geweiht. Er verfasst ein Buch gegen die Zauberer und Hexen. Im Streit mit der Stadt Trier empfängt Jakob von Eltz in Wittlich, wohin er seine Hofhaltung verlegt hatte, die Abgesandten des Trierer Stadtrates und der Zünfte zur Unterwerfung. Am Pfingstdienstag hält er von Wittlich aus einen triumphalen Einzug in Trier.
1581 Regierungsantritt Johannes VII. von Schönenberg, der dem Wittlicher Burgbering einen lieblichen Garten, den Tiergarten mit Wasserkünsten anfügt.
1599 Regierungsantritt Lothars von Metternich, der fast alle Landtage in Wittlich abhält und durch den Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann einen Justitiabrunnen im Burghof errichten lässt.
1613 stirbt der Dichter und Humanist Matthias Agricius in Himmerod.
1625 wegen widerrechtlicher Besetzung der reichsunmittelbaren Abtei Maximin durch den Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern ordnet Kaiser Ferdinand II. eine Exekution gegen den Kurfürsten an. Spanische Truppen rücken ins Erzstift ein, brandschatzen und plündern Wittlich. Am 10. November verzichtet der Kurfürst in Wittlich auf Maximin in Gegenwart des päpstlichen Gesandten Petrus Aloysius Caraffa.
1630 bis 1637 schlimme Pestjahre in Wittlich.
1635 bis 1645 Es ist dreißigjähriger Krieg. Wittlich seufzt unter der Last der Durchzüge und Besatzungen französischer, schwedischer, spanischer und kaiserlicher Truppen.
1636 stellt sich die Sankt-Sebastianus-Schützengilde auf eine rein kirchliche Bruderschaft um zur Pflege der Pestkranken und Unterstützung der Armen.
1641 beruft Weihbischof Otto von Senheim Franziskaner nach Wittlich zur christlichen Unterrichtung der Jugend. Erste Niederlassung im wachenheimischen Hause.
1645 Kurfürst Philipp Christoph von Sötern, von spanischen Truppen festgenommen, nach Wien gebracht, dann entlassen, empfängt vor seiner Rückkehr nach Trier in Wittlich Abgesandte der Trierer Bürgerschaft und Geistlichkeit.
1647 am 6. April explodiert der Pulverturm am Ausfluss des Mühlenbaches. Kirche, Rathaus, Burg, Stadttore, Hospital und zwei Drittel der Häuser geraten in Brand. Das Wachenheimische Haus bleibt verschont. Die Franziskaner müssen wegziehen, weil der Kurfürst dort einziehen will.
1652 Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen baut Burg und Kellnerei wieder auf. Er ruft die Franziskaner zurück, die das Anwesen der Braun von Schmittburg erwerben. Rathaus und Hospitalskapelle werden wieder aufgebaut.
1660 legen die Franziskaner den Grundstein zu einem neuen Klostergebäude mit Kirche.
1662 ist der Wohnflügel des Klosters fertig.
1673 setzt sich der französische General Fourille im Zuge der Réunionskriege Ludwig XIV. In den Besitz Wittlichs, bedrängt und brandschatzt die Gegend, vor allem die Klöster. Das Amt Wittlich hat 3000 Taler aufzubringen.
1675 zieht der Franzose ab.
1689 im pfälzischen Erbfolgekrieg wird Wittlich von den französischen Generälen Boeffleur und Crequi eingenommen und in Brand gesteckt. Burg Ottenstein wird unbewohnbar.
1707 entsteht am 30. April durch einen Kaminbrand eine Feuersbrunst, der die Pfarrkirche zum Opfer fällt.
1709 wird der Wiederaufbau der Kirche begonnen nach den Bauplänen des Hofbaumeisters Philipp Joseph Honorius von Ravesteyn.
1722 wird der neue Hofarchitekt Hans Georg Judas zum
Kirchbau hinzugezogen. Er baut den Turm fertig.
1723 ist die neue Sankt-Markus-Kirche vollendet.
1727 am 2. Mai wird die Pfarrkirche vom Weihbischof Johann Matthias von Eyß eingeweiht.
1735 am 20. Oktober beendet die Schlacht bei Clausen den
polnischen Erbfolgekrieg. Den Oberbefehl der deutschen Truppen hatte Prinz Eugen, die örtliche Gefechtsleitung Graf Friedrich Heinrich von Seckendorf. Die Verwundeten wurden nach Wittlich gebracht, von denen die Hälfte, 47 Mann, starb.
1756 verfügt Kurfürst Johann Philipp von Walderdorf den Abbruch der Burg Ottenstein.
1761 genehmigt der Kurfürst den neuen Schlossplan des
Franzosen Jean Antoine, Konkurrenten des Johann Seiz. Am 08. Oktober wird mit den französischen Unternehmern Cunymeaux und Francois der Bauvertrag, lautend auf 43000 trierische Taler,
abgeschlossen.
1762 am 29. März wird in Anwesenheit des Kurfürsten der
Grundstein zum Schlossneubau gelegt.
1763 am 28. August feierliche Einweihung und Besitzergreifung des Jagdschlosses Philippsfreude durch den Kurfürsten.
1792 am 3. August schlägt Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig auf dem Marsch nach Frankreich bei Wittlich für 80.000 preußische und österreichische Truppen ein Lager auf. Am 20. September war die Kanonade von Valmy.
1794 rücken französische Revolutionstruppen in Wittlich ein. Die kurfürstlichen Wappen über den Stadttoren und Kirchenportalen werden zerschlagen. Das kurtrierische Amt Wittlich wird aufgelöst. Letzter Amtmann ist Freiherr Heinrich von Thünefeld. Die
Franziskanerniederlassung wird aufgehoben, das Kloster teilweise abgerissen.
1798 eine Volkszählung ergibt für Wittlich 1505 Einwohner.
1804 am 17. Februar kommt das Schloß Philippsfreude unter den Hammer, Gebäude, Stall und Garten für 1.200 Taler. Es wird niedergerissen. Wo es stand, wird ein Viehmarkt angelegt.
1815 am 15. Mai kommt Wittlich mit dem Regierungsbezirk Trier zu Preußen. Erster Landrat ist Karl Schumm. Das Restgebäude des ehemaligen Franziskanerklosters wird zum Gebrauch einer Elementarschule von der Stadt angekauft.
1825 Wittlich zählt 323 Häuser, 2.142 Einwohner, darunter 90 Juden. Die Ringmauern und teilweise auch die Stadttore werden abgetragen. Die Tore werden nachts nicht mehr geschlossen.
1831wird das Hospitalanwesen in fünf Losen versteigert, die Hospitalskapelle wird Synagoge.
1848 revolutionäre Bewegung in Wittlich. Die Stadt hat 2.815 Seelen.
1849 am 18. Mai Erstürmung des Prümer Zeughauses unter starker Wittlicher Beteiligung.
1850 vom 7. bis 19. Januar: Kriminalprozedur gegen Dr. Carl Grün und Genossen wegen Hochverrats beziehungsweise Plünderung des Zeughauses zu Prüm, verhandelt vor der Assisen zu Trier.
1852 Gründung einer evangelischen Gemeinde in Wittlich. Sie hält ihren Gottesdienst in der Oberförsterei ab.
1856 Bau der evangelischen Kirche.
1866 fallen im Kriege gegen Österreich zwei Wittlicher.
1868 wird das neue Hospital an der Trierer Landstraße bezugsfertig.
1870 und 1871 starben im deutsch-französischen Krieg fünf Wittlicher den Heldentod.
1879 wird die Moselbahn Trier - Koblenz eröffnet.
1885 am Samstag, dem 11. April: Eröffnung der Strecke
Wengerohr-Wittlich.
1904 hat Wittlich 4.300 Einwohner, mit Seminar, Lungenheilanstalt und Gefängnis 5.280 Bewohner, 700 Häuser, 60 Hektar Weinberge, 734 Hektar Wald.
1910 wird die neue Synagoge ihrer Bestimmung übergeben. Am 30. Juni Eröffnung der Bahnstrecke Wittlich-Daun.

