Bernkasteler Schweiz

Bernkastel, Stadt Bernkastel-Kues

Beschreibung
Der Tiefenbach, der hoch oben zwischen Longkamp und Gonzerath seinen Ursprung hat, mündet bereits nach anderthalbstündigem Lauf bei Bernkastel in die Mosel.
Auf der Hochebene ist er noch ein kleines, sich mühsam durch die Wiesen schlängelndes Bächlein und heißt Kärletschbach. Je mehr er sich der Mosel nähert, wird er ein wilder Bursche. Wir können ihm das nicht übel nehmen, denn es war ihm nicht leicht, sich in dem harten Schiefergestein ein notdürftiges Bett zu nagen. Wird und trotzig treten ihm im Unterlaufe die gewaltigen Berghänge der Bernkasteler Schweiz in den Weg. Einzelne der Felsschroffen bedrohen ihn samt der Landstraße, die man hier mühsam in die Hänge einsprengen musste, um ihr überhaupt einen schmalen Platz zu ermöglichen.
Das Bächlein ist auf einer Stelle genötigt, einen massiven Bergvorsprung zu durchnagen und in tosendem Wasserfalle in die Tiefe zu stürzen. Schäumend schlagen seine Wasser an hartem Felsen an und fallen sich überschlagend und zerstäubend den hohen Stein hinab.

Man sieht es ihm an, wie es sich aufgeregt hat und wie es sich beim Weiterlaufen zunächst schlecht beruhigen kann. Hier verhält der Wanderer seinen Schritt. Sein Auge kann die Schönheit dieses Fleckchens Erde nicht auf einmal fassen. Hier kann er sich trunken sehen.

Steil über dem rauschenden Wasserfall erhebt sich auf der angenagten Felszacke das Tinkeler Heiligenhäuschen. Trotzig behauptet es den ihm karg zugemessenen Platz. Man vermeint, es müsste doch eines Tages vom Schwindel erfasst werden und in den Wasserfall hinabstürzen. Ein zünftiger Gelehrter, der Professor Dr. Steiner vom Provinzialmuseum Trier, glaubte diesen Fels als altgermanische Kult- oder Opferstätte ansprechen zu können.

Ähnliche Stätte und vereinzelte Steine trifft man im Trierer Lande noch mehrere. Sie heißen Hinkersteine (Hinkelstein und Hinkelhaus im Ruwertal). Im Volke hieß der Fels im Tiefenbachtale det Hinkel, und die Bequemlichkeit in der Aussprache leitete mit der Zeit über zu 't Hinkel beziehungsweise Thinkel. Als dann noch das h als überflüssig weggelassen war, blieb unser heutiges Tinkel.

In der Umgebung dieser Kapelle reiht sich Bergkuppe an Bergkuppe: steil fallen die Abhänge an die Landstraße und an den Tiefenbach hinab. Sturzbäche, die sich nach starken Regenfällen bildeten, haben die Hänge durchfurcht und den Boden samt Steinen und Geröll ins Tal befördert; die höchsten Spitzen der Berge ragen kahl ins Himmelblau.
Von einer glänzt das Goldene Kreuz weit in die Gegend. Es ist kein prunkvolles Stück, sondern ein aus zwei einfachen Kanthölzern gefertigtes Balkenkreuz mit vergoldetem Vorderteil. Man denkt bei seinem Anblick ohne weiteres an die Mühe, die es gekostet haben mag, es dort auf schwindelnder Bergeswand aufzurichten. Wir wissen nicht, wann und von wem es aufgestellt wurde; auch die Sage hat sich nicht des Kreuzes bemächtigt, es sei denn in dem nachfolgenden kurzen Bericht:

Vor Jahren erzählte mir der Bernkasteler Heimatforscher Josef Dillinger, das Goldene Kreuz habe vor gar nicht allzu vielen Jahren ein Bernkasteler Schreiner aus der Vorstadt auf den Berggrat gestellt. Als dieser Handwerksmann zu Jahren gekommen, habe er seinen Beruf aufgegeben und aus seiner Hobelbank das Kreuz geschreinert, was er wohl in Erfüllung eines zur Notzeit gemachten Versprechens getan habe.

Vom Tinkeler Heiligenhäuschen beziehungsweise vom Wasserfalle aus nicht zu sehen, ist das Steinern Kreuz. Es steht etwa 200 Meter weiter talaufwärts auf einer Felsennase der linken Bachseite. Nach der Sage hat es ein Ritter von Hunolstein zum Danke für wunderbare Errettung aus Todesgefahr aufrichten lassen.

