Gründungssage

Ehrang-Quint, Stadt Trier

Beschreibung
In seinem Schloss in Pfalzel lebte Graf Siegfried mit seiner Gemahlin Genoveva recht zufrieden und glücklich. Da rief der Frankenkönig Karl Martell seine Ritter zum Kampfe gegen die Feinde der Christenheit, und Graf Siegfried musste von der leiderfüllten Genoveva scheiden. Den starken Ritter Golo ließ er zu ihrem besonderen Schutze zurück. Mit der schönen Herrin oft allein, entbrannte bald Golo in teuflischer Begierde nach derselben. Doch als Genovevas treuer Sinn in allen Versuchungen standhaft blieb, wandelte sich des Dieners Leidenschaft in Hass. Der Ungetreue bezichtige Genoveva der Untreue und erwirkte von ihrem Gemahl das Todesurteil. An einem trüben Herbstmorgen brachten zwei Knechte Genoveva die Kyll entlang zur Richtstätte im tiefen Pfalzeler Walde. Der eine trug das jammernde, in des Herren Abwesenheit geborene Knäblein Schmerzensreich; der andere stützte die weinende Herrin. Am Eingang des Waldes, an der heutigen Kyllbrücke, sank diese in tiefer Ohnmacht zur Erde. Als sie erwacht, noch einmal ihren Blick über das herrliche Land schweifen ließ, übermannte sie all ihr Weh und sie warf ihrem Gemahl zürnend den Ehering in die Wogen der Kyll. Da die Knechte mit ihrer unglücklichen Herrin Erbarmen hatten, ließen sie ihr das Leben. Sieben Jahre hauste die Pfalzgräfin dann mit ihrem Sohne in der Genovevahöhle mitten in der unwegsamen Wildnis des Pfalzeler Waldes. Gott stand ihr in diesen Jahren mit seiner Gnade und Wunderkraft bei und sogar die unvernünftigen Tiere mussten ihr dienen. Mittlerweile hatte sich aber auch der Sinn des Grafen wunderbar gewandelt und Siegfried glaubte längst nicht mehr an Genovevas Untreue.
Eines Tages brachte ein Fischer einen großen Hecht aus der Kyll für die Tafel des Herrn. Beim Zurichten fand man in seinem Magen einen blinkenden Ring, den der Graf bald als den Ehering seiner Gemahlin erkannte. Da wollte er vor Leid fast verzweifeln. Gebeugt und von seinem Gewissen gequält ging er lautklagend umher. Um ihn aufzumuntern, rüstete Golo zur Jagd in den Pfalzeler Wald. Im eifrigen Jagen sah der Graf auf einmal eine stattliche Hirschkuh, der setzte er nach und verfolgte sie so lange, bis das Tier endlich in der nahen Genovevahöhle Zuflucht suchte. Der nacheilende Graf fand vor der Höhle seine Gemahlin und den Sohn. Genoveva ging dann zum
letzten Male in die Höhle und dankte Gott. Darauf nahm sie der Graf bei der Hand, ein edler Ritter trug das Kind, und so schritten sie langsam heimwärts. Die Hirschkuh folgte wie ein zahmes Lämmlein und vieltausend Vöglein zwitscherten hinterher. Am Waldessaum, wo Genoveva einst schmerzbewegt ihren Ehering in die Kyll geworfen, trafen sie den Wagen, der ihnen von Pfalzel entgegenkam. Dabei war viel Volk, das sie mit Ehren heimgeleiten wollte. Ehe sie einstiegen, entnahm der Graf seiner Tasche den auf so wunderbare Weise wiedergefundenen Ehering und reichte ihn strahlenden Auges aufs neue seiner Gemahlin. Dann fielen ihre Blicke auf die dürftigen
Bauern- und Fischerhütten jenseits der Kyll. Dankbar gelobten sie, diesen Hütten und ihren Bewohnern ihre besondere Huld zu erzeigen und hier einen großen, mit Mauern geschützten Ort zu gründen, der Ehring heißen sollte.
© Nikolaus Mohr

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.686042
lat: 49.809885
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.ehrang.de/

Datenquellen
Homepage der Johannes-Amos-Comenius-Realschule Trier / Nikolaus Mohr

Bildquellen
Bild 1: Wanderungen durch den Meulenwald
Bild 2: http://www.bng.nl/ngw/int/dld/germany.htm

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2003
Interne ID: 1905
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1905
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