Vor dem ersten Weltkrieg macht diese kleine Stadtchronik halt, weil dann doch, für den ganzen Erdball spürbar, ein neuer Zeitabschnitt beginnt, und für die Älteren im Rückblick die gute, alte Zeit vorbei ist. Es treten von nun an auch in der Beurteilung der politischen Ereignisse vielfach sich widersprechende Meinungen auf, und es tut nicht gut, solche Zwiespältigkeiten in kaltschnäuzigen Annalen unterzubringen. Die bisherige für Wittlich an Jahreszahlen immerhin reichhaltige kleine Stadtchronik dürfte zur Beschäftigung, ja, Beflügelung der Phantasie geschichtlich veranlagter Naturen vollauf genügen, um das nunmehr dargebotene historische Knochengerippe mit dem Fleisch und Speck saftigen Lebens zu umgeben und auszufüllen.

700 JAHRE STADTRECHTE
Wittlicher haben zu früh gefeiert
Historiker: Jubiläum steht erst in diesem Jahr an

Von unserer Mitarbeiterin NORA JOHN

WITTLICH. Vor wenigen Jahren feierten die Wittlicher bereits das Jubiläum 700 Jahre Stadtrechte. Zu früh, wie der Trierer Universitätshistoriker Winfried Reichert mit einem Festvortrag in der Synagoge belegte.