In Wirklichkeit ist die Sache nüchterner. Das Kreuz ließ der Pastor von Longkamp, Stephan Schönes, ein geborener Monzelfelder, im Jahre 1747 aufstellen. Er wohnte als Verwalter der Filiale Longkamp in Bernkastel und musste häufig an der Stelle vorbei. Über die Errichtung schrieb er in das Kirchenbuch von Longkamp den Vermerk:
Anno 1747, den 4. Oktober, habe ich das steinerne Creutz bey Tinckell auf die Hohe Feltz aufsetzen lassen und zwar in honorem Exaltationes sta'xis (zur Erhöhung des heiligen Kreuzes). Stephanus Schönes p. Temp. in Longcampff. Im selbigen Jahr hab auch die Kirch zu Longcampff zu Bauen angefangen und den Bau auch glücklich Vollendet.
Dieser Stephan Schönes wurde noch in demselben Jahre 1747 Rektor des Hospitals zu Kues.
Er war es, der an dem Hospital viele Um- und Neubauten vornehmen ließ. So zum Beispiel den Rektorbau mit dem Haupteingang, dann aber wegen Verschwendungssucht als Rektor abgesetzt wurde. Wirft man vom Wasserfall auch noch einen Blick talabwärts, so sieht man die Ruine Landshut, die ehemalige Bernkasteler Burg des Trierer Landesherrn, und von ihr erhöht links seitwärts das Canisiushaus.

Die Landstraße von Bernkastel nach Longkamp ist als kleines Kunstwerk anzusprechen. Man hat den Teil durch die Bernkasteler Schweiz in den Jahren kurz nach 1870 durch Pioniere einsprengen lassen. Am Wasserfall vorbei sind die Sprenglöcher noch sichtbar. Den Bach hat man durch mitunter recht hohe Futtermauern einengen müssen. Auf seiner linken Seite verläuft auch noch der alte Tinkeler Weg mit teilweise erheblicher Steigung. Er stellt die alte Straße nach dem Hunsrück dar, dient aber nur mehr dem Fußgängerverkehr. [1]

Schweiz (Landschaftsbezeichnung)
Weltweit gibt es die Bezeichnung Schweiz in Namen von Landschaften (Choronymika, Raumnamen) oder anderen Landschaftsobjekten.

Grundlagen: Die Bezeichnung Schweiz gibt es mindestens 191-mal, davon allein 105-mal in Deutschland. Das hat Schweiz Tourismus, die nationale Marketing- und Verkaufsorganisation der Schweiz, ermittelt und auf einer Tafel neben dem Schweizer Bundeshaus aufgezeigt. Die Neue
Zürcher Zeitung hat sogar 233 Verwendungen gezählt. Philippe Frei zählt in seiner Studie insgesamt 540 Schweiznachbenennungen.

Oftmals wurde in der Zeit der Romantik eine ansprechende, topografisch bewegte Landschaft mit "Schweiz" überhöht. VerschiedeneTourismusregionen wählten – unabhängig von ihrer Topografie – den Zusatz "Schweiz" aus Marketinggründen, steht die Bezeichnung doch
auch allgemein für landschaftliche Schönheit, Wohlstand und ein gut organisiertes Staatswesen. Auch Schweizer Auswanderer verweisen
auf diese Weise auf ihre Heimat. Der in Dresden wirkende Kunstmaler Adrian Zingg beispielsweise fühlte sich im Elbsandsteingebirge an die Berge des Jura erinnert.

Die Inflation des Begriffs beschreibt schon Theodor Fontane, in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg spottete er über die
Mode seiner Zeit, hügelige Seenlandschaften mit dem Synonym des Berglandes zu belegen: "Die Schweize werden jetzt immer kleiner, und so gibt es nicht bloß mehr eine Märkische, sondern bereits auch eine Ruppiner Schweiz."

Ironisch-politisch meinte Friedrich Dürrenmatt: "Die Welt wird entweder untergehen oder verschweizern."

Am 22. September 1992 wurde neben dem Bundeshaus in Bern ein Steingarten des Berner Künstlers und Bluesmusikers George Steinmann
namens Das Gleichgewicht der Dinge eingeweiht. Er enthält 44 Steine, die aus Regionen aus allen fünf Kontinenten stammen, welche den
Ausdruck "Schweiz in ihrem Namen tragen. [2]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Naturlandschaften /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.074861
lat: 49.910693
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der Burg

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernkastel-Kues

Datenquellen
[1] Heimatkalender 1957 Nik. Thiel
[2] Seite "Schweiz (Landschaftsbezeichnung)". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. Dezember 2017, 18:54 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schweiz_(Landschaftsbezeichnung)&oldid=172306916 (Abgerufen: 23. März 2018, 17:36 UTC)

Bildquellen
Bild 1: © Franz-Peter Kropp, Bernkastel-Kues, http://www.net-art.net/kropp/

Stand
Letzte Bearbeitung: 28.08.2007
Interne ID: 447
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=447
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