Die Arbeit des Historikers ist mühsam. Aus verschiedenen Quellen muss er seine Thesen zusammentragen und interpretieren. Auch der Trierer Universitätshistoriker Winfried Reichert hat sich diese Mühe gemacht. Seine Ergebnisse legte er während einer Feier in der Synagoge dar, zu der Stadtbürgermeister Helmut Hagedorn eingeladen hatte.

Sein Fazit: Rudolf von Habsburg habe 1291auf Bitten des Trierer Erzbischofs Boemond fünf Städten in der Diözese Trier die Stadtrechte verliehen. Doch Winfried Reichert berichtet dem Publikum in der Synagoge auch von einem Diplom des Trierer Erzbischofs Dieter von Nassau aus dem Jahr 1300, das sich mit der Verleihung städtischer Freiheiten befasst.

Neun Jahre Unterschied
Auf diese Urkunde ging der Wissenschaftler genauer ein und gründete darauf seine These, dass Wittlich eigentlich erst jetzt das große Jubiläum feiern dürfte. Der damalige Erzbischof Boemond habe bereits 1291 eine Befreiung Wittlichs ins Auge gefasst, so Reichert. Realisiert worden sei dieses Vorhaben aber erst durch den Erzbischof Dieter von Nassau im November 1300.

Während die Urkunden von 1291 - für Mayen, Bernkastel, Saarburg und Welschbillig sind sie noch im Original erhalten - belegen, dass die Stadtrechte vom König von Habsburg verliehen wurden, blieb es neun Jahre später Sache des Erzbischofs, diese Vollmacht zu nutzen.

Reichert zitierte aus dem Diplom von 1300 einige Passagen: Dieter von Nassau verlieh hierin ausdrücklich, jene Freiheit, deren sich andere Städte des Stiftes Trier schon länger erfreuen. Weiterhin wird Wittlich bezeichnet als Dorf, das jetzt eine Stadt ist. Für die Wittlicher Bürger bedeutete es den Beginn der kommunalen Selbstverwaltung.

Reichert ging auch auf die Inhalte des Diploms ein, das der Besserung des Standes der Bürger und auch zur Mehrung seiner und seines Stiftes Rechte und Freiheiten beitrug. Die zehn Punkte sind aus heutiger Sicht aber nicht ganz einfach zu verstehen und bedürfen wie die meisten geschichtlichen Quellen der Deutung durch einen Fachmann. Unter anderem wurden die Bürger verpflichtet, ihre Stadt mit Mauern, Gräben, Toren und Riegeln zu befestigen. Auch der Wein hatte schon damals eine besondere Bedeutung.

Quellen bedürfen fachmännischer Deutung
So durfte zwischen dem ersten Januar und dem Beginn der Fastenzeit nur der Bannwein des Erzbischofs verkauft und gezapft werden und jeder Bürger sollte jedes Jahr neun Fuder Wein an die erzbischöflichen Burgleute oder Vasallen zahlen. Trotz der Betonung der Bürgerrechte sicherte sich der Erzbischof ergiebige Einkünfte. Obwohl die Bürger mit ihrem Besitz von Abgaben befreit wurden, erhielt Dieter von Nassau einen Betrag von jeder Feuerstelle, Standgebühren aus der neue errichteten Markthalle, Gerichtsbußen oder Markt- und Transitzölle.

Die Bürger und der Bischof
Reichert erklärte, dass die Initiative für die Verleihung der Stadtrechte wohl von den Bürgern ausgegangen sei. Der Historiker geht davon aus, dass den Wittlichern die Neubesetzung des Bischofsamtes in Trier als günstiger Zeitpunkt erschien, um das Recht für den Bau einer Stadthalle nachzusuchen und mit diesem Anliegen auch die Bitte um die Verleihung der Stadtrechte zu verbinden.

INTRINET-Trierischer Volksfreund Online vom 18. November 2000

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Historische Ortsbilder /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.888606
lat: 49.985555
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.wittlich.de/

Datenquellen
DuMont Reiseführer: Die Eifel, 1994 und INTRINET-Trierischer Volksfreund Online vom 18.11.00

Bildquellen
Bild 1: © Siegfried Haack, Wittlich, 2006. http://www.siegfried-haack.de/
Bild 2: © Siegfried Haack, Wittlich, 2006. http://www.siegfried-haack.de/

Stand
Letzte Bearbeitung: 14.10.2006
Interne ID: 119
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=119
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